Wasserbedarf von ZiegenWasserbedarf von Ziegen

Ziegen mit Tränkewasser versorgen

Ziegen brauchen Wasser - ob im Stall oder im Freien. Mehrmals täglich müssen Ziegen Gelegenheit haben, ausreichend zu trinken. Idealer Weise steht Ziegen ständig sauberes Tränkewasser zur Verfügung.

Egal ob auf der Koppel, in Hütehaltung oder im Stall: Ziegen brauchen, wie andere Weidetierarten auch, einen zuverlässigen Zugang zu Tränkewasser. Das ist vor allem dort, wo Ziegen in der Landschaftspflege und in teils unwegsamem Gelände eingesetzt werden, nicht immer leicht umzusetzen. Und Ziegenställe sind selten moderne, speziell für diese Tierart planerisch gestaltete Gebäude. Häufig stehen Ziegen in umgenutzten Altbauten. Das ist nachhaltig, aber die Ansprüche der Tierart müssen bei Umbauarbeiten und Installationen auch in der Wasserversorgung bedacht sein. Konkret geht es um drei Fragen:  

  • Sind genügend Tränkeplätze vorhanden?
  • Sind die Tränken für Ziegen geeignet uns zugänglich?
  • Ist das Wasser von guter hygienischer Qualität

Wasserbedarf von Ziegen

Der Wasserbedarf von Ziegen schwankt stark. Die Angaben dazu reichen von 4 bis 18 Litern am Tag.

Wie viel die Tiere am Tag trinken, hängt zum Beispiel von den Außentemperaturen, von Alter und Gewicht ab, von der Zusammensetzung des Futters und ob sie tragend oder laktierend sind. Trächtige, säugende und melkende Ziegen haben den höchsten Wasserbedarf. Auch Witterung und Jahreszeit haben einen Einfluss, wie auch der Gesundheitszustand und die Naturräume, in denen sich die Tiere aufhalten. Draußen auf der Weide ist während Hitzeperioden der Wasserbedarf deutlich höher als an regnerischen Herbsttagen.

Ziegen können sich an Hitze aber sehr gut anpassen. Zur Vermeidung von Hitzestress verfügen sie über verschiedene Anpassungsmechanismen. Sie erhöhen zum Beispiel ihre Atemfrequenz, hecheln und können auch schwitzen. Mit heißer Witterung kommen sie daher oft besser zurecht als zum Beispiel Schafe.

Grundsätzlich entspricht die Wasseraufnahme von Ziegen zwischen 2,5 und 6 Prozent der Körpermasse. Als Faustzahl gilt: pro Kilo konsumierter Futtertrockenmasse nehmen Ziegen das drei- bis vierfache an Wasser zu sich.

Wasserversorgung von Ziegen – Tierhaltende in der Pflicht

Tierhaltende müssen den Wasserbedarf ihrer Tiere decken. Dazu sind sie auch gesetzlich verpflichtet. Die Grundlage dafür ist das Tierschutzgesetz und die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung.

Das Tierschutzgesetz verpflichtet zur angemessenen Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung von Tieren. Es verlangt außerdem von Besitzern und Betreuerinnen die nötige Sachkenntnis über die Bedürfnisse der Tiere. Die Paragrafen 3 und 4 der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung legen fest, dass Tiere in ausreichender Menge und Qualität mit Wasser und Futter zu versorgen sind. Das Haltungssystem muss die nötigen Voraussetzungen dafür bieten, zum Beispiel in Form geeigneter Stalleinrichtung. Die Futtermittelhygiene-Verordnung führt in Anhang III aus, dass bei Tränkewasser eine angemessene Wasserqualität gewährleistet sein muss.

Tränkewasserhygiene im Stall, auf der Koppel und auf Wanderschaft

Das Wasser, das Ziegen angeboten wird, muss keine Trinkwasserqualität haben. Die Vorschriften besagen lediglich, dass es sauber und geeignet sein muss. Brack- und Schmutzwasser sind somit nicht akzeptabel.

Trinkwasser ist in Deutschland so gut kontrolliert, dass es - außer in Ausnahmefällen - hygienisch einwandfreies Wasser ist. Das gilt zumindest bis zu der Anschlussstelle, an der es in das Leitungssystem des Betriebes eingeschleust wird.

Je nach Alter und Material der Rohre und Instandhaltung des Leitungsnetzes kann es auf dem Betrieb allerdings zu unerwünschten Verunreinigungen kommen. Biofilme aus Bakterien und Algen setzen sich durchaus auch an den Innenwänden von Tränkewasserleitungen in Ställen fest.

Diese Beläge gibt es auch in Eimern, Bottichen oder Maurerkübel, Tränken aus Stein oder Holz. Gerade bei Sonneneinstrahlung bildet sich am Boden und den Innenwänden von Gefäßen mit stehendem Wasser schnell eine grüne, schmierige Schicht.

Ziegenhalter und Landwirtinnen nutzen auf Weiden auch häufig geschlossene Wasservorratsbehälter mit einem daran installierten Tränkesystem. Teilweise dienen soche geschlossenen Behälter auch als Speicher für offene Becken. Das alles muss regelmäßig gereinigt werden, denn auf allen Oberflächen kann sich dieser Rasen aus Bakterien oder Algen ansiedeln und vermehren.

Der Biofilm gibt neben Bakterien auch von Bakterien erzeugte Toxine in das Wasser ab.

Wasser, das in verunreinigten Gefäßen steht, kann somit in der Qualität und auch geschmacklich beeinträchtigt sein. Daraus resultieren Gesundheitsrisiken für die Ziegen, die aus solchen Tränken Wasser aufnehmen.  

Brunnenwasser regelmäßig prüfen

Betriebe, die das Tränkewasser aus einer Eigenwasserversorgung beziehen statt aus dem öffentlichen Trinkwassernetz, sollten ihr Brunnenwasser regelmäßig untersuchen lassen. In die Grundwasserschichten vor Ort sickern unter Umständen Mineralien ein oder Verunreinigungen aus der Umgebung.

Wasserqualität natürlicher Gewässer kennen

Ziegen trinken auch gern aus natürlichen stehenden oder fließenden Gewässern. Gräben, Tümpel und Bäche können aber chemisch oder biologisch belastet sein. Zu den häufigen Gefahren gehören Parasiten-Larven. Vom Umfeld der Tränkestellen geht im übrigen grundsätzlich ein höheres Infektionsrisiko aus als von den Tränkestellen selbst. Denn im feuchten Böden, der häufig Wasserstellen umgibt, steigt der Infektionsdruck. Auf der Weide empfiehlt es sich daher, Tränkebehälter öfter umzustellen.

Auf der Koppel und in Ställen ist ein kontinuierliches Wasserangebot in der Regel gut umzusetzen. In der Hütehaltung und Wanderschäferei ist das schwieriger. Aber auch dort gilt: Die Betreuenden haben dafür Sorge zu tragen, dass die Ziegen ihren Durst stillen können. Mindestens ein- bis zweimal täglich sollten sie ausreichend lange Zugang zu Wasser haben.

Genügend Tränkeplätze im Ziegenstall

Anzahl und Position der Tränkeplätze sind ein entscheidender Aspekt des Tierwohls. Geeignet sind Tränkesysteme, in denen ein Schwimmer den Füllstand steuert oder auch solche, die die Tiere mit Druck betätigen müssen. In der Regel lernen Ziegen den Umgang mit Tränkesystemen schnell.

Offene Behälter sind allerdings ungünstig. Es können Kitze hinein fallen oder der Inhalt wird zum Beispiel mit Kot verunreinigt. Besser ist es, sie außerhalb des Stallabteils anzubringen und das auch standsicher. Dort sind sie außerdem leichter zu befüllen und zu reinigen.

Bei Neuinstallationen oder Stallumbauten sollte der Reinigungsaufwand das Tränkesystem bedacht werden.

Bei der Wasserversorgung auch Rangordnungen bedenken

Ziegen kennen ihren Platz in der Herde. Sie haben Verhaltensmuster, die die Rangordung bestimmen und festigen. Für rangniedere Tiere bedeutet das, dass sie an einer Tränke im Zweifel warten müssen. Vorrang haben die ranghohen Ziegen. Diese bedienen sich zuerst und lassen die rangniederen unter Umständen nicht ans Wasser, wenn die Tränke zum Beispiel in einer Ecke angebracht ist. Im Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz "Tierbezogene Indikatoren zur Optimierung der Tiergesundheit und des Tierwohls in der Milchziegenhaltung“ wurde daher Wartezeit vor Tränken als ein Tierwohlkriterium identifiziert. Wartezeit bedeutet für die rangniederen Tiere Durst und Stress.

Fazit: Bei der Tränkewasserversorgung zählt es, zuverlässig Wasser anzubieten, das hygienisch einwandfrei ist. Tränkebecken und Systeme müssen sauber gehalten werden und das Angebot der Tränkeplätze sollte man an die Herdengröße anpassen.

Letzte Aktualisierung 11.11.2022

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