Mobilställe wirtschaftlich betreiben Mobilställe wirtschaftlich betreiben

Mobilställe wirtschaftlich betreiben

Mobilställe boomen in Deutschland. Die Haltung von Hühnern in kleinen Einheiten lockt viele – auch Quereinsteiger. Kosten und Erlöse müssen dabei von Anfang an im Fokus sein.

Für Landwirte, die nach einer Einkommensalternative oder der Ergänzung ihres landwirtschaftlichen Betriebs suchen, kann die Mobilstallhaltung von Geflügel reizvoll sein. Insbesondere kleinere, direkt- oder regionalvermarktende Betriebe sehen in der mobilen Geflügelhaltung die Chance, in die Hühnerhaltung einzusteigen und mit diesem Betriebszweig ein zusätzliches Einkommen zu erwirtschaften.

Gute Planung ist das A und O

Wer klein anfängt (und eventuell später erweitert), für den ist das finanzielle Risiko der Mobilstallhaltung überschaubar. Trotzdem sollte sich jeder Landwirt über die zu erwartenden Kosten im Klaren sein und eine Vorstellung von den zukünftigen Einnahmen entwickeln. Schließlich muss sich der Mobilstall nach einer Übergangsphase selbst tragen. Wichtig sind folgende Aspekte:

1. Vor dem Investieren informieren

Vor der Anschaffung eines mobilen Stalles sollten Sie in jedem Fall überlegen, wo und wie der Stall eingesetzt werden soll. Informieren Sie sich deshalb über die möglichen Stalltypen (vollmobiler oder teilmobiler Stall) und wählen Sie ein für Ihr Vorhaben passendes Modell. Auch der Eigenbau eines Mobilstalles kann eine Option sein. Hilfe finden Sie bei den verschiedenen Mobilstallherstellern sowie den Mobilstallvereinigungen wie dem Bundesverband mobile Geflügelhaltung (BVMG). Darüber hinaus bieten die Verbundpartner des Netzwerkes Fokus Tierwohl zahlreiche Fortbildungs- und Beratungsmöglichkeiten an.

  • Vollmobile Ställe können über größere Wegstrecken transportiert werden - von einer Parzelle zur anderen, auch zwischen verschiedenen Ortschaften. Dieser Stalltyp ist für Betriebe interessant, die ihre Mobile häufig versetzen und nicht nur die Flächen in unmittelbarer Hofnähe nutzen wollen. Für Vollmobile sind gute Fahrwerke und eine geschlossene Bodenplatte unbedingt erforderlich. Aufgrund der aufwändigeren Ausstattung sind die Kosten je Hennenplatz im vollmobilen Stall höher als in der teilmobilen Version. Da die Systeme für maximal 500 bis 600 Tiere ausgelegt sind, stoßen sie schnell an Kapazitätsgrenzen. Landwirte, die größere Einheiten planen, sollten sich deshalb eher für teilmobile Ställe entscheiden.
  • Teilmobile Ställe: Im Unterschied zum Vollmobil wird das Teilmobil nur in einem bestimmten Areal bewegt. Es gleitet auf Kufen von einem Standort zum anderen. Bei diesem Modell sind auch größere Einheiten möglich (mehr als 500 bis 600 Tiere).
  • Eigenbau als Alternative: Für angehende Mobilstallhalter und -halterinnen kann der Eigenbau eines Mobilstalles eine Option sein. Zu beachten ist, dass auch bei diesen Mobilstall-Varianten die gesetzlichen Vorgaben der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) zur Haltung von Nutzgeflügel gelten.

2. Kosten konkretisieren

Grundsätzlich liegen die Kosten eines Tierplatzes bei Mobilställen zwei bis viermal höher als bei stationären Ställen. Das liegt unter anderem an den größeren Einheiten, die in herkömmlichen Stallanlagen realisierbar sind. Die Größe ihres neuen Stalles sollten Landwirte im Vorhinein gut planen. Bei Mobilställen sind Größenordnungen von 100 bis circa 2500 Tieren möglich. Es gibt Systeme, in denen sich die Hühner auf mehreren Etagen verteilen können. Die Investitionskosten für diese Ställe reichen dann bis in den sechsstelligen Bereich.

Auch die Ausstattung des Stalles sollte mit Bedacht gewählt werden: Volltechnisierte, computergestützte Systeme minimieren den Arbeitsaufwand erheblich. Und dieser ist in Mobilställen in der Regel recht hoch – vor allem ist er höher als in stationären Stallanlagen. Gerade der Arbeitsaufwand wird von Einsteigern häufig unterschätzt. Doch es ist sehr wichtig, vorab zu klären, ob und in welchem Umfang personelle Kapazitäten für die zusätzlich anfallenden Arbeiten verfügbar sind (einschließlich der Vermarktung) oder ob sie teuer eingekauft werden müssen.

Des Weiteren sollte auch der Weg vom Hof zu den Ställen in die Wahl des Stalltyps einfließen. Denn Futter, Wasser, Eier und Mist müssen täglich zu- und abtransportiert werden, und zwar bei Wind und Wetter. Darüber hinaus sollten die Ställe von größeren Fahrzeugen (LKW) angefahren werden können, zum Beispiel zur Anlieferung der Junghennen.

3. Verkaufspreis kalkulieren

Alles in allem erfordert der Einstieg in die Mobilstallhaltung (oder deren Erweiterung) einiges an finanziellem Aufwand, der über den Eierpreis honoriert werden muss. Nur reelle und kostendeckende Preise garantieren auf lange Sicht einen wirtschaftlichen Erfolg. Wie hoch der Preis für Mobilstall-Eier sein sollte, hängt zum einen vom Standort des Betriebs ab. In der Nähe eines Ballungsraumes mit vielen potenziellen Kunden wird man höhere Preise realisieren können als in einem dünner besiedelten Gebiet. Auch die Zahl der Konkurrenten (andere Mobilstallbetreiber/ Direktvermarkter) im näheren Umkreis spielt eine Rolle. Es lohnt deshalb, sich vor dem Start des Projekts "Mobilsstall" mit dem Markt vor Ort auseinanderzusetzen.

4. Den richtigen Absatzweg finden

Was maßgeblich zum Erfolg der Mobilstallhaltung beiträgt, ist der richtige Verkaufsweg. Er muss zum Betrieb passen: Für viele Betriebe mit Mobilställen bietet sich der Direktverkauf ab Hof an (zum Beispiel über den Hofladen, über den Eierautomaten oder über ein Selbstbedienungshaus). Für andere Betriebe eignen sich ein Verkaufswagen auf dem Wochenmarkt oder der Vertrieb über den Naturkostenladen im Nachbarort besser. Jeder Landwirt muss selbst entscheiden, wie viel Zeit er in die Vermarktung investieren will und welche fachlichen Ressourcen er nutzen kann. Häufig wird unterschätzt, wie arbeitsintensiv die Selbstvermarktung ist. Machen Sie sich jedoch nicht nur über die Vermarktung der Eier Gedanken, auch die Verwertung der Schlachthennen nach der Legeperiode ist wichtig.

5. Den Absatz das ganze Jahr über organisieren

Für die Planung des Absatzes ist organisatorisches Geschick gefragt, denn auf absatzstarke Phasen (zum Beispiel Ostern oder Weihnachten) folgen immer auch absatzschwache Zeiten (zum Beispiel die Sommermonate). Machen Sie mit Kreativität auf sich aufmerksam, zum Beispiel mit Zeitungsanzeigen, Flyer oder einem eigenen Internetauftritt. Oft bringt auch der Austausch mit Berufskollegen neue Inspirationen.

Wirtschaftlichkeitsberechnung - Beispiele

Erst wenn die Wirtschaftlichkeit ihres Mobilstalles im Grundsatz geklärt ist, sollten Sie in die detaillierte Planung Ihres Business "Mobilstall" einsteigen. Gut beraten ist, wer zunächst mit kleineren Einheiten Erfahrungen sammelt.

Das Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau (KÖL) Rheinland-Pfalz hat im Rahmen eines EIP-Projekts "Hühner werden mobil – Ausweitung der Verwendung von Legehennen-Mobilställen im ökologischen Landbau in Rheinland-Pfalz" unter anderem die Wirtschaftlichkeit von Mobilstallhaltungen unter die Lupe genommen und ein Modell zur Wirtschaftlichkeitsberechnung erarbeitet. Die Berater des Kompetenzzentrums können mit Hilfe dieses Modells aus den Kennzahlen der Eierproduktion (Tierbestand, Verluste, Legeleistung, vermarktungsfähige Eier), den variablen Kosten der Produktion (Futter, Wasser, Entlohnung der Arbeitskräfte) und den Fixkosten des Mobilstalls (Gebäude, Stalleinrichtungen) und dem Verkaufspreis pro Ei für jeden Betrieb den Deckungsbeitrag sehr genau errechnen. Landwirte sollten sich diesbezüglich von den Experten und Expertinnen der Landwirtschaftskammern beraten lassen.

Eine Vorstellung von der Höhe des Deckungsbeitrages bei unterschiedlichen Verkaufspreisen (0,40 Euro pro Ei, 0,45 Euro pro Ei, 0,50 Euro pro Ei) liefern die folgenden drei Tabellen:


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Letzte Aktualisierung 07.09.2021

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