Hinter erhöhten Zellzahlen kann sich also eine subklinische Euterentzündung verbergen, muss es aber nicht! Tierärztinnen und Tierärzte gehen mittlerweile davon aus, dass die Mastitis eine multifunktionelle Erkrankung ist.
Einerseits gibt es die Mastitiserreger: In Milchziegenbetrieben kommen vorwiegend Staphylokokken (Bakterien) vor, der wichtigste euterpathogene Keim ist Staphylococcus aureus, weil er sich schnell in der Herde ausbreiten kann. Andererseits können der Gesundheitszustand der Tiere und deren Umfeld eine Mastitis begünstigen.
Studien des Thünen-Instituts
Vor dem Hintergrund, dass sowohl ein Faktorenkomplex für erhöhte Zellzahlen als auch für Mastitis besteht, ist klar, dass eine subklinische Euterentzündung bei Milchziegen in der Praxis nicht leicht zu erkennen ist. Das Thünen-Institut hat nach geeigneten Indikatoren für die Früherkennung subklinischer Mastitiden gesucht, kam aber zu keinen belastbaren Ergebnissen. Basis der Studie aus dem Jahr 2010 war die Frühlaktation, also die ersten sechs Wochen der Laktation von rund 60 Ziegen. Unter anderem zeigte sie, dass die elektrische Leitfähigkeit – anders als bei Milchkühen – keinen Hinweis auf eine Mastitis lieferte. Auch der Schalmtest deutete lediglich Tendenzen an. Außerdem unterstrich die Untersuchung, dass die Eutergesundheit von Ziegen nicht anhand der Zellzahlen beurteilt werden kann und deshalb auch eine Milchpreisgestaltung, die sich am Zellgehalt orientiert, nicht gerechtfertigt ist.
Eine zweite Studie beleuchtete eine Laktationsperiode über 40 Wochen. Hier zeigte sich, dass die Zellzahlen über die Laktationswochen hinweg im Trend deutlich zunahmen. Auffällig war, dass die Werte in der ersten Woche zuerst abfielen, um dann wieder in den nächsten zwei Wochen anzusteigen. Außerdem wurde ein Zusammenhang zwischen der Zahl an Laktationen und erhöhten Zellwerten beobachtet. Und auch die täglichen Milchmengen hingen signifikant mit den Zellzahlen zusammen: Mit den geringeren täglichen Milchmengen gegen Ende der Laktation stiegen auch die Zellzahlen.
Was tun in der Praxis?
1) Einen Schalmtest durchführen: Bei Ziegenmilch muss mit deutlich positiven Reaktionen zwischen ++ und +++ gerechnet werden. Vor allem Unterschiede zwischen beiden Euterhälften weisen oft auf eine subklinische Mastitis hin. Grundsätzlich sollten alle Milchziegen eines Bestandes regelmäßig mit einem Schalm-Test kontrolliert werden.
2) Das Euter nach vergrößerten Lymphknoten abtasten.
3) Die Ziegen immer genau beobachten.