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Gnitzen auch im Winter

Gnitzen wurden auch im Winter nachgewiesen. Damit sind Rinder und andere Wiederkäuer das ganze Jahr nicht sicher vor der Übertragung von Tierseuchenerregern durch die kleinen Blutsauger. Zu dem Schluss kommen das ZALF und das FLI.

Eine Gnitze auf einem Stück Haut. Klick führt zu Großansicht im neuen Fenster.

Die winzigen Blutsauger gelten als Hauptüberträger des Blauzungenvirus und des Schmallenberg-Virus, die für Wiederkäuer wie Rinder und Schafe gefährlich werden können. Bild: Heiko Bellmann

Forschende des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) haben dazu die Winteraktivität dieser Insekte​n auf landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland untersucht. Sie werfen ein neues Licht auf das Konzept der sogenannten vektorfreien Zeit, in der die Überträger als inaktiv gelten und die Möglichke​it einer Virusübertragung nahezu ausgeschlossen wird.

Bisher wurde angenommen, dass es in Mitteleuropa im Winter eine Zeitperiode gibt, in der Culicoides-Gnitzen nicht aktiv sind und somit keine Übertragung des Blauzungen- oder Schmallenberg-Virus stattfinden kann. Zur Feststellung einer vektorfreien Zeit gibt es in der EU-Schwellenwerte. Diese richten sich danach, wie viele aktive, jemals blutgesogene Gnitzen pro Nacht und Falle gefangen wurden. Steigt diese Zahl über den Schwellenwert, liegt keine vektorfreie Zeit vor, so dass Übertragungen des Virus nicht mehr ausgeschlossen werden und entsprechend Handelsrestriktionen in Kraft treten können. 

Epidemiologische Daten hatten bereits darauf hingedeutet, dass das Blauzungenvirus den Winter überdauern könnte und im Folgejahr in den alten Befallsregionen erneut auftrat. Die aktuelle Studie liefert nun weitere Belege dafür, dass Gnitzen auch in den kältesten Monaten in Stallgebäuden aktiv sind. Sie könnten damit zu einer kontinuierlichen Virusübertragung beitragen. Dies stellt die bisherige Annahme einer ausgeprägten vektorfreien Zeit in Frage, wie das ZALF berichtet.

Seit 2022 laufen weiterführende Untersuchungen im Projekt CeratoVirPlus, welches von den Projektpartnern FLI und ZALF im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) durchgeführt wird. CeratoVirPlus wird gefördert durch das Bundesprogramm Nutztierhaltung, BUNTH. Weitere Informationen zu den aktuellen Projektarbeiten und bisherigen Ergebnissen gibt es auf www.gnitzenmonitoring.de.

Mehr Infos:

ZALF: Blauzungen- und Schmallenberg-Virus: Winteraktive Gnitzen in Ställen nachgewiesen

www.gnitzenmonitoring.de

BUNTH-Projekt: CeratoVirPlus

 

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