Was tun mit männlichen Ziegenkitzen?Was tun mit männlichen Ziegenkitzen?

Märkte schaffen für männliche Ziegenkitze

Der wachsende Bestand an Milchziegen und die steigende Nachfrage nach Ziegenmilch bringen auch immer mehr Bocklämmer auf den Markt. Gleichzeitig fehlen in Deutschland sowohl die Nachfrage nach Ziegenfleisch als auch die Infrastruktur für eine stabile Vermarktung. Welche Lösungen gibt es hierfür?

Ziegenfleisch ist ein hochwertiges Produkt. Und doch ist der Absatz von Ziegenfleisch in Deutschland schwer. Ziegenfleisch wird hierzulande kaum nachgefragt. Weit weniger als ein Kilogramm pro Kopf werden pro Jahr verzehrt. Einen Nischenmarkt haben in der Ostersaison sogenannte Milchkitze, die im  Alter von 12 bis 16 Wochen geschlachtet werden. Viele Menschen lehnen aber die Schlachtung so junger Tiere ab.

Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Ziegenmilchprodukten drängen immer mehr Ziegenkitze auf den Markt, wovon etwa die Hälfte männlich ist. Gerade für Bocklämmer gibt es bislang in Deutschland aber kaum Verwendung. Zur Zucht werden nur wenige Böcke genutzt und eine größere Nachfrage nach Ziegenfleischprodukten bleibt bisher aus.

Ziegenfleisch mit Vorurteilen behaftet

In Deutschland sind die wenigsten Menschen schon einmal in den Genuss von Produkten aus Ziegenfleisch gekommen. Und dennoch gilt bei Vielen Ziegenfleisch als streng in Geschmack und Geruch und auch als zäh. Von den Hautdrüsen der Böcke geht tatsächlich ein strenger Geruch aus, der sich auf das Fleisch und auch auf die Milch der Ziegen, die mit im Stall gehaltenen werden, übertragen kann.

Beim Fleisch spielt neben dem Schlachtalter der Tiere die Hygiene und die richtige Handhabung beim Schlachten eine große Rolle. Kastration lindert die Geruchsbildung deutlich. Demzufolge können kastrierte Böcke auch älter geschlachtet werden.

In der Milchproduktion vermeidet man die Geruchsübertragung, indem die Böcke nicht mit den melkenden Ziegen laufen. Auch von den Melkständen hält man sie fern.   

Aufzucht mit hohem Aufwand

Ziegenkitze aufzuziehen erfordert neben Räumlichkeiten, Futter-, Material- und Tierarztkosten auch einiges an Arbeitszeit. Die Aufzucht von Ziegenkitzen für die Fleischproduktion ist darum auf Betrieben mit Milchziegenhaltung nicht immer praktikabel umsetzbar.

Zur Remontierung benötigen die Betriebe oft nur einen Teil der weiblichen Kitze. Die männlichen Kitze haben für den Betrieb gar keine Bedeutung. Oft bleibt ein früher Verkauf an Mäster, sofern es welche gibt, oder die frühe Schlachtung.

Weniger Kitze durch Dauermelken

Dauermelken ist eine Methode, die Betriebe anwenden, um die Anzahl der insgesamt geborenen Kitze niedriger zu halten. Hier wird die Laktation auf mehr als eine Saison ausgeweitet. Der zeitliche Abstand zwischen den Deckzeitpunkten verlängert sich damit. Altziegen bekommen so über ihre gesamte Lebensspanne weniger Kitze. Das ist bei Ziegen durchaus praktikabel, da die Milchqualität auch über lange Melkzeiträume gut bleibt.

Das Dauermelken darf nicht mit dem Durchmelken verwechselt werden. Beim Durchmelken wird eine Ziege auch während der Hochträchtigkeit weitergemolken. Dieses Verfahren ist aus Gründen des Tierschutzes abzulehnen.

Spermasexing: Geburt männlicher Kitze verhindern

Eine andere Methode, um die Geburt männlicher Kitze zu vermeiden, könnte das Spermasexing darstellen. Beim Spermasexing werden die Spermien danach getrennt, ob sie weibliche oder männliche Nachkommen zeugen. Besamt wird dann nur mit der Partie, die zu weiblichen Tieren führt. Versuche dazu gibt es bereits, der praktische Einsatz ist bei Ziegen aber noch nicht flächig erprobt. Ziegensperma verhält sich etwas anders als Rindersperma, deshalb können nicht einfach die in der Milchviehhaltung bereist praktizierten Spermasexing-Methoden übernommen werden. Zum Beispiel ist die für eine erfolgreiche Besamung benötigte Spermienzahl in den Besamungsportionen größer. Auch darf sowohl der Vorgang des Spermasexings als auch das Einfrieren und Auftauen der Portionen, die Beweglichkeit der Spermien nicht beeinträchtigen. Nicht zuletzt zeigt sich erst bei der Geburt der Nachkommen, ob nicht doch männliche Spermien der Sortierung entkommen sind. In der Rinderhaltung erreicht das Spermasexing inzwischen in 90 Prozent der Fälle, dass ein Kalb mit dem Wunschgeschlecht geboren wird.


Letzte Aktualisierung 07.11.2022

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