Das Vermarktungsprojekt "Zickensommer" ist im Spessart ursprünglich aus dem North-West-Interreg Projekt "Food Heroes" entstanden. Ziel der Initiative war, die Öffentlichkeit für einen neuen ethischen Umgang mit Lebensmitteln zu sensibilisieren. Der Verein SPESSARTregional hat die Idee im Sinne von Goatober weitergeführt, erstmals im Jahr 2018. Ein englischer Spitzenkoch schulte vorab die Gastronomiebetriebe. Als Sonderaktion fand außerdem ein Kochevent mit internationaler Beteiligung statt. Erst konnte das Publikum beim Kochen zuschauen, am Buffet alles verkosten und dann über den Geschmack abstimmen.
Aktuell ziehen vier Milchziegenbetriebe, acht Gasthöfe sowie zwei Metzgereien an einem Strang. Auch ein Edekageschäft ist mit im Boot. Auf der Internetseite des Projekts sind Rezepte für die eigene Küche zu finden. SPESSARTregional e. V. betont besonders die schmackhafte Fleischqualität und weist darauf hin, dass die Kitze auf den Weiden des Spessarts gegrast haben. Kitzfleisch ist generell mild, zart sowie fett- und cholesterinarm. Die Hochschule Fulda hat neu kreierte Ziegenfleischprodukte hinsichtlich des Geschmacks untersucht. Befragt wurden jüngere und ältere Konsumenten. Das Ergebnis: Bei keinem Produkt konnte ein intensiver Ziegengeschmack festgestellt werden, das Ziegenfleisch kam gut an.
3. Biolämmer von Schaf und Ziege
Das durch das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft geförderte Projekt will die gemeinschaftliche Vermarktung von Biolämmern und -kitzen über alle Absatzkanäle hinweg ankurbeln. Auch Betriebe, die lieber an ihrer Direktvermarktung feilen möchten, werden unterstützt. Das Projekt läuft seit November 2020 für drei Jahre. Im Fokus stehen Baden-Württemberg und Bayern. Oberste Priorität hat die Bündelung der Erzeugerebene. Noch ist nicht entschieden, in welcher Form die derzeit 62 Betriebe unter einem Dach vereint werden. Gut Zweidrittel aller Betriebe sind Milchziegenhöfe.
Das Pilotprojekt "Schwarzwälder Geißgenuss" startete an Pfingsten 2022 und brachte vier Milchziegenbetriebe mit 13 gastronomischen Betrieben zusammen, darunter namhafte Restaurants und Hotels sowie Kantinen. Die Bio-Musterregion Freiburg war Aktionspartner. Während die Ziegenhöfe im Schwarzwald lagen, wurde das Fleisch auch in die angrenzenden Regionen, wie Karlsruhe oder Stuttgart, vermarktet. Insgesamt gingen 70 Kitze weg.
Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) ist ein wichtiger Absatzkanal, der weiter ins Visier genommen wird. Bisher laufen Gespräche mit Edeka und Tegut. Ohne eine organisierte Erzeugerseite funktioniert hier gar nichts. Denn der LEH verlangt nach größeren Mengen in gleichbleibender Qualität und das termingerecht. Preisverhandlungen können nur gebündelt geführt werden. Neben saisonaler Ware wünschen sich die großen Handelsunternehmen auch eine ganzjährige Belieferung. Naturkosthandel und Bioläden sind ebenfalls geeignete Kanäle. Um nicht nur Edelteile an den Handel zu liefern, werden gerade neue Rezepte für verarbeitetes Ziegenfleisch in Gläsern ausprobiert. Geplant ist, eine eigene Marke für alle Handelsformen einzuführen.