Insekten als Futter Insekten als Futter

Insektenlarven – Eiweißquelle der Zukunft?

Insektenlarven als nachhaltige Eiweißquelle für Legehennen? Im Projekt EVELIN wurde untersucht, ob die Verfütterung von Larven der Schwarzen Soldatenfliege die Gesundheit und Leistung von Legehennen verbessern kann. Die Ergebnisse sind vielversprechend und zeigen, dass Insekten eine Alternative zu importiertem pflanzlichem Eiweiß sein können.

Mangelnde Eiweißversorgung zählt zu den häufigsten Problemen in der Legehennenhaltung. Um den Bedarf an Eiweiß zu decken, picken Hühner in ihrer natürlichen Umgebung im Boden nach Würmern. In großen Herden ist dies jedoch nur schwer möglich, daher werden Alternativen zu den Würmern gesucht. Der Ansatz, die Eiweißversorgung von Legehennen über die Gabe von Insektenlarven im Futter zu optimieren, erscheint daher sehr interessant.

Das Projekt EVELIN

Im EIP-Projekt EVELIN (EIP = Europäische Innovationspartnerschaft, EVELIN = Eiweißversorgung von Legehennen in Niedersachsen) griff die niedersächsische Querfeld-Group gemeinsam mit einigen Partnern diesen Gedanken auf und untersuchte, ob die Fütterung von Larven der Schwarzen Soldatenfliege dazu beitragen könnte, die Gesundheit, die Leistung und das Verhalten der Legehennen zu verbessern und auch das Auftreten von Kannibalismus zu reduzieren. Außerdem prüfte die Querfeld-Group, ob Schwarze Soldatenfliegenlarven herkömmliches Hühnerfutter ersetzen und Nebenprodukte effizient nutzen können und ob die Larvenmast von Schwarzen Soldatenfliegen auch in einem Kreislaufsystem funktioniert.

Aufgabenverteilung im Projekt EVELIN

Die Aufgaben im Projekt wurden wie folgt verteilt: Das Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik e.V. (DIL) entwickelte einen Prototyp zur automatisierten Fütterung von Larven. Die DIL Technologie GmbH übernahm die Larvenmast, die Herstellung standardisierter Larven sowie das Monitoring und die wissenschaftliche Untersuchung der Larven.

Die Querfeld Group GbR koordinierte und betreute das Projekt und pflegte den Kontakt zu Organisationen, Verbänden und Politik.

Der Landwirtschaftsbetrieb Julius große Macke schließlich führte die praktischen Fütterungsversuche durch, dokumentierte die Verhaltens- und Leistungsparameter und wertete diese aus.

Vorteile von Insektenlarven im Futter

Nach Einschätzung des Projektteams bietet der Einsatz von Insektenlarven im Futter von Legehennen viele Vorteile: Die Larven haben einen hohen Proteingehalt und können organische Abfälle und Nebenprodukte verwerten. Sie sind also eine nachhaltige Alternative zu importierten pflanzlichen Proteinen, die das Wohlbefinden der Legehennen verbessern und artspezifisches Verhalten unterstützen können.

Die Initiatoren des Projektes versprachen sich von der Larvenfütterung sehr gute Leistungen bei ihren Legehennen und eine gute Eiqualität. Außerdem erhofften sie sich eine Verminderung von Verhaltensanomalien wie Federpicken und Kannibalismus in den Herden.

Larvenfütterung in der Praxis

Umgesetzt wurde das Projekt Evelin in den Mobilställen des Landwirtschaftsbetriebs von Julius große Macke im niedersächsischen Addrup. Der Landwirt fütterte in zwei seiner drei Ställe – mit je 300 Tieren – Larven der Schwarzen Soldatenfliege, und zwar in unterschiedlichen Mengen. Eine Gruppe erhielt die doppelte Menge der anderen Gruppe. Um die Hühner an die Larvenfütterung zu gewöhnen und die Effizienz der Fütterung zu gewährleisten, wurde der Larvenanteil im Futter schrittweise erhöht. Der dritte Mobilstall diente als Kontrollgruppe. In diesem Stall erhielten die Tiere herkömmliches Futter.

Gefüttert wurde zunächst per Hand, später mit Hilfe eines Automaten, der zur effizienteren Verfütterung der Larven entwickelt und in den Test-Mobilställen installiert worden war.

Zum richtigen Zeitpunkt verfüttern

Die Larven wurden von den Hennen sehr gut angenommen, so die Erfahrung des Praktikers Julius große Macke. "Die Hennen lieben die Larven sehr, vergleichbar mit Süßigkeiten für Tiere", beschreibt der Landwirt das Verhalten der Tiere. Insgesamt sei es möglich gewesen, bis zu 4,5 Kilogramm Larvenfrischmasse je Stall zu verfüttern. Man müsse jedoch darauf achten, dass die Larven zum richtigen Zeitpunkt verfüttert werden. Schwarze Larven, die kurz vor der Verpuppung stünden, seien weniger gut für die Larvenfütterung geeignet, weil sie bereits mit der Verstoffwechselung von Energie und Eiweiß starten.

Die praktischen Ergebnisse des Projekts EVELIN lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Eine stabile Larvenmast mit Larven in gleichbleibender Qualität ist möglich.
  • Obwohl die Hennen die Larven gut aufnehmen, können die Larvenmengen aufgrund des hohen Eiweiß- und Fettgehaltes nicht unendlich ausgedehnt werden. Daher ist es sinnvoll, die gesamte Futterration an den Eiweiß- und Fettgehalt der Larven anzupassen.
  • Werden die Larven per Hand gefüttert, erhöht sich die Arbeitszeit in den Mobilställen. Der Einsatz von Fütterungsautomaten wirkt sich hier positiv aus. Doch es sind Verbesserungen nötig, um die Zeitersparnis zu erhöhen und die Kosten für den Fütterungsautomaten zu senken.
  • Auf die Eiqualität hatte die Verfütterung der Larven keinen signifikanten Einfluss.
  • Die Tierbonituren belegen, dass die mit Larven gefütterten Hennen ein besseres Gefieder und weniger Verletzungen aufwiesen als die Kontrollgruppe. Die Unterschiede zwischen den Ställen waren deutlich und die Tiere in den Ställen mit Larvenfütterung erzielten insgesamt höhere Boniturwerte. Die Larvenfütterung könnte dazu beigetragen haben, dass sich die Tiere weniger picken und verletzen, weil ihnen die Larven ausreichend Beschäftigung bieten und möglicherweise benötigte Inhaltsstoffe zur Verfügung stellen.
  • Die mit Larven gefütterten Tiere wiesen im Vergleich zur Kontrollgruppe ein höheres Gewicht auf und waren insgesamt uniformer. Eine mögliche Erklärung dafür könnte sein, dass das erweiterte Futterangebot durch die Larvenfütterung auch rangniedrigeren Tieren eine ausreichende Futteraufnahme ermöglicht.

Nachhaltigkeit und Ökobilanz der Insektenfütterung

Die im Rahmen des Projektes erstellte Ökobilanz zeigt, dass die Insektenfütterung im kleinen Maßstab negative Auswirkungen auf die Umwelt hat. Diese liegen vor allem im hohen Energieverbrauch, in der Verwendung von prozessierten Futtermitteln für die Larvenproduktion und in der geringen Auslastung der Produktionsräume. Hier besteht noch großes Verbesserungspotenzial durch die Nutzung erneuerbarer Energien und die Verwendung von Reststoffen als Futtermittel. Durch ihre konstante Wärme- und Energieproduktion wäre auch ein Anschluss an Biogasanlagen denkbar. Darüber hinaus könnte die Nutzung organischer Reststoffe wie Gärreste, separierte Gülle oder Hühnertrockenkot zu einer Verbesserung der Umweltbilanz führen und gleichzeitig Energie verwerten, die sonst teuer in andere Regionen transportiert werden müsste.

Letzte Aktualisierung 09.04.2024

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