Zurückhaltend beurteilen Forschende des Thünen-Instituts die internationalen Marktchancen von deutschem Schweinefleisch, das unter höheren Tierwohlstandards produziert wurde. Zwar könne das Exportpotential für hiesiges Tierwohl-Schweinefleisch nicht abgeschätzt werden, da noch verschiedene Verbraucheruntersuchungen ausstünden. Erste Ergebnisse wiesen allerdings bereits darauf hin, "dass die Vermarktung deutschen Tierwohl-Schweinefleisches auf internationalen Märkten eine Herausforderung darstellen wird", so Dr. Inken Christoph-Schulz und Rebecca Derstappen vom Thünen-Institut für Marktanalyse.
Tierwohl spielt kaum eine Rolle
Im Rahmen der erarbeiteten Studie wurden in Italien, Polen, Japan und Südkorea Experteninterviews mit Wissenschaftlern sowie Im- und Exporteuren von Schweinefleisch durchgeführt. Die Experten hätten dabei angegeben, dass Tierwohl in allen vier Ländern eher eine untergeordnete Rolle spiele. Zwar sei betont worden, dass die jüngere Generation in Italien und Polen an dem Thema interessiert sei. Dennoch werde das Wissen der Bevölkerung über Tierwohl als sehr begrenzt angesehen.
Herkunft, Qualität und Preis wichtiger als Tierwohl
In Japan und Südkorea werde Tierwohl laut Aussagen der Interviewten nicht in der Gesellschaft thematisiert. Daher hätten die Experten gefolgert, dass weder Verbraucher noch die Fleischindustrie zum jetzigen Zeitpunkt an diesem Thema interessiert seien. Wichtiger als das Tier seien die Herkunft des Fleisches, dessen Qualität und der Preis.
Nach Auffassung der Forschenden des Thünen-Instituts müsste vor allem in Asien Tierwohl als Qualitätsaspekt definiert werden, der beispielsweise den Geschmack oder die Qualität verbessere. Zudem verwiesen sie auf die Empfehlungen aller Interviewten, in den jeweiligen Ländern Informationskampagnen durchzuführen, um das Thema „Tierwohl“ den Verbrauchern näher zu bringen.