Wenn es um tierwohlkonformes Füttern geht, spielt nicht nur die bedarfsgerechte Versorgung mit Energie und Rohnährstoffen eine Rolle. Viele weitere Stoffe übernehmen lebenswichtige Funktionen. Dazu zählen Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Eine Über- oder Unterversorgung mit diesen Stoffen äußert sich in einer allgemein schlechteren Gesundheit und Fruchtbarkeit, in einer verminderten Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten sowie in einer geringeren Leistungsfähigkeit (Milch- und Fleischleistung). Fehlversorgungen können sogar zu massiven Verlusten führen. Drei Beispiele sollen dies verdeutlichen:
1. Mangel an Vitamin E oder Selen
Sowohl Vitamin E als auch Selen sind Bausteine eines wichtigen Enzymsystems im Körper von Schafen. Fehlt das Enzym, kommt es zu Muskelschäden und zur Schwächung des Immunsystems. Die Symptome eines Mangels sind vielfältig. Sie äußern sich in schlechten Zunahmen, in Bewegungsstörungen (bis hin zum Festliegen der Tiere) oder in der Anfälligkeit gegenüber Wurmbefall und anderen Erkrankungen. Bei Mutterschafen wird häufig ein Verhalten der Nachgeburt beobachtet.
2. Mangel an Vitamin B1
Vitamin B1 (Thiamin) spielt als Koenzym im Zellstoffwechsel eine wichtige Rolle. Es wird durch die Pansenbakterien der Schafe synthetisiert. Ein Mangel an Vitamin B1 kann durch falsche Fütterung provoziert werden (chronische Übersäuerung durch kraftfutterreiche Ration über einen langen Zeitraum hinweg, Fütterung von Brot, wenig Raufutter, verpilztes Futter). Typisch für einen Vitamin B1-Mangel ist die so genannte Sternguckerkrankheit (Hirnrindennekrose, Corticocerebralnekrose). Die Tiere liegen mit Muskelzittern und Krämpfen auf der Seite. Dabei ist ihr Kopf extrem nach hinten/oben überstreckt.
3. Fehlversorgung mit Kupfer
Auch Kupfer hat als essenzieller Bestandteil zahlreicher Enzyme großen Einfluss auf wichtige Körperfunktionen (Zellatmung, Blutbildung, Bindegewebs- und Nervenstoffwechsel). Die ausbalancierte Versorgung mit Kupfer ist bei Schafen jedoch eine Gratwanderung. Sowohl ein Mangel als auch eine Überversorgung können schwerwiegende Folgen haben. Ein Kupfermangel hat lebensschwache Lämmer zur Folge. Ältere Tiere sehen schlecht genährt aus, ihr Vlies ist stumpf und sie sind anfällig für Infekte. Zu viel Kupfer in der Ration führt schnell zu Vergiftungserscheinungen. Futterrationen sollten im optimalen Fall zwischen 12 bis 15 Milligramm Kupfer pro Kilogramm Trockensubstanz der Gesamtration enthalten.
Bereits die Aufzählung dieser wenigen Punkte zeigt, wie wichtig es ist, Schafe bedarfsgerecht zu versorgen und ihnen nur Futter von guter Qualität anzubieten. Andernfalls besteht die Gefahr, dass es bei den Tieren zu Mangelerscheinungen und Verdauungsstörungen kommt oder sich im Futter Pilze, Bakterien oder Viren vermehren, die das Wohl der Tiere beeinträchtigen, sie krankmachen oder gar zum Tode führen.