Manchmal beeinflusst die Einkreuzung einer Rasse nicht nur das gewünschte Merkmal, sondern hat auch Auswirkungen auf andere Eigenschaften, die erhalten bleiben sollen. Diesem Problem kann durch eine gezielte Rückkreuzung entgegengewirkt werden.
Der Milchschafbetrieb der MuD Tierschutz plant beispielsweise, eine Anpaarung von Lacaune-Böcken an seine Lacaune-Finnschaf-Kreuzungstiere vorzunehmen, um die Milchleistungseigenschaften der Lacaune-Schafe nicht zu verlieren.
Digitale Technik hilft bei der Zuchtarbeit
Eine züchterische Maßnahme ist jedoch nur so gut und so nachhaltig, wie sie auch dokumentiert wird. In Bezug auf Eigenschaften wie Kurzschwänzigkeit oder Robustheit bedeutet das, diese Merkmale bereits beim neugeborenen Lamm systematisch zu erfassen und dem jeweiligen Muttertier zuzuordnen. Das geht nur mit exakter Bestandsführung. Sie ermöglicht eine genaue Bestandskontrolle und gewährleistet die Nachverfolgbarkeit über Generationen hinweg.
Das genaue Beobachten, das systematische Erfassen und das penible Dokumentieren beanspruchen jedoch viel Zeit. Hier hilft die digitale Technik weiter. Viele Betriebsleiter und Betriebsleiterinnen nutzen bereits heute elektronische Ohrmarken, Ohrmarkenerfassungsgeräte (Reader) und moderne Herdenmanagementprogramme für ihre Zuchtarbeit. Sie erfassen mit dieser Technik sowohl Leistungsparameter als auch Auffälligkeiten.
Beim Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz zum "Verzicht auf das Kupieren des Schwanzes bei Schaflämmern" wurde der Einsatz der digitalen Technik ausgiebig getestet, mit folgenden Erfahrungen:
- Elektronische Ohrmarken und Reader vereinfachen das Erfassen der Tierdaten erheblich. Vorteilhaft ist vor allem, dass Auffälligkeiten direkt im Stall dokumentiert werden können, indem der Schafhalter dies in ein Tablet einträgt. Es hat sich bewährt, den Lämmern die Ohrmarken unmittelbar nach der Geburt einzuziehen, mit dem Reader auszulesen und in ein Herdenmanagementprogramm einzuspeisen. Das spart nicht nur viel Zeit, sondern optimiert auch die Bestandsführung.
- Das digitale Herdenmanagementprogramm hat sich beim ständigen Einsatz in den Schafbetrieben bereits verdient gemacht, weil es das Erfassen von Auffälligkeiten und Leistungsparametern sehr erleichtert. Der Landwirt kann sich mühelos die Schafe aufzeigen lassen, die über die gewünschte Schwanzlänge verfügen oder die besonders resistent gegen Endoparasiten sind und diese Tiere für die weitere Zucht verwenden. Andererseits kann er sich Schafe anzeigen lassen (und später selektieren), die beispielsweise Probleme mit der Fruchtbarkeit ausweisen, eine geringe Mütterlichkeit zeigen oder häufig durch schweren Parasitenbefall auffallen.
Wenn es um die Anwenderfreundlichkeit geht, ist die verfügbare Herdenmanagement-Software für Schafhalter allerdings noch ausbaufähig.