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Kann die Infrarot-Thermografie klassische Verfahren zur Bewertung des Gefiederzustands ergänzen? Oder sogar ersetzen? Im Rahmen eines EIP-Agri Projektes wurde getestet, inwieweit sich die Infrarotthermografie zur Früherkennung von Gefiederschäden eignet.
Geflügelhalter, die Verhaltensweisen wie Federpicken und Kannibalismus in ihren Legehennenbeständen rechtzeitig entgegenwirken möchten, müssen erste Gefiederschäden bei den Tieren frühzeitig erkennen. Dazu müssen sie das Gefieder regelmäßig untersuchen.
Normalerweise erfolgt dies manuell, indem das Federkleid mit Hilfe eines definierten Schemas beurteilt und klassifiziert wird (Scoring). Doch die Methode hat Schwachstellen, denn eine manuelle Untersuchung und Bewertung des Gefiederzustandes hängt immer von der Qualifikation, der Erfahrung, der Motivation und der zeitlichen Kapazität derjenigen Person ab, die das Scoring durchführt. Deshalb wird nach objektiven Methoden der Gefiederbeurteilung gesucht. Eine Möglichkeit könnte die Infrarot (IR)-Thermografie sein.
Inwieweit eignet sich die Infrarot-Thermografie zur Früherkennung von Gefiederschäden bei Legehennen und können die Schäden mit dieser Technik besser eingeordnet werden? Das sollte im Rahmen des EIP-Agri Projektes (EIP-Agri = Europäische Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit) "Einstreuqualität und Parasitenlast als Einflussfaktoren auf das physiologische Verhalten von Legehennen in sächsischen Geflügelhaltungen" herausgefunden werden.
Das Projekt lief von 2019 bis 2021 und bezog insgesamt 28 Legehennenherden aus elf sächsischen Betrieben ein. Die wissenschaftliche Betreuung oblag dem Zentrum für angewandte Forschung und Technologie e. V. (ZAFT) an der Hochschule für Technik und Wirtschaft.
Bei der Infrarot-Thermografie wird mit Hilfe einer Wärmebildkamera zunächst die Oberflächentemperatur des Gefieders festgestellt. Federlose Areale werden aufgrund ihrer höheren Temperatur identifiziert. Danach werden für jedes Tier spezielle Parameter errechnet. Das Ergebnis wird einem Score zugeordnet. Das funktioniert wie folgt:
Die Studie zeigte, dass sich die Infrarot-Thermografie gut zur Differenzierung zwischen leichtem und starkem Gefiederverlust eignet. Die Genauigkeit der Messungen variierte jedoch zwischen den Körperregionen und Hybridtypen. Die höchste Genauigkeit wurde beim Vergleich von intaktem Gefieder zu starkem Gefiederverlust ermittelt: Für das Rückengefieder bei Braunlegern und das Legebauchgefieder bei Weißlegern lag sie hier bei über 95 Prozent.
Die Bonitur der Gefiederschäden an Hals, Rücken und Legebauch erfolgte nach einem auf Welfare Quality® (2009) basierten und nach Keppler (2017) modifizierten Schema. Es wurde in drei Scores unterschieden: 0 = intakt; 1 = leichte Veränderungen; 2 = starke Veränderungen.
Für das Halsgefieder zeigten sich zwischen den Hybridtypen keine signifikanten Differenzen. Beim Legebauchgefieder bestanden Unterschiede zwischen den Hybridtypen für Score 0 und 1, 0 und 2 sowie 1 und 2, aber nicht für Score 0/1 und 2.
Wenn es um das Früherkennen erster, leichter Gefiederschäden geht (Score 0 und 1), ist die Genauigkeit der Infrarot-Thermografie unzureichend. Die Wissenschaftler erklären dies mit der variierenden Dichte des Gefieders oder auch in der sich stetig ändernden Haltung des Halses.
Letzte Aktualisierung 31.03.2023