Zur schlechteren Legeleistung kommt die geringere Gewichtszunahme: Um ein Schlachtgewicht von zwei Kilogramm und einen akzeptablen Schlachtkörper zu erreichen, benötigen Zweinutzungshühner etwa doppelt so lange wie herkömmliche Masthybriden. Das zeigt sich auch in ihrer Futterverwertung. Für 1 Kilogramm Zuwachs verbrauchen die Tiere etwa 2,5 Kilogramm Futter. Zum Vergleich: Bei konventionellen Masthähnchen sind es nur circa 1,2 bis 1,7 Kilogramm Futter pro Kilogramm Zuwachs. Dem Landwirt entstehen durch die verminderte Leistung Mehrkosten (zum Beispiel beim Futter oder bei Nutzung des Stallgebäudes, des Grünauslaufs und der Stalleinrichtung). Diese muss er durch ein gezieltes Marketing ausgleichen.
Geflügelhalter, die Zweinutzungsrassen landwirtschaftlich nutzen möchten, sollten sich deshalb intensiv mit den Eigenschaften der Tiere/ der jeweiligen Rasse und ihren Vermarktungsmöglichkeiten auseinandersetzen:
1) Entspannte Henne, lebhafter Hahn
Eine positive Eigenschaft speziell der Zweinutzungshennen ist ihr entspanntes und soziales Verhalten. Die Tiere scheinen weniger zu Verhaltensstörungen zu neigen wie Hennen herkömmlicher Legerassen. Im Kooperationsprojekt "Integhof" zeigte sich, dass Zweinutzungshennen bis zum Ende ihrer Legeperiode ein nahezu intaktes Gefieder aufwiesen. Forschende führen dies auf eine geringere Neigung zum Federpicken und auf eine höhere Stressresistenz zurück. Anders bei den Zweinutzungshähnen: Diese zeigen mit zunehmendem Alter ein sehr lebendiges bis pubertäres Verhalten, was eine intensive Betreuung sowie Beschäftigungsmaterial, Auslauf und Rückzugsräume erfordert. Auch in Bezug auf ihren Nährstoffbedarf unterscheiden sich Zweinutzungshühner von den Hochleistungsrassen. Werden die Tiere mit herkömmlichen Futterrationen versorgt (hoher Nährstoffgehalt, insbesondere hoher Eiweißgehalt), verfetten sie recht schnell. Mit einer rohfaserreichen, aber nährstoffreduzierten Ration kommen Zweinutzungshühner dagegen besser zurecht. Sie verfetten weniger und legen mehr Eier.
2) Mit Premiumvermarktung konkurrenzfähig werden
Ökonomische Daten zur landwirtschaftlichen Nutzung von Zweinutzungshühnern sind derzeit noch dünn gesät. Erste Untersuchungen zeigen jedoch, dass Zweinutzungstiere unter bestimmten Voraussetzungen konkurrenzfähig sind. Nach Ansicht von Wissenschaftlern des Fachbereichs Agrarwirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen trifft dies insbesondere dann zu, wenn das Fleisch der Tiere zu hochwertigen Fleisch- und Wurstwaren (Salami) verarbeitet und vermarktet wird. Aufgrund seiner festen Konsistenz, seines hohen Wasserhaltevermögens und seiner schönen Marmorierung eignet es sich hierfür besonders gut. Die Herstellung von Premiumprodukten bietet sich vor allem für Betriebe an, die über geeignete Schlachtmöglichkeiten verfügen (zum Beispiel mobile Schlachtanlage, Hausschlachtung, klein- und mittelständische Geflügelschlachtbetriebe in der Region). Für sie ist die Vermarktung von Premiumfleisch eine Chance, sich in einem Nischenmarkt zu positionieren. Der notwendige Preis hierfür liegt nach den Berechnungen der Soester Wissenschaftler allerdings um 57 Prozent über dem Preis für herkömmlich erzeugte Geflügelfleisch- und Wurstwaren. Nur dann rentiert sich die Verarbeitung der Zweinutzungshühner.
3) Eiervermarktung mit Querfinanzierung
Höhere Mastkosten der Zweinutzungshähne könnten nach Ansicht des Fachbereichs Agrarwirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen auch über die Eiervermarktung mit Querfinanzierung ausgeglichen werden. Die Expertinnen und Experten errechneten, dass hierfür ein Preisaufschlag von 0,74 Cent pro Ei notwendig wäre.
Hilfe zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit
Für denjenigen, der die Wirtschaftlichkeit der Haltung von Zweinutzungshühnern für seinen Betrieb durchkalkulieren möchte, lohnt ein Blick in den Wirtschaftlichkeitsrechner Tier des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL). Das Programm ermöglicht online die Planung, die Anpassung und den Vergleich von Direktkosten, direkt- und einzelkostenfreien Leistungen sowie des Arbeitszeitbedarfs und weist den entsprechenden Deckungsbeitrag aus.