Tiergerechte Haltungssysteme für Junghennen Tiergerechte Haltungssysteme für Junghennen

Stallsysteme für Junghennen müssen "mitwachsen"

Ob Eintagsküken oder fast ausgewachsene Junghennen: Moderne Junghennen-Aufzuchtställe sind so aufgebaut und eingerichtet, dass sie das Ausleben artgemäßer Verhaltensweisen der Tiere fördern und diese optimal auf ihr Leben als Legehenne vorbereiten.

Wie können Ställe aussehen, in denen Junghennen optimal aufgezogen und auf ihr Leben als Legehenne vorbereitet werden? Und wie kann das Ausleben artgemäßer Verhaltensweisen über den Bau eines Stalles und seine Einrichtung unterstützt werden? Die Arbeitsgruppe "Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Geflügel - Junghennen", ein interdisziplinäres Team aus bundesweit agierenden Fachleuten, setzte sich mit diesen Fragestellungen intensiv auseinander. Ihre Empfehlungen für den Stallbau:

1. Fortbewegungsverhalten

Die Bedürfnisse von Junghennen sind hinsichtlich ihres Fortbewegungs- und Erkundungsverhaltens in den verschiedenen Altersabschnitten recht unterschiedlich. Ein tierartgerechtes Aufzuchtsystem sollte deshalb sowohl den Ansprüchen von Eintagsküken als auch von fast ausgewachsenen Junghennen gerecht werden. Es sollte mitwachsen, weil die Tiere täglich zunehmend mehr Platz beanspruchen.

Stallbauliche Maßnahmen für ein tierartgerechtes Fortbewegungsverhalten

Die Nutzfläche des Stalles groß genug wählen

Nach den Empfehlungen zur Siebten Verordnung zur Änderung der TierSchNutztV müssen Haltungseinrichtungen für Junghennen eine Fläche von mindestens 2,5 Quadratmetern aufweisen. Für die verschiedenen Altersabschnitte der Küken bedeutet das Folgendes:

  • Maximale Tierzahl pro Quadratmeter nutzbarer Fläche bei Einstallung (in einer Etage) bis zum 10. Lebenstag: 100 (= 100 Quadratzentimeter pro Küken).
  • Maximale Tierzahl pro Quadratmeter nutzbarer Fläche vom 11. bis 20. Lebenstag: 50 (= 200 Quadratzentimeter pro Küken).
  • Maximale Tierzahl pro Quadratmeter nutzbarer Fläche ab 21. Lebenstag bis zur Ausstallung: 18 bzw. 36 Tiere pro Quadratmeter Grundfläche (bei nutzbarer Fläche auf mehreren Ebenen), Zugang zum eingestreuten Scharrraum.

Über die Frage, unter welchen Bedingungen der Einstreubereich der nutzbaren Fläche anzurechnen ist, gibt es unterschiedliche Auffassungen. Die Arbeitsgruppe empfiehlt, ihn nur dann anzurechnen, wenn er den Junghennen spätestens ab dem 43. Lebenstag täglich während der gesamten Hellphase uneingeschränkt zur Verfügung steht.

Mehrere Ebenen

Das Haltungssystem mit mehreren Ebenen ausstatten, die neben Futter- und Wasserstellen auch Sitzstangen enthalten. Diese sollten so angeordnet sein, dass sie einfach und sicher angeflogen werden können. Die Arbeitsgruppe hat sich darauf geeinigt, dass den Tieren neben der Grundfläche maximal drei zusätzliche Ebenen zur Verfügung stehen sollten, wobei die höchste Sitzebene Teil der obersten Ebene sein sollte. Über ihr müssen die Tiere noch ausreichend Raum zur uneingeschränkten Bewegung haben.

Aufstiegshilfen

Geeignete Aufstiegshilfen einbauen, um den Tieren den Zugang zu den verschiedenen Ebenen des Aufzuchtsystems zu erleichtern.

Scharrraum

Den Scharrraum genügend breit planen und bereits den Küken Scharrmöglichkeiten anbieten. Dies erreicht man beispielsweise durch das Auslegen von so genanntem Kükenpapier mit Einstreu in der Voliere. Für ein sicheres Abfliegen aus allen Ebenen sollte der Scharrraum breiter sein, als die Anlage hoch ist - im Mittelgang mindestens drei Meter, in den Außengängen möglichst zwei Meter.

Fluchtwege und Rückzugsorte

Bereits bei der Gestaltung des Systems darauf achten, dass den Tieren genügend Fluchtwege und Rückzugsorte zur Verfügung stehen, Sackgassen weitestgehend vermeiden.

Zusätzliche Bewegungsräume schaffen

Ein mit Einstreu ausgestatteter Außenklimabereich bietet zusätzliche Bewegungsfläche. Die Arbeitsgruppe empfiehlt, auch konventionelle Aufzuchtställe mit einem lichtdurchfluteten, wildvogelsicheren Kaltscharrraum auszustatten. Er sollte etwa die Größe von 50 Prozent der Stallgrundfläche haben.


Broschüre: Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Geflügel - Junghennen

Wie kann das arteigene Verhalten der Junghennen in der Haltung stärker berücksichtigt werden? Die Broschüre zeigt auf, unter welchen Haltungsbedingungen und Managementfaktoren Küken und Junghennen ihre arteigenen Verhaltensweisen ausüben und gleichzeitig mit optimalen biologischen Leistungen aufgezogen werden können.

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2. Fortpflanzungsverhalten

Fortpflanzungsmerkmale von Legehennen wie Geschlechtsreife, Legeintensität, Legepersistenz und das Nestverhalten werden hauptsächlich von der Lichtintensität und der Tageslichtlänge bestimmt. Das Licht hat bereits während der Aufzucht einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Tiere. Um die Lichtsituation so optimal wie möglich zu gestalten, ist eine Kombination aus natürlichem Tageslicht und einer am Tageslicht orientierten LED-Beleuchtung mit breitem Lichtspektrum unverzichtbar. Die Lichtverhältnisse im Aufzuchtstall sollten denen im späteren Legehennenstall ähneln.

Stallbauliche Maßnahmen für ein tierartgerechtes Fortpflanzungsverhalten

  • Klappen oder Jalousien als Verdunklungsmöglichkeiten vorhalten.
  • Lichtplatten, Hubfirste oder eine Fensterfläche im Pultdachbereich anbringen. Diese Konstruktionen helfen, den Stallinnenraum hell mit Tageslicht auszuleuchten und sie vermeiden Lichtkegel im Tierbereich.
  • Zeitschaltuhren zum automatischen Dimmen des Lichtes im Stall installieren.
  • Hochfrequente Leuchtmittel verwenden, welche für die Tiere flimmer-und flackerfrei sind.
  • Nestähnliche Bauten in die Junghennenställe integrieren, damit sich die Tiere so früh wie möglich damit vertraut machen.

3. Futtersuch- und Futteraufnahmeverhalten

Junghennen in der Aufzucht haben je nach Alter einen sehr unterschiedlichen Bedarf an Energie und Protein bzw. Aminosäuren. Dem muss das Fütterungssystem im Aufzuchtstall Rechnung tragen. Ideal ist es, wenn die Fütterungsanlage für eine Multiphasenfütterung ausgelegt ist und das Verschneiden unterschiedlicher Futteranteile ermöglicht.

Stallbauliche Maßnahmen für ein tierartgerechtes Futtersuch- und Futteraufnahmeverhalten

  • Mindestens zwei Futtersilos bereitstellen, die durch eine Futterdosierschnecke einzeln angesteuert werden können. Auch die Investition in ein drittes Futtersilo kann sinnvoll sein, um hierüber das Verfüttern von Getreidekörnern zu gestatten.
  • Nutzbare Trogseitenlänge pro Junghenne: bis zum 35. Lebenstag 2,5 Zentimeter pro Junghenne, ab dem 36. Lebenstag mindestens 4,5 Zentimeter pro Junghenne. Für Rundtröge sind bis Ende der fünften Lebenswoche mindestens 2,0 Zentimeter nutzbarer Trogrand pro Junghenne vorzusehen, ab der sechsten Lebenswoche mindestens 4,0 Zentimeter.
  • Futtereinrichtungen mit einem Schutzgitter ausstatten, damit junge Küken bei laufender Futterkette nicht auf dem Futter „mitfahren“.
  • Höhenverstellbare und getrennt steuerbare Futter- und Tränkesysteme installieren, und zwar auf jeder Ebene des Aufzuchtsystems (mit Ausnahme der obersten Ebene).
  • Beschäftigungsautomaten installieren
  • Automatische Sprühdüsen über den Futterketten einbauen, mit denen das Trockenfutter bei Bedarf angefeuchtet werden kann.
  • Ausreichend leicht erreichbare Tränken zur Verfügung zu stellen. Gut geeignet sind Nippeltränken. Parallel sollten Bechertränken als offene Wasserstellen bereitgestellt werden. Die Faustregel: auf jeden zehnten Nippel ein Becher.
  • Alarmsysteme im Stall einbauen. Sie sind unabdingbar für den Fall, dass durch eine gebrochene Wasserleitung der Wasserdruck plötzlich abfällt.

4. Körperpflegeverhalten

Um wachsenden Junghennen ein tierartgerechtes Körperpflegeverhalten zu ermöglichen, müssen die Tiere mindestens Zugang zu lockerer, veränderbarer und trockener Einstreu haben.

Stallbauliche Maßnahmen für ein tierartgerechtes Körperpflegeverhalten

  • Unterhalb der Anlage sowie im Außenbereich Kotschieber einbauen. Sie verbessern das Stallklima und helfen, die Einstreu trocken und locker zu halten.
  • Separate Staubbäder anbieten. Geeignete Standorte hierfür sind der Außenklimabereich sowie der Mittel- und Außengang des Stalls.

5. Ruhe- und Schlafverhalten

Bei den stallbaulichen Maßnahmen des Ruhe- und Schlafverhaltens geht es darum, die lokomotorische Entwicklung der Küken optimal zu fördern und ihnen ein artgemäßes Ruhen zu ermöglichen.

Stallbauliche Maßnahmen für ein tierartgerechtes Ruhe- und Schlafverhalten

  • Erhöhte Sitzplätze (Sitzstangen, erhöhte Ebenen) schaffen, und zwar sowohl im Stall als auch im Außenbereich. Die Fachleute empfehlen, den Tieren spätestens ab der zweiten Lebenswoche erhöhte Strukturen anzubieten und dies während der gesamten Aufzuchtphase beizubehalten. Ideal ist eine Kombination aus Sitzstangen und Plateaus, die zunächst in einer Höhe von 10 bis 20 Zentimetern angebracht werden und höhenverstellbar sind.
  • Bei den Sitzstangen auf das Material und die Form achten. Sitzstangen mit leicht rauen Oberflächen (Holz, mit Gummi gepolstert) werden von den Tieren besser angenommen als glatte Sitzstangen aus Kunststoff oder Metall. Studien zeigten darüber hinaus, dass Junghennen rechteckige Sitzstangen bevorzugen. Um Brustbeindeformationen vorzubeugen, empfiehlt die Arbeitsgruppe pilzförmige Sitzstangen aus Kunststoff mit einer Gummiummantelung.
  • Aufstiegshilfen so anordnen, dass sie den Zugang zu den Versorgungseinrichtungen nicht behindern und ein ungestörtes Ruhen und Schlafen möglich ist.
  • Genügend Raum bieten. Der Abstand von einer erhöhten Ebene zur oberen Begrenzung sollte bei Sitzstangen, die durch Klettern erreicht werden können, mehr als 20 Zentimeter betragen. Können die Sitzstangen nur durch Anfliegen erreicht werden, muss der Freiraum oberhalb mindestens 40 Zentimeter sein. Seitliche Abstände zu Wänden oder anderen Begrenzungen sollten mindestens 20 Zentimeter betragen.

6. Besatzdichte gesetzlich regeln

Damit die Junghennen ihr Sozialverhalten uneingeschränkt ausüben können, spielt die Besatzdichte im Stall eine besondere Rolle. Die Arbeitsgruppe "Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Geflügel" spricht sich in diesem Zusammenhang für eine gesetzlich geregelte Besatzdichte aus. Ihre Empfehlung: eine maximale Besatzdichte von 18 Junghennen pro Quadratmeter nutzbarer Stallfläche ab dem 35. Lebenstag beziehungsweise von 36 Junghennen pro Quadratmeter nutzbarer Stallgrundfläche bei mehrtägiger Volierenhaltung.

Dabei ist nach Meinung der Fachleute zu berücksichtigen, dass die Fläche unterhalb der Haltungseinrichtung für maximal 14 Tage eingeschränkt werden sollte. Die Besatzdichte im Einstreubereich sollte ab dem 50. Lebenstag 54 Junghennen pro Quadratmeter nicht überschreiten.


Letzte Aktualisierung 14.06.2022

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