Detailansicht

MuD Tierschutz: MiniAbeR - Praxis-Erfahrungen aus der Geflügelmast

Mit gezieltem Hygienemanagement können Betriebe den Antibiotikaeinsatz reduzieren. Viele Mastbetriebe setzen bereits auf umfassende Hygienemaßnahmen – doch selbst bei hohem Standard können unsichtbare Erregerquellen im Stall bestehen bleiben. Das zeigt das Beispiel eines Geflügelmastbetriebes, der durch mikrobiologische Untersuchungen (Spot-Sampling) und darauf abgestimmte Maßnahmen die Tiergesundheit nachhaltig verbessern konnte.

Hygiene in der Fütterung ist wichtig. Bild:

Hygiene in der Fütterung ist wichtig. Bild: 

Ausgangssituation: Multifaktorielle Belastungen

Der Betrieb hielt ursprünglich die Rasse Ross 708 in höherer Besatzdichte. „Wir hatten damals eine relativ hohe Sterblichkeitsrate einhergehend mit einem hohen Arzneimitteleinsatz“, so der Landwirt. Erst durch die Zusammenarbeit mit einem auf Geflügel spezialisierten Tierarzt und die Einbindung von Forschungspartnern konnte eine Trendwende eingeleitet werden.

Spot-Sampling deckt versteckte Erregerquellen auf

ImRahmen eines rückblickenden Interviews wurde im MuD Tierschutz-Projekt ein Landwirt befragt, der an einem vorausgegangenen Projekt teilgenommen hat (HyReKa, das sich mit dem „Risikomanagement neuer Schadstoffe und Krankheitserreger im Wasserkreislauf (RiSKWa) im Förderprogramm „Nachhaltige Wasserwirtschaft“ (NaWaM) befasste). Auf dem Betrieb wurden mikrobiologische Proben aus verschiedenen Stallbereichen genommen: Wasserleitungen, Sprühkühlanlage, Tränken sowie Proben von Kükenlieferungen.
Dabei wurden resistente Enterobakterien bereits in den Eintagsküken nachgewiesen. Zusätzlich fanden sich in den Wasserleitungen und in der Sprühbenebelungsanlage hohe Gehalte an Pseudomonas aeruginosa. Diese Erreger können Sekundärinfektionen auslösen, wenn die Tiere vorher schon geschwächt sind. 

Maßnahmen und Verbesserungen

Auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse wurden laut Landwirt verschiedene Schritte seit der Probennahme umgesetzt:
•    Optimierung der Tränkehygiene: Anpassung von Desinfektionsmitteln (z. B. höhere Konzentration und Einwirkzeit).
•    Technische Lösungen: Installation eines automatischen Spülsystems mit Rückschlagplatten, um Rückfluss in Leitungen zu verhindern.
•    Sprühbenebelungsanlage im Fokus: Reinigung, Desinfektion und regelmäßige Kontrolle der Kühlanlage, um Biofilme und Keime nachhaltig zu reduzieren.
•    Lieferantenwechsel: Wechsel der Brüterei zur Verbesserung der Ausgangsgesundheit der Küken.
•    Fütterung: Einsatz von eigenem, angesäuertem Getreide zur Unterstützung der Verdauung und Fußballengesundheit.
•    Bestandsmanagement: Umstellung auf Tierwohl-Standards mit geringerer Besatzdichte (von knapp 40.000 auf etwa 33.000 Tiere).

Das Ergebnis: Deutlich verbesserte Wasserqualität, stabilere Tiergesundheit und sinkender Antibiotikaeinsatz. „Wenn man keine kranken Herden bekommt, hat der Gesundheitsstatus unserer Tiere einen nachhaltig positiven Lauf genommen“, resümiert der Landwirt.

Wichtig: Dranbleiben und regelmäßig kontrollieren

Trotz bestehender Routinen bleibt die kontinuierliche Überprüfung entscheidend. Der Landwirt betont:

„Wichtig ist, dass man dranbleibt, immer mal wieder Proben nimmt, noch selber durch den Stall geht und dann sieht, ob die Tiere gesund sind oder nicht.“

Auch wenn viele Maßnahmen greifen, sind Rückfälle möglich. Mit einem guten Gesundheitszustand als Ausgangslage lässt sich jedoch schneller und gezielter reagieren.

Fazit

Das Beispiel zeigt: Selbst bei etablierten Hygienemaßnahmen ist Spot-Sampling ein Schlüsselinstrument, um versteckte Erregerquellen wie Wasserleitungen und Sprühbenebelungsanlagen zu identifizieren und auszuschalten.
Nur so lassen sich die Tiergesundheit stabilisieren und Antibiotikaeinsätze nachhaltig reduzieren.

 

Nach oben
Nach oben