Häufige Erkrankungen bei hochträchtigen Schafen Häufige Erkrankungen bei hochträchtigen Schafen

Erkrankungen in der Hochträchtigkeit vorbeugen

Zu den bedeutendsten Erkrankungen bei hochtragenden Schafen zählen die Trächtigkeitstoxikose, auch Gestationsketose genannt, die Hypokalzämische Gebärparese und der Scheidenvorfall.  Das Tierwohl-Kompetenzzentrum Schaf (TWZ Schaf) hat die wichtigsten Informationen zur Vorbeuge und Behandlung dieser Erkrankungen zusammengestellt.

Trächtigkeitstoxikose (Gestationsketose)

Die Trächtigkeitstoxikose, auch Gestationsketose genannt, stellt eine Erkrankung im Zusammenhang mit der Trächtigkeit beim Schaf dar, welche bereits vor der Geburt zu Problemen führen kann. Im Laufe der Körperentwicklung der noch ungeborenen Lämmer kommt es im letzten Drittel der Trächtigkeit zu einem deutlich gesteigerten Energiebedarf des Muttertieres. Gleichzeitig führt das Größenwachstum der Lämmer in der Gebärmutter dazu, dass dem Magen-Darm-Trakt des Muttertieres weniger Platz im Bauchraum zur Verfügung steht und das Tier weniger Futter aufnehmen kann.

Der gesteigerte Energiebedarf bei gleichzeitig geringerer Aufnahme kann dazu führen, dass das tragende Mutterschaf unzureichend mit Energie versorgt wird. Auch ein Befall mit Innenparasiten führt über eine Schädigung der Darmschleimhaut dazu, dass weniger Nährstoffe aufgenommen werden können.

Wenn die Futterration der Tiere nicht an diese Bedürfnisse angepasst ist, beginnt das Muttertier körpereigenes Fett abzubauen, um dieses als Energielieferant zu nutzen. Dabei entstehen sogenannte Ketonkörper, die der Erkrankung ihren Namen geben und auch für die klinischen Symptome verantwortlich sind.

Mutterschafe sind ab dem 120. Tag der Trächtigkeit bzw. im letzten Monat vor der Geburt besonders gefährdet an der Gestationsketose zu erkranken. Erkrankte Tiere fallen dem Tierhalter durch Zurückbleiben hinter der Herde und einer verminderten Futteraufnahme auf. Im weiteren Verlauf kann es zu einer Muskelschwäche bis hin zum Festliegen kommen. Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt, können die Tiere einen komatösen Zustand sowie Krampfanfälle aufweisen.

Der Grundpfeiler in der Therapie der Gestationsketose ist die Zufuhr von Energie, welche zum Teil durch den Tierhalter und die Tierhalterin selbst verabreicht werden kann. Im frühen Stadium der Erkrankung kann die orale Gabe von Glukose oder Propylenglykol zu einer Verbesserung führen. Daher empfiehlt es sich, geeignete Präparate in der Stallapotheke zur Verfügung zu haben, um im Ernstfall schnell reagieren zu können. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium sollte jedoch immer der Hoftierarzt hinzugezogen werden.

Damit diese Erkrankung jedoch gar nicht erst auftritt, sind vorbeugende Maßnahmen sowohl bereits vor der Bedeckung als auch während der Trächtigkeit zu beachten. Nur Schafe, die eine gute Körperkonstitution (BCS 3) aufweisen, sollten dem Bock zugeführt werden. Anfällig für die Trächtigkeitstoxikose sind insbesondere zu gut genährte Tiere.

Weiterhin sollten keine Tiere mit Vorerkrankungen belegt werden. Ein gutes Parasitenmanagement, das sich in hohem Maße positiv auf die Körperkondition auswirkt, trägt ebenfalls zur Vermeidung der Ketose bei. Während der Trächtigkeit sollte die Fütterung der Tiere auf eine erhöhte Energiezufuhr abgestimmt werden. Kraftfutter sollte spätestens ab dem 100. Trächtigkeitstag, also im letzten Drittel der Trächtigkeit, in angepasster Menge zugefüttert werden. Zudem sollte auch das Grundfutter regelmäßig auf seine Qualität kontrolliert werden. Zu beachten ist auch, dass beim Auftreten von erkrankten Tieren häufig auch andere Schafe bereits betroffen sind, obwohl diese die Symptome noch nicht zeigen.

Eine ultraschallgestützte Trächtigkeitsuntersuchung zwischen dem 35. und 100. Tag nach der Belegung bietet den Vorteil, dass die nicht tragenden Tiere erneut dem Bock vorgestellt werden können und die Fütterung der tragenden Tiere entsprechend angepasst werden kann. Zu diesem Zeitpunkt ist auch eine Differenzierung zwischen Einlings- und Mehrlingsträchtigkeit und die entsprechende Einteilung in Fütterungsgruppen möglich.

Hypokalzämische Gebärparese

Eine weitere Stoffwechselerkrankung kleiner Wiederkäuer ist die Hypokalzämie. Diese durch Kalziummangel hervorgerufene Erkrankung tritt beim Schaf ebenfalls bereits während der Hochträchtigkeit und oft gleichzeitig mit der Gestationsketose auf. Die Erkrankung entsteht durch den steigenden Kalziumverbrauch während des Wachstums der Feten und der verminderten Aufnahme über das Futter. Wird diese Kalziumunterversorgung des Muttertieres nicht ausgeglichen, steht dem Organismus zu wenig Kalzium für eine physiologische Muskelfunktion zur Verfügung. Daher stehen im fortgeschrittenem Krankheitsstadium Muskelschwäche in Form von Festliegen und unzureichender Wehentätigkeit während der Geburt im Vordergrund. Zu Beginn der Erkrankung können die gleichen Symptome wie bei der Gestationsketose beobachtet werden.

Therapeutisch wird dem erkrankten Muttertier Kalzium zugeführt. Dies kann durch den Tierarzt oder zum Teil auch oral vom Tierhalter selbst verabreicht werden. Auch in diesem Fall ist eine Absprache mit dem Hoftierarzt dringend angeraten.

Da beide Erkrankungen die gleiche Symptomatik aufweisen und häufig gemeinsam auftreten, ist es für Tierhaltende oft schwierig zu unterscheiden, welche Erkrankung gerade vorliegt. Gewissheit bringt nur ein Labortest.

Scheidenvorfall

Die dritte häufig auftretende Erkrankung bei hochtragenden Schafen ist der Scheidenvorfall, auch Vaginalprolaps genannt. Dabei kommt es zur Ausstülpung der Vaginalwand, welche als rosafarbenes Gewebe aus der Scheide hervorragt.

Die Gründe für einen Vaginalprolaps sind vielfältig und bis heute nicht vollends geklärt. Eine Rolle spielen das Alter der Tiere (vor allem bei Erstgebärenden), der Ernährungszustand (BCS), ein erhöhter Druck im Bauchraum sowie die Genetik. Da eine vererbbare Komponente angenommen wird und ein Vaginalprolaps häufig wiederholt auftritt, sind diese Tiere sowie deren Nachzucht aus der Zucht auszuschließen.

Das Hauptproblem eines Scheidenvorfalls ist die Verletzung und Verschmutzung des Gewebes, durch die es zu aufsteigenden Infektionen bis hin zu einer Frühgeburt kommen kann. Zudem verlegt der Vorfall den Geburtsweg, sodass eine normale Geburt oft nicht möglich ist. Das Auftreten eines Prolapses muss schnellstmöglich tierärzlich behandelt. Dabei wird das Gewebe zurückverlagert und die Schamlippen verschlossen, um ein erneutes Vorfallen zu verhindern.

Möglichkeiten für den Scheidenverschluss sind ein Prolapsgeschirr, ein Bühnerband oder ein sogenannter "Schafretter“. Bei allen Methoden – vor allem aber beim Einsatz eines Bühnerbandes – ist eine intensivierte Geburtsüberwachung notwendig, um Verletzungen zu verhindern. Je nach Schwere des Vorfalls, muss das Tier zusätzlich mit Medikamenten behandelt werden.


Letzte Aktualisierung 29.09.2023

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