Dabei zeigte sich, dass Milchziegen in verlängerten Laktationen höhere Milchleistungen sowie niedrigere Zellzahlen zu Laktationsbeginn aufwiesen (Laktationsabschnitte 1 und 2, signifikant). Die Persistenz war ebenfalls höher.
Wurde in der Laktation zuvor bereits dauergemolken, war die Milchleistung in den ersten drei Abschnitten signifikant höher im Vergleich zu Tieren, die sich zuvor in einer klassischen Laktation befanden. Die Milchinhaltsstoffe - Fett und Eiweiß - waren im ersten Abschnitt signifikant niedriger. Auf die Zellzahlen wirkte sich das Dauermelken negativ aus, die Mittelwerte der ersten vier Abschnitte waren signifikant höher.
Die Wissenschaft geht aufgrund dieser Ergebnisse davon aus, dass die Betriebe gezielt Tiere für das Dauermelken ausgewählt haben. Diese Ziegen zeichneten sich von Beginn an durch eine hohe Milchleistung, gute Persistenz sowie niedrige Zellzahlen aus. Demnach gibt es Tiere, die sich besser zum Dauermelken eignen als andere.
Vererbung und Zucht
Die genetischen Untersuchungen haben ergeben, dass die Eignung, dauerhaft Milch geben zu können, vererbbar ist - allerdings im niedrigen Bereich. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass dem Betriebsmanagement eine viel größere Bedeutung zukommt als der Genetik. In bestimmten Laktationsabschnitten ist es möglich, auf Persistenz zu züchten. Bisher wurde für die klassische Laktation jedoch eher auf eine niedrige Persistenz mit einem problemlosen Trockenstellen Wert gelegt, was konträr zu einer hohen Persistenz ohne Trockenstellen ist. Die Ziegenzuchtverbände haben es künftig also mit zwei ganz unterschiedlichen Zuchtzielen zu tun. Wie aus der Branche zu hören ist, wäre eine Selektion auf eine höhere Persistenz relativ schnell möglich, indem man auf die vorhandene Datengrundlage der ersten zwei Laktationsabschnitte - also die 240-Tage-Leistung - zurückgreift. Läge hier bei einer Milchziege schon eine gute Persistenz vor, sei es wahrscheinlich, dass sie diese Leistung auch länger halten könnte.
Weitaus schwieriger ist es jedoch, in der Zuchtwertschätzung einen zusätzlichen Standard für das Dauermelken, wie zum Beispiel eine 720-Tage-Leistung, zu integrieren. Denn in Deutschland sind Zuchtwerte in der Ziegenzüchtung ein relativ neues Instrumentarium. Und eine Berücksichtigung von mehreren Laktationsabschnitten ist momentan wegen der uneinheitlichen Datengrundlage schlecht möglich. Die Betriebe setzen das Dauermelken einfach noch zu spezifisch um und generieren ganz unterschiedliche Laktationskurven.