Ackerbohne statt Soja füttern? Ackerbohne statt Soja füttern?

Ackerbohne statt Soja füttern?

Eignen sich einheimische Futtermittel wie die Ackerbohne für die Fütterung von Geflügel? Dieser Frage widmete sich ein Forschungsteam der Universität Göttingen in einem breit angelegten Forschungsprojekt.

Geflügelprodukte sind in Deutschland nach wie vor gefragt. Dies führt zunehmend zu ökologischen Problemen. Denn für die Erzeugung von Geflügelfleisch – genauer gesagt für die Erzeugung der Futtermittel für das Geflügel – ist Deutschland auf Sojaimporte aus Übersee (Brasilien und Argentinien) angewiesen; pro Jahr werden rund 2,5 Millionen Tonnen Soja eingeführt.

Alternativen zu Sojabohnen in Geflügelrationen sind gefragt. Und genau damit beschäftigt sich das Projekt eines Forscherteams der Universität Göttingen und des Friedrich-Löffler-Instituts "Potenziale der nachhaltigen Nutzung regionaler Rassen und einheimischer Eiweißfuttermittel in der Geflügelproduktion".

Ackerbohne als Futtermittel

Im Projekt wird unter anderem die Frage bearbeitet, ob Sojabohnen im Geflügelfutter durch einheimische Eiweißfuttermittel wie die Ackerbohne ersetzt werden könnten. Denn Ackerbohnen enthalten etwa 30 Prozent Protein und sie verfügen über eine vorteilhafte Aminosäurezusammensetzung. Diese Eigenschaften empfehlen die Ackerbohne als Proteinquelle für Geflügelfutter. Dazu kommt die vorteilhafte Eigenschaft der Pflanze, Stickstoff im Boden zu binden und damit die Qualität des Bodens zu verbessern. Bislang wird allerdings angenommen, dass Ackerbohnen im Futter nur begrenzt eingesetzt werden sollten, da sie mit Vicin und Convicin zwei Inhaltsstoffe enthalten, denen eine antinutritive Wirkung nachgesagt wird (soll zu Leistungsdepressionen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen).

Im Mittelpunkt der Versuche standen die Mast- und Legeleistungen zweier Zweinutzungsrassen (Bresse Gauloise und Vorwerkhuhn) und einer Hochleistungs-Legelinie (White Rock) sowie deren Kreuzungen; Zweinutzungshähne wurden mit White Rock-Hennen verpaart. Darüber hinaus wurden auch die Zweinutzungsrassen untereinander gekreuzt (Vorwerkhähne mit Bresse Gauloise-Hennen). Sowohl die Zweinutzungstiere als auch die Kreuzungsnachkommen erhielten jeweils drei unterschiedliche Futterrationen (zwei Versuchsgruppen, eine Kontrollgruppe). Die beiden Versuchsgruppen bekamen Futterrationen, die jeweils 20 Prozent Ackerbohnen enthielten. Dabei unterschieden sich die Ackerbohnensorten in ihrem Gehalt der nutritiven Inhaltsstoffe. Eine Sorte war reich an Vicin und Convicin (1 Prozent), die andere arm daran (0,1 Prozent). Die Kontrollgruppe erhielt Soja in ihrer Ration.

Neben der Leistung der Hühner untersuchten die Wissenschaftler auch die Gesundheit sowie die Qualität und Sensorik der erzeugten Lebensmittel Fleisch und Eier. Dazu analysierten sie in einem Fleischlabor die physikalisch-chemischen Parameter von Brust- und Schenkelproben (pH-Wert, Farbe, Tropfsaftverlust, Kochverlust, Scherkraft, Aromastoffe und Fettsäuremuster). Zusätzlich testeten sie mit Hilfe einer geschulten Gruppe von Personen die organoleptischen Eigenschaften von Brust- und Schenkelproben (Geruch, Aussehen, Geschmack und Textur).

Ein Feldversuch, in dem die Tiere unter Praxisbedingungen auf verschiedenen Geflügelbetrieben getestet wurden, ergänzte die Untersuchungen. Auch die Züchtungsforschung an der Ackerbohne stellte eine wichtige Säule des Projektes dar. Ziel ist es, eine moderne Sorte zu züchten, die so wenig Vicin und Convicin enthält, dass der Einsatz von Ackerbohnen in der Geflügelfütterung erleichtert wird.

Keine negativen Auswirkungen auf Leistung und Produktqualität

Die Ergebnisse der Göttinger Untersuchungen zeigen, dass Ackerbohnen in der Geflügelfütterung durchaus eine Alternative zu Soja darstellen können:

  • Weder die Verfütterung der Vicin-reichen noch der Vicin-armen Ackerbohnen hatte einen negativen Einfluss auf die Mastleistung der Hähne.
  • Auch bei der Legeleistung, der Entwicklung des Körpergewichts der Legehennen und ihrer Knochenstabilität zeigte sich kein negativer Fütterungseffekt.
  • Auf die innere Eiqualität hatte die Fütterung mit Ackerbohnen keinen negativen Einfluss.
  • Bei den Eigewichten wurden geringfügige Unterschiede festgestellt: Die Eier der mit der Vicin-reichen Ackerbohnensorte gefütterten Hennen waren im Schnitt etwa ein Gramm leichter als die der anderen Gruppen.
  • Im Praxistest zeigten sich die Züchter mit den angebotenen Ackerbohnen-Futterrationen zufrieden.
  • Die Ergebnisse der physikalisch-chemischen und sensorischen Analysen zeigen, dass die Ackerbohne als Futtermittel für Geflügel eingesetzt werden kann, ohne die Produktqualität negativ zu verändern. Insgesamt waren die Auswirkungen der unterschiedlichen Fütterungsvarianten auf die Fleischqualität bei allen drei untersuchten Rassen relativ gering. Ein Einfluss wurde hauptsächlich bei der Fleischfarbe beobachtet. In den organoleptischen Tests waren die Unterschiede marginal; die Hauptunterschiede wurden bei Textur und Geschmack festgestellt.

Fazit

Die Fütterung mit Ackerbohnen hat keine nachteiligen Effekte für die Gesundheit von Geflügel und die sensorische Qualität ihrer Produkte. Das macht die Ackerbohne – auch aufgrund ihrer Nährstoffzusammensetzung - grundsätzlich zu einer geeigneten Alternative zu Sojabohnen als Proteinquelle in Futtermitteln für Geflügel. Rationen von Hähnen können 20 Prozent Ackerbohnen enthalten, ohne dass negative Auswirkungen auf die Tiere zu befürchten sind. Bei der Fütterung von Hennen sollte man Vicin-arme Ackerbohnen bevorzugen, um eine Reduktion der Eigewichte zu vermeiden.

Letzte Aktualisierung 21.09.2021

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