Befallene Tiere leiden an Nährstoffmangel, Durchfällen und Blutarmut. Sie magern ab, haben struppiges und brüchiges Vlies und sind anfälliger für andere Krankheiten. Die daraus resultierenden Aufzuchtverluste, Leistungsminderungen und Behandlungskosten verursachen teils empfindliche wirtschaftliche Einbußen. Ein starker Befall kann für die Tiere sogar lebensbedrohlich sein.
Faktoren, die einen Parasitenbefall begünstigen
Auch wenn sich die Situation auf jedem Schafbetrieb anders darstellt, frei von Würmern ist eigentlich kein Schaf. Doch es gibt Faktoren, die einen hohen Parasitenbefall begünstigen:
- Witterung: Gerade bei feuchter Witterung nimmt die Gefahr von Wurmbefällen zu. Es ist deshalb kein Wunder, dass der Befall mit Magen-Darm-Würmern in Regionen mit mehr als 500 mm Niederschlag pro Jahr an erster Stelle der Erkrankungen bei Weideschafen steht.
- Geografische Lage: Weil sich überall dort Parasiten tummeln, wo es nass und feucht ist, kann insbesondere die Beweidung von Moorflächen zu einem erhöhten Befall mit Würmern etc. führen. Bei der Beweidung von Feuchtflächen ist also besondere Obacht geboten.
- Immunabwehr und Alter der Tiere: Lämmer beziehungsweise Jungtiere sind aufgrund ihres noch nicht vollends entwickelten Immunsystems anfälliger für einen Befall mit Endoparasiten.
- Haltungssystem und -management: Auch die Haltung beeinflusst die Stärke des Parasitenbefalls. So macht es einen großen Unterschied, ob Schafe auf einer Stand- oder auf einer Umtriebsweide grasen; auf Standweiden herrscht tendenziell ein höherer Parasitendruck. In der Wanderschaf- oder Hütehaltung ist er dagegen meist geringer, weil die Weideflächen regelmäßig gewechselt werden. Eine Rolle spielt auch die Art und Weise der Beweidung; kurze und intensive Beweidungsphasen oder niedrigere Besatzdichten verringern den Parasitenbefall. Müssen Schafe aufgestallt werden (zum Beispiel während der Lammzeit), beeinflusst das Hygienemanagement im Stall den Parasitendruck.
- Fütterung und Mineralstoffversorgung: Wenn es um die Widerstandsfähigkeit gegenüber Parasiten geht, kann die art- leistungsgerechte Fütterung der Tiere nicht außer Acht gelassen werden. Dazu zählt nicht nur die bedarfsgerechte Versorgung mit Energie und Rohnährstoffen, sondern auch die bedarfsgerechte Gabe von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.
Was Schafhalter konkret gegen Parasitenbefall tun können
Wird ein Parasitenbefall festgestellt, muss er fachmännisch behandelt werden. Dies geschieht im Idealfall über den gezielten Einsatz von Antiparasitika (Mittel gegen Parasiten) unter Anleitung des Bestandstierarztes, möglichst eines Experten für kleine Wiederkäuer. Es ist sinnvoll, nicht die ganze Herde zu behandeln, sondern gezielt diejenigen Tiere, die immer wieder hochgradig erkranken, oder besonders gefährdete Schafe (junge, hochleistende Tiere). So vermeidet man, dass sich Resistenzen ausbilden. Je nach Haltungsform und Betrieb können unterschiedliche Behandlungsformen erfolgreich sein.
Die Belastung der Tiere mit Parasiten so gering wie möglich zu halten, ist jedoch in erster Linie eine Sache des Managements auf dem Betrieb. Über zielgerichtete Maßnahmen, die intelligent eingesetzt werden, können Schafhalterinnen und Schafhalter den Parasitendruck in ihrer Herde senken:
1. Tierbeobachtung intensivieren
Um einen eventuellen Befall mit Endoparasiten rechtzeitig erkennen zu können, ist zunächst die regelmäßige Kontrolle des Allgemeinbefindens der Schafe erforderlich. Aussagekräftig hierfür sind beispielsweise der Verschmutzungsgrad der Hinterpartie (Anogenitalbereich), die Kotkonsistenz oder die Farbe der Schleimhäute. Unabdingbar ist eine regelmäßige Kotanalyse; sie ist als Methode sehr aussagekräftig und gilt als wichtige vorbeugende Maßnahme. Das zeigten auch die Erfahrungen der am Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz "Verzichten auf das Kupieren des Schwanzes bei Schaflämmern" beteiligten Schafhalter. Die Akteure des Vorhabens fassten ihr Wissen im Leitfaden MUD zur eigenbetrieblichen Kotanalyse in der Schafhaltung zusammen.
Erfahrung aus den Projektbetrieben der MuD Tierschutz
Wer über die Möglichkeit verfügt, Kotproben in Eigenregie zu bestimmen, hat den Status seiner Herde besser im Blick und kann zum Beispiel Eiausscheidungen von Würmern oder einen Kokzidienbefall schneller erkennen und entsprechende Maßnahmen zur Behandlung rasch einleiten. Viele Betriebsleiter der Projektbetriebe investierten aus diesem Grund in die Anschaffung eines Mikroskops und dessen Zubehörs. Darüber hinaus erwarben sie (in Lehrgängen) das erforderliche Wissen, um Endoparasiten korrekt identifizieren zu können. Denn deren Bestimmung erfordert ein geübtes Auge.
Ein häufigeres Kontrollieren der Tiere bedeutet mehr Arbeitsaufwand für den Schafhalter. An dieser Stelle erleichtern Fang- und Sortieranlagen die Arbeit. Sie vereinfachen sowohl das Sortieren der Schafe als auch die Euter- und Schwanzkontrolle oder auch die Gabe von Medikamenten und Mitteln zur Parasitenbekämpfung (Antiparasitika). Die Schafe gewöhnen sich schnell an die Anlage und durchlaufen diese ohne Anzeichen von Stress. Wer zusätzlich ein Wiegesystem in seine Anlage integriert, kann Tierarzneimittel und Antiparasitika sehr genau dosieren und Über- oder Unterdosierungen vermeiden.