Sauen länger halten Sauen länger halten

Lebensleistung von Sauen im Fokus

Sauen länger zu halten, lohnt sich. Für die Wirtschaftlichkeit in der Sauenhaltung gewinnt die Lebensleistung der Tiere an Bedeutung. Eng verbunden mit der Lebensleistung und damit der Nutzungsdauer ist die Tiergesundheit. 

In den vergangenen Dekaden hat die Lebensleistung von Sauen bezogen auf die lebend geborenen und abgesetzten Ferkel stetig zugenommen. Züchterische Arbeit und ein verbessertes Management haben ihren Teil dazu beigetragen. 

Die Leistung von Zuchtsauen wird dennoch bislang vor allem an der Zahl von Ferkeln pro Sau und Jahr bemessen. Je nach Genetik und Management sind das heute oft mehr als 31 abgesetzte Ferkel je Sau und Jahr. 

Remontierungsrate gibt Hinweise auf Lebensleistungen 

Die Remontierungsrate, auch Bestandsergänzungsrate genannt, beziffert den Anteil an Tieren, die jährlich neu in die Herde kommen, um ausgemusterte oder verstorbene Tiere zu ersetzen. Sie ist ein wichtiger wirtschaftlicher Parameter für den Betrieb. Denn hinter dieser Größe stehen Kosten für den Zukauf von Jungsauen oder bei Eigenremontierung Kosten für die Selektion und Aufzucht der Jungsauen. Ist die Remontierungsrate eines Betriebes hoch, weist dies darauf hin, dass die möglichen Lebensleistungen von Sauen nicht zum Tragen gekommen sind. Zumal viele Sauen erst im dritten bis sechsten Wurf ihre höchste Wurfleistung erreichen. 

Remontierungsraten in der Sauenhaltung liegen durchschnittlich bei 40 Prozent. Auch Raten bis über 50 Prozent sind keine Ausnahme, wie die Steckbriefe zur Ferkelerzeugung und Schweinemast des Thünen-Instituts verdeutlichen. 

Viele Sauen erreichen demnach nicht die wirtschaftlich anzustrebende Anzahl von mindestens sechs Würfen.  Die Langlebigkeit von Zuchtsauen rückt aber auch aus ethischen Gründen in den Fokus. Wobei Sauen als langlebig gelten, wenn sie sechs Würfe und mehr aufgezogen haben. 

Genetischer Einfluss gering

Die Nutzungsdauer von Sauen wird mit unter 10 Prozent nur in geringem Maße vererbt. Einen wesentlichen Einfluss auf die Länge des Lebens einer Sau haben die Genotyp-Umwelt-Interaktionen. Diese umfassen alle Einflüsse des gesamten Managements von der Aufzucht der Remonten über die Eingliederung der erstbelegten Jungsauen und den weiteren Verlauf in der Abferkelgruppe. Die natürliche Lebenserwartung des Schweines liegt bei acht bis zehn Jahren. 

Leistungskurve von Zuchtsauen

In den ersten beiden Würfen benötigen junge Sauen neben der Versorgung ihrer Würfe auch noch Ressourcen für die eigene körperliche Entwicklung. Entsprechend kleiner sind die Wurfgrößen als bei vollständig ausgewachsenen Tieren, was erst ab dem dritten Wurf der Fall ist. 

Dem entsprechend erreichen Sauen die höchste Aufzuchtleistung zwischen dem dritten und sechsten Wurf. Im siebsten und achten Wurf sinkt die Leistung älterer Sauen wieder auf das Niveau von jungen Sauen in den ersten beiden Würfen. 

Bei noch höheren Wurfzahlen pendelt sich die Wurfgröße noch unteor der von jungen Sauen ein. Diese Tiere sind jedoch als Ammen interessant. Als Ammen können sie Erstlings- und Jungsauen von Genetiken mit hohen Wurfgrößen unterstützen und diese so vor Überforderung schonen. Mit Hilfe der Ammen kann eine große Zahl von Ferkeln bezogen auf die gesamte Abferkelgruppe aufgezogen werden. Als ideal gilt eine Gruppe mit 30 Prozent jungen Sauen und 20 Prozent alten Sauen mit mehr als sechs Würfen. Die Hälfte der Tiere sollte im Leistungszenit zwischen dem dritten und sechsten Wurf liegen. 

Abgangsursachen von Sauen

Entscheidenden Einfluss auf die Lebensleistung von Zuchtsauen hat das Management des Betriebs. Hierzu zählen auch Entscheidungen darüber, in welchem Alter Sauen den Betrieb verlassen sollen. Darüber hinaus haben aber auch die ungeplanten Abgänge großen Einfluss auf die Remontierungsrate. 

Ungeplante Abgänge beruhen zum Beispiel auf Einschränkungen bei der Fruchtbarkeit, wie sehr kleinen Wurfgrößen bei erstmalig besamten Sauen, Aborten und Umrauschen. Auch Sauen mit Mastitis-Metritis-Agalaktie-Komplex (MMA), mit Gebärmutterentzündung, akuter Mastitis und Milchmangel und allgemein schlechte Milchleistung werden oft ausselektiert. 

Häufig sind auch Schädigungen am Fundament, wie entzündete Gelenke, Klauenprobleme und -verletzungen Gründe für einen vorzeitigen Abgang. Aber auch viele andere Verletzungen, plötzliche Todesfälle und Krankheiten führen dazu, dass Sauen vorzeitig gemerzt werden. 

Management von Jungsauen

Zur Steigerung von Nutzungsdauer und Lebensleistung ist schon das Management der Jungsauen von größter Bedeutung. Sie sind die Zukunft des Betriebes. Insbesondere bei Eigenremontierung sollten nur die robustesten und gesündesten Tiere mit großer Zitzenzahl ausgewählt werden. Eber sollten funktionstüchtige Zitzen in entsprechender Anzahl ebenso sicher vererben. Als Zuchtläufer sollten die Tiere phasengerecht aber keinesfalls restriktiv gefüttert werden. Hohe Zunahmen sind erwünscht. 

Die endgültige Selektion der zukünftigen Zuchttiere im Hinblick auf Tageszunahmen, funktionsfähige Zitzen und Fundament - Röhrbeinstärke, Winkelung der Gelenke, Klauenstellung - erfolgt bei knapp 100 kg Lebendmasse. Sorgfältige Tierbeobachtung und regelmäßige Dokumentation hilft, den Eintritt der Pubertät sicher zu bestimmen.  Frühestens in der zweiten Rausche zeigen die jungen Sauen den Duldungsreflex. Je nach Genetik gelten ein Mindestalter von 8 Monaten bis 250. Lebenstag und Lebendgewicht von 140-160 kg als Richtwert für die erste Besamung. 

Eine zu frühe Erstbesamung stresst die Tiere, weil sie noch erhebliche Ressourcen für die eigene körperliche Entwicklung benötigen. Diese dauert bis in den Zeitraum des zweiten Wurfes hinein. Darum haben unterentwickelte Jungsauen, die nur durch medikamentöse Brunstsynchronisation erstbesamt werden können, ein hohes Ausfallrisiko. 

Eingliederung gut vorbereiten  

Eigenremontierte Jungsauen und noch wichtiger zugekaufte Remontetiere benötigen eine sorgfältig auf den Betrieb abgestimmte Eingliederungsstrategie. Zukauftiere sollten wenigstens sechs Wochen in Quarantäne und davon in den ersten drei Wochen konsequent vor Bestandskeimen geschützt werden. Das unterstützt die Grundimmunisierung. 

In dieser Zeit muss auch der Bestand durch besondere Hygienemaßnahmen vor Keimen der Zukauftiere geschützt werden. 

Beachtet werden muss auch, dass ein hoher Anteil von erstbesamten Sauen negative Auswirkungen auf die Immunlage der Herde hat. In der Folge sind Ferkel von Jungsauen häufiger als die von Altsauen anfällig für Infektionskrankheiten.

Gewichte im Auge behalten

Jungsauen sollten durch die Milchbildung nicht mehr als 10 Prozent ihres Gewichts verlieren. Größere Gewichtsverluste schwächen die Gesundheit und sind so auch mitursächlich für frühe Abgänge. 

Besonders Sauen im ersten und zweiten Wurf fressen im Abferkelstall schlechter als Altsauen und benötigen möglicherweise anschließend eine Fütterung, die konditionelle Mängel rasch ausgleicht. 

Management älterer Sauen

Hohe Lebensleistungen erzielen Sauen, die gesund und in einem guten konditionellen Zustand aus dem Abferkelstall kommen. Hohe Gewichts- und Konditionsverluste wirken sich auch bei älteren Sauen negativ auf die nachfolgende Brunst und das Trächtigkeitsergebnis des Folgedurchgangs aus. 

Das Gewicht der Zuchtsauen spielt daher eine große Rolle, weshalb jedes Tier regelmäßig gewogen werden sollte. Eine mehrphasige Leistungsfütterung unterstützt die Gewichtsentwicklung. Sie richtet sich nach dem Bedarf der Tiere innerhalb des jeweiligen Produktionszyklus. 

Auch eine gute Fitness erhöht die Lebensleistung der Sauen. Und hierfür gibt es eine Vielfalt an Ansatzpunkten. Fundamentprobleme und -verletzungen lassen sich durch standardmäßige Klauenpflege vor der Belegung des Abferkelstalles reduzieren. Ein auf den Betrieb abgestimmtes Impfprogramm trägt zu einem hohen Gesundheitsstatus der Herde bei, der alle Tiere schützt. Impflücken müssen konsequent vermieden werden. In der Bestandsimpfung gehört auch die Impfung des Ebers dazu. 

Altsauen mit mehr als sechs Würfen sollten jedoch nicht um jeden Preis in der Nutzung bleiben. Empfohlen wird ein Anteil von 20 Prozent von Sauen mit höheren Wurfnummern. Aufgrund ihrer Erfahrung und bei ausreichender Milchmenge können solche Altsauen auch als Ammen dienen. Das entlastet zum Beispiel junge Sauen mit sehr großen Würfen und unterstützt deren bessere Regeneration. Für diese Aufgabe eignen sich besonders leistungsstarke, gesunde und vitale Muttertiere. Geschickt kalkuliert, ersetzen diese Altsauen künstliche Ammen und helfen den Jungsauen länger fit zu bleiben. 

Grundsätzlich gilt: Platz und die dadurch besseren Bewegungsmöglichkeiten der Sauen - ob jung oder alt - fördern auch die Verdauung und beugen so einer Vielzahl von Krankheiten und gesundheitlichen Beeinträchtigungen vor.   


Letzte Aktualisierung 24.06.2025

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