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Milchviehhaltung in Deutschland – Ein Überblick

Die Milchviehhaltung ist der wichtigste Betriebszweig der deutschen Landwirtschaft. Darüber hinaus ist Deutschland größter Milcherzeuger der EU.

Innerhalb Deutschlands ist die Milcherzeugung der wichtigste Produktionszweig der Landwirtschaft. Mit einem Produktionswert von 14,5 Milliarden Euro (2023) liegt sie noch vor der Schweinemast (8,9 Mrd. Euro) und trägt damit etwa 22 Prozent zum gesamten landwirtschaftlichen Produktionswert bei.

2022 lieferten die deutschen Milchviehhalterinnen und Milchviehhalter rund 32,4 Millionen Tonnen Kuhmilch an die Molkereien. Das ist etwa ein Fünftel der in der EU (EU 27) angelieferten Milchmenge und macht Deutschland damit zum größten Milcherzeuger der EU.

Wohin fließt die deutsche Milch?

Ein großer Teil der deutschen Milch ist für den Außenhandel bestimmt. Nach der Verarbeitung in deutschen Molkereien wird etwa die Hälfte der Menge in Form von Milch- und Molkereiprodukten exportiert. Der größte Teil davon geht in EU-Mitgliedsstaaten. Darunter sind die Niederlande und Italien die bedeutendsten.

Jeder vierte Betrieb hält Milchkühe

Im Mai 2023 zählte das Statistische Bundesamt etwa 3,7 Millionen Milchkühe, die in 51.700 Betrieben in Deutschland gehalten wurden. Das heißt, rund jeder vierte landwirtschaftliche Betrieb hierzulande ist ein Milchviehbetrieb.

Die meisten Milchkühe stehen in Bayern (knapp 1,1 Millionen Tiere) und Niedersachsen (rund 800.000 Tiere). Damit stellen diese beiden Bundesländer allein knapp die Hälfte des gesamten deutschen Milchkuhbestands.

In Bayern werden zwar die meisten Kühe gehalten, gleichzeitig ist Bayern aber auch das Flächenland mit den kleinsten Milchkuhherden. Im Schnitt halten bayerische Milchviehbetriebe 45 Tiere. Häufig werden diese kleinen Milchviehbetriebe im Nebenerwerb geführt. Im extremen Gegensatz dazu der Osten Deutschlands: Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern halten im Durchschnitt 240 Tiere, solche in Brandenburg 227.

Die meisten Milchkühe in Deutschland werden in Herden zwischen 100 und 199 Milchkühen gehalten.

Immer weniger Betriebe…

In den letzten 50 Jahren hat sich in der Milcherzeugung ein starker Strukturwandel vollzogen. Die Anzahl der Milchbetriebe ist kontinuierlich zurückgegangen, während der durchschnittliche Kuhbestand je Haltung anstieg. Zwischen 1970 und 2023 ist die Zahl der Milchviehhaltungen von rund 762.660 auf 51.700 gesunken. Die durchschnittliche Anzahl der Tiere je Haltung hat sich im gleichen Zeitraum von 7,3 auf 73erhöht.

…produzieren immer mehr Milch

Die Jahresmilchleistung konnte dagegen durch Züchtung und verbessertes Management über die Jahrzehnte enorm gesteigert werden: Heute erzeugt eine Kuh im Schnitt 8. 500 Kilogramm Milch pro Jahr. 1970 waren es 3.280 Kilogramm. Damit liegt die Milchleistung heute um das 2,5-fache höher als noch vor 50 Jahren.

Produktionskennzahlen und Leistungsdaten in der Milcherzeugung für das Jahr 2020 (konventioneller Milchviehbetrieb mit Holstein-Schwarzbunten)

  • Milchleistung: rund 8.500 kg
  • Fettgehalt: 4,1 %
  • Eiweißgehalt: 3,4 %
  • Abkalbungen je Laktation: 0,98
  • Zwischenkalbezeit: 417 Tage
  • Kälberverluste: 5 %
  • Erstkalbealter: 28,8 Monate
  • Anzahl Laktationen: 3,0
  • Remontierung: 33 %
  • Kuhverluste: 1 %

Laufstallhaltung dominiert

Rund 90 Prozent aller Milchkühe in Deutschland leben in offenen Laufställen, in denen sich die Tiere frei bewegen können. Der Zahlenwert stammt aus der letzten Landwirtschaftszählung 2020.

Aber auch die Anbindehaltung ist noch zulässig. Sie ist vor allem in sehr kleinen Milchbetrieben vorzufinden, überwiegend im Süden Deutschlands. In der ökologischen Tierhaltung sind Anbindeställe nur noch in Ausnahmefällen für Kleinbetriebe zugelassen. Und auch nur dann, wenn die Tiere regelmäßig Weidegang und Auslauf gewährt bekommen.

31 Prozent der Kühe stehen auf der Weide

Etwa 31 Prozent der deutschen Milchkühe haben im Schnitt knapp sechs Monate pro Jahr Zugang zur Weide. Mittelgroße Betriebe bieten dabei mehr Weidegang als kleine und große Betriebe. In großen Milchviehherden mit über 200 Kühen ist die benötigte Grünlandfläche im betriebsnahen Bereich meist der begrenzende Faktor. In solch großen Betrieben ist der Weidegang daher meist wenig praktikabel. Bei Betrieben mit 50 bis 99 Kühen sieht das anders aus: Hier kamen 39 Prozent der Kühe auf die Weide. Viele solcher Betriebe sind auf klassischen Grünlandstandorten zu finden.

Deutsche Holsteins: Die Milchrasse Nr. 1

Im Mai 2021 gab es in Deutschland rund 11 Millionen Rinder. Davon gehören 59 Prozent zur Rasse Deutsche Holsteins (schwarzbunt und rotbunt), die zur Nr. 1 der deutschen Milchrassen zählt. Von Bedeutung für die Milcherzeugung sind aber auch Rinder der Doppelnutzungsrasse Fleckvieh. Sie haben bundesweit einen Anteil von 31 Prozent und werden überwiegend in den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg gehalten.

Ökologische Milchviehhaltung nimmt zu

Die ökologische Milchviehhaltung erfährt weiter Zuwachs. 2022 haben die Betriebe 1,3 Millionen kg Bio-Milch an milchwirtschaftliche Unternehmen geliefert, was beinahe doppelt so viel wie 2014 ist.  Damit beträgt der Bio-Anteil an der gesamten Kuhmilch-Anlieferungsmenge 2022 rund 4,2 Prozent.

Mit Öko-Milch sind seit Jahren höhere und stabilere Einnahmen möglich: Im Jahresdurchschnitt 2022 lag der tatsächliche Preis mit 58,27 Cent pro Kilogramm um rund 4,63 Cent höher als bei konventionell erzeugter Milch mit 53,64 Cent.

252.000 Öko-Milchkühe wurden 2020 in Deutschland gehalten. Damit lebten über sechs Prozent aller Milchkühe in Deutschland auf einem Bio-Betrieb.

Die ökologische Milchviehhaltung ist per Gesetz durch die EU-Öko-Verordnung geregelt. Öko-Milcherzeugerinnen und -erzeuger müssen zusätzliche Anforderungen bsonders im Hinblick auf das Futter und die Haltung der Kühe erfüllen. So haben Öko-Milchkühe oft mehr Platz im Stall und Auslauf ins Freie. Gefüttert werden sie mit ökologischen Futtermitteln. Die Anbindehaltung ist im Ausnahmefall allerdings erlaubt.

Etwa die Hälfte aller Ökobetriebe ist Mitglied eines ökologischen Anbauverbands. Diese haben zusätzlich eigene Richtlinien mit zum Teil strengeren Anforderungen, vor allem hinsichtlich des Tierwohls.

Mehr Infos zur Ökologischen Milchviehhaltung auf oekolandbau.de

Letzte Aktualisierung 19.01.2024

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