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Während der Umbaumaßnahmen und in der darauffolgenden Zuchtphase offenbarten sich zahlreiche Herausforderungen. Diese wurden individuell und kreativ gelöst.
Eine Herausforderung der Haltungseinrichtungen in Betrieb A war eine optimale Steg-, Auftrittsbreite zu finden. Dabei gilt es eine Balance zu wahren, zwischen gut umsetzbarer Hygiene und den physiologischen Anforderungen von Kaninchen. Schmale Stege begünstigen ein Durchfallen von Kot und einen guten Abfluss von Urin in einen leicht zu reinigenden Sammelbereich; Damit ist ein hygienischer Laufbereich für die Kaninchen gut umsetzbar. Andererseits erhöhen schmale Stege den punktuellen Druck auf die empfindlichen Füße der Tiere.
Zu Beginn wurde in Betrieb A für den Laufbereich eine Stegbreite von 11 mm aus Polyoxymethylen (POM) gewählt, um die Hygiene in den Fokus zu rücken (siehe Abbildung 1). Darauf reagierten die Kaninchen jedoch mit massiven Technopathien der Pfoten: Angefangen mit Verfärbungen der Pfoten wurden im weiteren Verlauf alle Grade von Pododermatitiden (Entzündung der Pfoten(haut)), bis hin zu eitrigen Abszessen beobachtet.
Böden mit 11 mm Spaltenweite (+ 15% perforierten erhöhten Ebenen), gemäß TierSchNutztV, haben sich in diesem Betrieb somit als hygienisch problematisch erwiesen.
Daraufhin wurde ein komplett neues Profil entwickelt und eingebaut. Dieses besitzt eine Tropfenform unterhalb der Lauffläche (siehe Abbildung 2) und verfügt über eine konvexe Oberfläche, von der Urin abfließen kann. Sowohl Steg- als auch Schlitzweite betragen 11 mm. Die Querstege sind 1 mm starke Edelstahlstangen, die den Verschmutzungsgrad minimieren. Dieses Profil hat den Vorteil, dass es nur von oben gereinigt werden muss, wodurch die Arbeitsbelastung reduziert wird. Feuchtigkeit durch Urin oder bei der Reinigung läuft durch die Tropfenform ab und die Oberfläche bleibt trockener. Dadurch konnten Technopathien an den Pfoten (Pododermatiden) vermindert werden.
Der Umbau der Bodenprofile ging außerdem mit einer Leistungssteigerung einher. Alle durchgeführten Würfe auf dem neuen Profil setzten mehr Jungtiere pro Häsin ab.
Beim Boden der erhöhten Ebene, der auch als Abdunkelung für darunter liegenden Bereiche dient, wird weniger Spaltbreite angestrebt. Abgedunkelte Bereiche sind wichtig für das Wohlbefinden der Häsinnen, da sie als Rückzugsort und Ruheplatz genutzt werden. Aber auch die erhöhten Ebenen selbst werden als Rückzugsmöglichkeit genutzt. Eine zu starke Perforation der erhöhten Ebenen führt dazu, dass zu viel Licht in die darunterliegenden Rückzugsbereiche gelangt. Gleichzeitig dürfen aber auch hier Kot und Urin nicht stehen bleiben.
Die 15% perforierte Fläche der erhöhten Ebene wurde deshalb in Betrieb A dahingehend modifiziert, dass die Perforation anders verteilt wurde, dadurch entstanden teilperforierte Flächen. Die neugestalteten erhöhten Ebenen waren sauberer als die Vorgängerversion, wenn auch immer noch z. T. stark verschmutzt, denn einige der Häsinnen legten ihren Kotplatz auf den Ebenen an, wodurch eine regelmäßige manuelle Reinigung nötig wurde.
Die Futterversorgung wurde über zwei Tröge umgesetzt. In einem Trog wurde Raufutter (kurzgehäckseltes Heu) und einem anderen pelletiertes Kraftfutter zur freien Verfügung angeboten. Das Raufutter diente dabei auch der Beschäftigung.
Schnell fiel auf, dass die Jungtiere sich gerne in den Trögen aufhielten. Dadurch entstanden Verunreinigungen durch Kot und Urin. Abhilfe schufen Metallbügel, die eine Futteraufnahme erlaubten, aber den Jungtieren den Zugang versperrten.
Die mit Hobelspänen eingestreuten Wurfkästen wurden den Häsinnen sieben Tage vor dem Wurftermin zur Verfügung gestellt. Dies erwies sich jedoch als Problem, da die Häsinnen in der Wurfbox Kot und Urin absetzten und die Einstreu deshalb häufig ausgetauscht werden musste. Weiterhin wurde Einstreu häufig aus der Box herausgekratzt. Auch eine 80 mm hohe Schwelle am Übergang zur Grundfläche verhinderte dies nicht. Trotz erhöhtem Personalaufwand kam es vor, dass Jungtiere in verschmutzten oder zu wenig eingestreuten Boxen geboren wurden.
Die Umsetzung der Forderung der Verordnung, den Wurfkasten bis zum Ende des Absetzens zur Verfügung zu stellen, führte zu weiteren Problemen mit stark verschmutzter Einstreu.
Mit zunehmender Mobilität wechselten die Jungtiere häufig die Wurfboxen (siehe Abbildung). Dadurch hielten sich teilweise bis zu 40 Jungtiere in einer Wurfbox auf. Starke Jungtiere verdrängten schwächere vom Gesäuge der Zuchthäsinnen, sodass die Totalverluste stiegen und die Absetzgewichte sehr unterschiedlich ausfielen. In der Folge war ein mangelnder Zugang zum Gesäuge während des gesamten Untersuchungszeitraums eine Hauptursache für Verluste.
In Betrieb B beeinflussten die Vorerfahrungen mit massivem Kannibalismus die Haltungsbedingungen deutlich. In den Phasen mit Jungtieren wurden die Häsinnen mit ihrem Wurf in Einzelhaltung untergebracht, die restliche Zeit lebten sie in Gruppenhaltung mit Auslauf ohne Rammler. Die Rammler wurden gezielt erst für einen Natursprung hinzugegeben.
Haltungsphasen in Betrieb B:
Da Betrieb B nach Naturland Richtlinien wirtschaftet, ist eine erneute Belegung der Häsinnen erst nach Absetzen der Jungtiere möglich. Es waren also Stallungen nötig, die eine Einzelhaltung von tragenden Häsinnen bis zum Absetzen nach ca. 45 Tagen dienten. Dafür wurden Doppeltürme aus zwei Einzelhaltungssystemen gebaut, die mit einer passgenauen und eingestreuten Kotwanne am Boden jeder Box ausgestattet waren (siehe Abbildungen).
Die Gesamtgrundfläche der Boxen betrug 7200 cm². Mit eingesetzter Wurfbox verringerte sich diese Fläche auf 6150 cm². Die Wurfboxen waren mobil und an der Vorderseite mit Scharnieren und magnetischen Verschlüssen versehen, um die Tierkontrolle zu vereinfachen. Eine erhöhte Ebene wurde 35 cm über der Grundfläche angebracht (siehe Abbildung).
Für alle Ställe wurde eine automatisierte Wasserversorgung verbaut. In Form einer Ringleitung wurde Trinkwasser zu den Einzelhaltungen geführt und stand den Kaninchen dort über Tränkenippel zur Verfügung. Dies reduzierte den Personalaufwand.
ine Gruppenhaltung fand in Betrieb A mit je drei oder fünf Häsinnen statt und wurde mit zwei Gruppen in herkömmlichen Haltungen (Einzelhaltung auf Drahtgitterböden) verglichen.
Die Gruppenhaltung wurde dann wieder bis 1 - 2 Tage vor dem nächsten Werfen aufrechterhalten.
Die frühe Regruppierung sollte zu weniger Rangkämpfen führen; Dieser Effekt blieb jedoch aus. Außerdem war eine Regruppierung am Tag der künstlichen Besamung nicht arttypisch, weshalb die frühe Regruppierung nach sieben Durchgängen abgebrochen wurde.
Die kleinere Gruppengröße mit drei Zuchthäsinnen pro Wurfzeitraum erwies sich als vorteilhaft. Die Rangordnungskämpfe fielen geringer aus und es wurden weniger schwache Junge durch die bereits beschriebene Mobilität der Jungtiere verdrängt. Das Leistungsniveau aller Durchgänge war durchschnittlich jedoch niedriger als bei den Vergleichsgruppen mit herkömmlicher Haltung.
Ein Nachteil der Gruppenhaltung zeigte sich in Betrieb A bei einem Durchgang: Hier kannibalisierte ein Weibchen die Würfe aller übrigen Häsinnen.
Die Gruppenhaltung in Betrieb B verlief zuerst positiv. Zugekaufte Häsinnen integrierten sich mit minimalen Rangordnungskämpfen. Die Haltungsanreicherungen, wie die erhöhten Ebenen, der Auslauf oder verschiedene Bretter ermöglichten ein Ausweichen der Häsinnen, wenn es nötig war. Dadurch war das Zusammenleben insgesamt harmonisch: es wurde gemeinsames Liegen, Sonnen und Fressen beobachtet.
Die erhöhte Ebene wurde in diesem Betrieb gut angenommen, auch von Jungtieren. Vermutlich ist dies auf ein Aufwachsen in einer stark angereicherten Umgebung zurückzuführen.
Auch der Mensch-Tier-Bezug war intensiver als in anderen Haltungen. Die Tiere waren nur selten schreckhaft und zeigten kein Fluchtverhalten während der Tierbetreuung.
Dennoch verstarben teilweise 70 % der zugekauften Häsinnen noch in der Zukaufs-Quarantäne und die überlebenden Häsinnen wurden häufig nicht tragend. Da die Gruppenhaltung als positiv bewertet wurde, stand ein Infektionsgeschehen unter Verdacht. Und tatsächlich verendeten immer mehr Jungtiere mit massiven Darmentzündungen oder mussten notgetötet werden. Eine Behandlung auf Kokzidiose brachte eine vorrübergehende deutliche Besserung.
Neben der tierärztlich verordneten Kokzidienbehandlung wurde das Tränkewasser mit Ameisensäure und Apfelessig angesäuert und zusätzlich Kamillen- und Fencheltee angeboten. Eine messbare Besserung des Infektionsgeschehens trat erst auf als die Kraftfuttergabe eingestellt wurde. Ohne Kraftfutter zeigten die Kaninchen jedoch teils starke Verluste an Lebendmasse. Da in Deutschland kein Kaninchenkraftfutter verfügbar ist, dass den Naturland Richtlinien entspricht, wurde eine Futtermühle beauftragt ein eigenes Kraftfutter herzustellen.