Zweinutzungshühner wirtschaftlich halten Zweinutzungshühner wirtschaftlich halten

Zweinutzungshühner wirtschaftlich halten

Die Haltung von Zweinutzungshühnern gilt als eine Alternative zum Töten männlicher Eintagsküken von Legehybriden. Wie kann man dieses Tierhaltungsverfahren wirtschaftlich betreiben?

Wer Zweinutzungshühner landwirtschaftlich nutzen möchte, steht in jedem Fall vor der Aufgabe, die ökonomischen Nachteile kompensieren zu müssen, die das Halten dieser Tiere mit sich bringt. Eine zentrale Herausforderung stellt dabei die geringe Legeleistung der weiblichen Tiere dar; Zweinutzungshühner legen weniger und kleinere Eier als herkömmliche Legehybriden – mindestens 50 Eier weniger als spezialisierte Legerassen. Deshalb beschäftigen sich verschiedene Zuchtunternehmen mit der Züchtung eines praxistauglichen Zweinutzungshuhns. Die negative Korrelation zwischen Fleischansatz und Legeleistung stellt die Genetiker allerdings vor große Herausforderungen.

Verschiedene Ansätze der Zucht von Zweinutzungshühnern

1) Integhof - Forschung zur tiergerechten Haltung von Zweinutzungshühnern

Beim Kooperationsprojekt Integration von Mast und Eierproduktion bei Einsatz des Zweinutzungshuhns als Maßnahme zum Tierschutz - Integhof (Laufzeit: 2015 bis 2018) verglichen Forscher die Eier- und Mastleistungen des Zweinutzungshuhns "Lohmann Dual" mit der Legehennenlinie "Lohmann Brown plus" (einer vergleichsweise schweren Legehennenlinie). Im Fokus standen die tiergerechte und nachhaltige Haltung von Zweinutzungshähnen und -hennen auf einem Betrieb, das optimale Gesundheitsmanagement der Tiere, Beobachtungen zum Tierverhalten und zum Tierwohl sowie Forschungen zur angepassten Fütterung, zur Hygiene und zu Prozesseigenschaften. Darüber hinaus wurden Analysen zur Wirtschaftlichkeit vorgenommen.

2) RegioHuhn - Erhalten durch nutzen (Laufzeit: 2020 bis 2023)

Im Projekt RegioHuhn werden regional bekannte und gefährdete Hühnerrassen wie Augsburger, Bielefelder Kennhuhn, Mechelner, Ostfriesische Möwe oder Ramelsloher mit leistungsstarken Tieren der Wirtschaftsgeflügelzucht gekreuzt. Ziel ist es, die Lege- beziehungsweise Mastleistung der Kreuzungszuchten so weit zu optimieren, dass sie für Geflügelbetriebe wirtschaftlich attraktiv werden. Dabei lautet die Prämisse: "Erhalten durch nutzen"; man will die Vielfalt lokaler Hühnerrassen – und damit die genetische Vielfalt beim Haushuhn – durch deren wirtschaftliche Nutzung erhalten.

3) Oeko2Huhn - bereits erprobte Rassen weiterentwickeln (Laufzeit: 2020 bis 2023)

Das Projekt Oeko2Huhn beschäftigt sich mit der Weiterentwicklung bereits erprobter Rassen wie Bresse, New Hampshire oder Coffee and Cream. Ergänzend soll ein Zuchtstamm Sundheimer Hühner aufgebaut werden. Umfangreiche Leistungsprüfungen auf Praxisbetrieben sind geplant.

Längere Mastzeit verursacht Mehrkosten

Zur schlechteren Legeleistung kommt die geringere Gewichtszunahme: Um ein Schlachtgewicht von zwei Kilogramm und einen akzeptablen Schlachtkörper zu erreichen, benötigen Zweinutzungshühner etwa doppelt so lange wie herkömmliche Masthybriden. Das zeigt sich auch in ihrer Futterverwertung. Für 1 Kilogramm Zuwachs verbrauchen die Tiere etwa 2,5 Kilogramm Futter. Zum Vergleich: Bei konventionellen Masthähnchen sind es nur circa 1,2 bis 1,7 Kilogramm Futter pro Kilogramm Zuwachs. Dem Landwirt entstehen durch die verminderte Leistung Mehrkosten (zum Beispiel beim Futter oder bei Nutzung des Stallgebäudes, des Grünauslaufs und der Stalleinrichtung). Diese muss er durch ein gezieltes Marketing ausgleichen.

Geflügelhalter, die Zweinutzungsrassen landwirtschaftlich nutzen möchten, sollten sich deshalb intensiv mit den Eigenschaften der Tiere/ der jeweiligen Rasse und ihren Vermarktungsmöglichkeiten auseinandersetzen:

1) Entspannte Henne, lebhafter Hahn

Eine positive Eigenschaft speziell der Zweinutzungshennen ist ihr entspanntes und soziales Verhalten. Die Tiere scheinen weniger zu Verhaltensstörungen zu neigen wie Hennen herkömmlicher Legerassen. Im Kooperationsprojekt "Integhof" zeigte sich, dass Zweinutzungshennen bis zum Ende ihrer Legeperiode ein nahezu intaktes Gefieder aufwiesen. Forschende führen dies auf eine geringere Neigung zum Federpicken und auf eine höhere Stressresistenz zurück. Anders bei den Zweinutzungshähnen: Diese zeigen mit zunehmendem Alter ein sehr lebendiges bis pubertäres Verhalten, was eine intensive Betreuung sowie Beschäftigungsmaterial, Auslauf und Rückzugsräume erfordert. Auch in Bezug auf ihren Nährstoffbedarf unterscheiden sich Zweinutzungshühner von den Hochleistungsrassen. Werden die Tiere mit herkömmlichen Futterrationen versorgt (hoher Nährstoffgehalt, insbesondere hoher Eiweißgehalt), verfetten sie recht schnell. Mit einer rohfaserreichen, aber nährstoffreduzierten Ration kommen Zweinutzungshühner dagegen besser zurecht. Sie verfetten weniger und legen mehr Eier.

2) Mit Premiumvermarktung konkurrenzfähig werden

Ökonomische Daten zur landwirtschaftlichen Nutzung von Zweinutzungshühnern sind derzeit noch dünn gesät. Erste Untersuchungen zeigen jedoch, dass Zweinutzungstiere unter bestimmten Voraussetzungen konkurrenzfähig sind. Nach Ansicht von Wissenschaftlern des Fachbereichs Agrarwirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen trifft dies insbesondere dann zu, wenn das Fleisch der Tiere zu hochwertigen Fleisch- und Wurstwaren (Salami) verarbeitet und vermarktet wird. Aufgrund seiner festen Konsistenz, seines hohen Wasserhaltevermögens und seiner schönen Marmorierung eignet es sich hierfür besonders gut. Die Herstellung von Premiumprodukten bietet sich vor allem für Betriebe an, die über geeignete Schlachtmöglichkeiten verfügen (zum Beispiel mobile Schlachtanlage, Hausschlachtung, klein- und mittelständische Geflügelschlachtbetriebe in der Region). Für sie ist die Vermarktung von Premiumfleisch eine Chance, sich in einem Nischenmarkt zu positionieren. Der notwendige Preis hierfür liegt nach den Berechnungen der Soester Wissenschaftler allerdings um 57 Prozent über dem Preis für herkömmlich erzeugte Geflügelfleisch- und Wurstwaren. Nur dann rentiert sich die Verarbeitung der Zweinutzungshühner.

3) Eiervermarktung mit Querfinanzierung

Höhere Mastkosten der Zweinutzungshähne könnten nach Ansicht des Fachbereichs Agrarwirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen auch über die Eiervermarktung mit Querfinanzierung ausgeglichen werden. Die Expertinnen und Experten errechneten, dass hierfür ein Preisaufschlag von 0,74 Cent pro Ei notwendig wäre.

Hilfe zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit

Für denjenigen, der die Wirtschaftlichkeit der Haltung von Zweinutzungshühnern für seinen Betrieb durchkalkulieren möchte, lohnt ein Blick in den Wirtschaftlichkeitsrechner Tier des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL). Das Programm ermöglicht online die Planung, die Anpassung und den Vergleich von Direktkosten, direkt- und einzelkostenfreien Leistungen sowie des Arbeitszeitbedarfs und weist den entsprechenden Deckungsbeitrag aus.

Letzte Aktualisierung 07.07.2021

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