Unter Aquakultur versteht man die Vermehrung und Aufzucht von im Wasser vorkommenden Organismen in einer kontrollierten oder besonders ausgewählten Umgebung. Die Ursprünge der Aquakultur sind in der Teichwirtschaft zu sehen, die in Deutschland eine lange Tradition hat, begünstigt durch geografische Gegebenheiten (Mittelgebirgslagen) und Wasserreichtum.
Auch heute dominieren hierzulande Teichwirtschaften, in denen überwiegend Regenbogenforellen und Karpfen erzeugt werden. Die Haltungssysteme in der Teichwirtschaft sind vielfältig und reichen von Natur- und Erdteichen bis hin zu künstlichen Rinnen und Beckenanlagen, in denen die Tiere mit ausreichend Sauerstoff und qualitativ hochwertigem Futter versorgt werden.
Die Fischzucht ist in Kreislaufanlagen auch Standort unabhängig möglich. Das für die Fischzucht genutzte Wasser wird biologisch und mechanisch aufbereitet und wiederverwendet, fehlende Stoffe, wie etwa Sauerstoff und Wärme, wieder hinzugefügt.
Diese technisch anspruchsvolle Haltungsform erlaubt eine ganzjährige Marktplatzierung von Frischfisch unter kontrollierten Bedingungen und gleichbleibender Qualität, kommt jedoch nur für hochpreisige Warmwasserfische, wie zum Beispiel Aal, Wels, Stör und Steinbutt, infrage.
Nach Angabe des Statistischen Bundesamts gab es 2021 in Deutschland 2.233 Betriebe der Aquakultur. Sie erzeugten 5.786 Tonnen Regenbogenforellen, 4.610 Tonnen vom Gemeinen Karpfen und 1.926 Tonnen Lachsforellen. Sowohl die Karpfen- als auch die Forellenproduktion ist in den letzten fünf Jahren relativ konstant geblieben. Darüber hinaus wurden unter anderem erzeugt: 1.714 Tonnen Elsässer Saibling, 1.160 Tonnen Europäischer Aal, 807 Tonnen Afrikanischer Raubwels und 85 Tonnen Rogen/Kaviar.
Aquakultur in Deutschland stagniert
Global betrachtet, hatte die Aquakultur in den letzten zehn Jahren zweistellige Wachstumsraten zu verzeichnen, hierzulande stagniert sie. Eine Reihe rechtlicher Bestimmungen, die die Ausübung der Binnenfischerei und der Fischaufzucht berühren, hemmen deren Entwicklung in Deutschland. Die EU-Vorschriften zum Natur- und Artenschutz und zur Wassernutzung besitzen eine hohe Komplexität und werden regional unterschiedlich ausgelegt. Sie erschweren und verhindern die Erweiterung und Neugründung von Betrieben ebenso wie nationale Bestimmungen. Zunehmender Bürokratieaufwand beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit der zumeist relativ kleinen, handwerklich strukturierten Betriebe. Es ist aus Umweltschutzgründen nahezu unmöglich, eine Genehmigung für neue Teichanlagen zu erhalten.