Lohnt der Einsatz von Rotklee- und Weißkleepellets? Lohnt der Einsatz von Rotklee- und Weißkleepellets?

Lohnt der Einsatz von Rotklee- und Weißkleepellets?

Im Rahmen eines EIP-Projekts wurde erprobt, ob hoch verdauliche Rotklee- und Weißkleepellets eine Alternative bei der Proteinversorgung von Öko-Legehennen sein können.

Um möglichst viele Eier in guter Qualität legen zu können, benötigen Hennen sehr gut verdauliche Futtermittel mit einer hohen Energie- und Nährstoffdichte. Insbesondere der Anteil limitierender Aminosäuren (Aminosäuren, die vom Organismus selbst nicht gebildet werden können, aber für Wachstum und Leistung von entscheidender Bedeutung sind) und die Verdaulichkeit der Aminosäuren bestimmen, ob sich ein Futtermittel gut für die Legehennenfütterung eignet.

Konventionelle Eiererzeuger decken den Proteinbedarf der Hennen zum großen Teil über die Fütterung von Sojaextraktionsschrot. Es hat hervorragende ernährungsphysiologische Eigenschaften und lässt sich gut verarbeiten. Weitere gängige Proteinquellen sind Raps- und Sonnenblumenextraktionsschrote und heimische Körnerleguminosen (Hülsenfrüchte - Erbsen, Ackerbohnen und Lupinen). Doch vor allem die Hülsenfrüchte sind aufgrund ihrer zum Teil schlechten Verdaulichkeit und ihres nicht ausreichend hohen Gehaltes an essenziellen Aminosäuren nur bedingt für die Fütterung von Legehennen geeignet.

Besonders ökologisch wirtschaftende Betriebe stehen hier vor einem Problem: Hoch verdauliche Eiweißfuttermittel aus ökologischer Erzeugung sind in Deutschland nur sehr begrenzt verfügbar. Und sie sind teuer. Doch welche Alternativen gibt es?

Alternativen zu herkömmlichen Eiweißfuttermitteln gesucht

Für Landwirt Peter Probst von der sächsischen LandGut Naundorf GmbH stellte sich die Frage, ob jung geschnittener Rotklee oder Weißklee für eine leistungsgerechte Fütterung von Öko-Legehennen geeignet sein könnte. Auf seinem Gut plante der Landwirt, die ökologische Legehennenhaltung auszuweiten. Dafür benötigte er eine praktikable Strategie für die Eiweißversorgung seiner Hennen. Bislang deckte er den Proteinbedarf der Tiere mit Pellets, die Sesampresskuchen enthielten. Doch es war klar, dass die verfügbaren Mengen an Sesampresskuchen für einen größeren Tierbestand nicht ausreichen würden. Die Fütterung von Rotklee- beziehungsweise Weißkleegrünmehl böte hier vielleicht eine Möglichkeit.

Aus wissenschaftlichen Untersuchungen ist bekannt, dass insbesondere die Blätter von Futterleguminosen wie Rotklee oder Weißklee hohe Proteinkonzentrationen aufweisen und viele limitierende Aminosäuren enthalten, wozu vor allem Methionin und Lysin, aber auch Cystin, Threonin und Tryptophan zählen. Darüber hinaus ist belegt, dass sich aus Futterleguminosen vor allem dann proteinreiche Futtermittel gewinnen lassen, wenn die Pflanzen sehr häufig geschnitten werden (bis zu elf Schnitte im Jahr).

Einen Partner für die Umsetzung seiner Idee fand Peter Probst im Zentrum für angewandte Forschung und Technologie e. V. an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (Prof. Dr. Knut Schmidtke). Die beiden starteten im Jahr 2015 ein gemeinsames Projekt der Europäischen Innovationspartnerschaft landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP-Agri), dass sich der "Erprobung hoch verdaulicher Rotklee-Pellets und Weißklee-Pellets zur Proteinversorgung von Legehennen" widmete. Bis zum Abschluss des Projektes im November 2018 arbeiteten sie in einer so genannten Operationellen Gruppe eng zusammen.

Zentrale Fragestellungen des Projektes

Folgende Fragestellungen standen im Fokus des Projektes:

  1. Ist es möglich, durch eine sehr hohe Schnittfrequenz von Rotklee und Weißklee ein sehr proteinhaltiges und hochverdauliches Konzentratfuttermittel für Legehennen zu erzeugen und aufzubereiten?
  2. Wie ist der Futterwert von Konzentratfuttermitteln aus Rotklee beziehungsweise Weißklee zu bewerten?
  3. Wie könnte eine vollwertige Ration für Legehennen aussehen, wenn sie Konzentratfuttermittel aus Rotklee oder Weißklee enthält?
  4. Welche Fütterungsvariante eignet sich am besten (Rotklee oder Weißklee und Höhe der Anteile mit anderen Futterkomponenten)?
  5. Welche Auswirkungen hat die Fütterung von Konzentratfuttermitteln aus Rotklee beziehungsweise Weißklee auf die Legeleistung der Hennen (Anzahl gelegter Eier) und die Qualitätseigenschaften der Eier (Größe der Eier, Eigewicht, Schalenstabilität, Sauberkeit der Eischale)?

Um das herauszufinden, setzte Peter Probst von März 2016 bis Juli 2017 Rot- und Weißkleegrünmehl in der Ration seiner Legehennen ein. Das Schnittgut hierfür erntete er von den betriebseigenen Flächen. Ein Bioland-Geflügelfachberater (Dr. Friedhelm Deerberg) bewertete das Schnittgut bezüglich seiner Inhaltsstoffe und stellte danach die jeweiligen Futtermischungen zusammen. Rotklee wurde mit einem Anteil von 26 Prozent beziehungsweise 15 Prozent beigemischt, Weißklee zu jeweils 20 Prozent. Die Details der Futtermischungen finden sich in Tabelle 1.

An zwei Hennenherden (circa 220 Tiere der Rasse Novogen Brown Light und circa 220 Tiere der Rasse Lohmann Brown-Plus) testete Peter Probst, inwieweit sich die in Tabelle 1 beschriebenen Futtermischungen für die Fütterung von Legehennen eignen. Dazu wurden die beiden Herden noch einmal unterteilt. Eine Gruppe (Kontrollgruppe) erhielt stets das Standardfutter des Landguts Naundorf, das Grünmehlpellets mit Sesampresskuchen, Sonnenblumenpresskuchen und Kartoffeleiweiß als Eiweißquellen enthielt. Die andere Gruppe (Versuchsgruppe) wurde mit dem Versuchsfutter gefüttert. Daten zur Legeleistung, zur Eimasse und zur Gewichtsklassifizierung der Eier wurden täglich erfasst, der Futteraufwand wurde einmal in der Woche ermittelt. Der Versuch wurde in zwei Durchgängen durchgeführt, die jeweils sieben Wochen dauerten (zuzüglich einer Umstellungszeit von jeweils einer Woche). Folgende Ergebnisse lassen sich festhalten:

1. Die Herstellung des Futtermittels ist gut möglich

Grundsätzlich keine Probleme bereitete die Herstellung des Futtermittels. Der Rotklee und auch der Weißklee wurden in drei Schnitten geerntet. Die Pflanzen wurden in circa 8 bis 10 Zentimeter über dem Boden abgeschnitten, einmal gewendet und 12 bis 24 Stunden auf dem Feld angetrocknet. Mit Hilfe eines Warmluftgebläses wurde das angewelkte Schnittgut weiter getrocknet, bis es ungefähr 90 Prozent Trockensubstanz enthielt. In einem ökozertifizierten Trockenwerk wurde die Rohware schließlich zu 8 Millimeter großen Futterpellets gepresst.

2. Futteraufwand undifferenziert

In Bezug auf den Futteraufwand zeigte sich kein klarer Vorteil für die eine oder die andere Futtermischung. Einmal verbrauchten die Versuchsgruppen mehr Futter als die Kontrollgruppen. Das andere Mal waren es die Tiere der Kontrollgruppe, bei denen ein höherer Futteraufwand verzeichnet wurde. Bei den mit der Rotkleemischung gefütterten Hennen lag die Futteraufnahme im ersten Durchgang circa 17 Prozent über der Vergleichsgruppe, im zweiten Durchgang 6 Prozent darunter. Ähnlich sah es bei der Weißkleegruppe aus. Die Tiere verbrauchten hier im ersten Durchgang 16 Prozent mehr Futter als die Vergleichstiere, im zweiten Durchgang 10 Prozent weniger.

3. Bei Rotklee deutliche Unterschiede in Legeleistung und Eiqualitätseigenschaften

Deutliche Unterschiede hingegen gab es bei der Legeleistung, insbesondere bei den mit einer Rotkleemischung gefütterten Tieren. Der Anteil von 26 Prozent Rotkleegrünmehl in der Futtermischung führte zu einer um 21 Prozent niedrigeren Legeleistung und zu einer unbeabsichtigten Mauser bei den Tieren. Ein Anteil des Rotkleegrünmehls von 15 Prozent hatte einen Rückgang der Legeleistung von 13 Prozent und vergleichsweise kleine Eier zur Folge.

Das mittlere Eigewicht der Herden, die Rotklee erhalten hatten, lag im ersten Durchgang ungefähr gleich auf mit demjenigen der Kontrollherde, im zweiten Durchgang darunter. Auch in Bezug auf den Anteil vermarktungsfähiger Eier konnte die Rotkleemischung nicht punkten. Insbesondere im ersten Durchgang mussten viele Schmutz- und Knickeier verzeichnet werden (25,9 Prozent).

4. Weißklee eine gute Alternative

Für die Weißkleemischung sehen die Ergebnisse etwas anders aus. Hier konnte im ersten Durchgang eine im Vergleich zur Kontrollgruppe höhere Legeleistung dokumentiert werden (plus 1 Prozent). Im zweiten Durchgang lag die Leistung der Versuchsgruppe etwas hinter derjenigen der Kontrollgruppe zurück (minus fünf Prozent).

Das mittlere Eigewicht war in ersten Durchgang circa 4 Prozent höher und im zweiten Durchgang rund 3 Prozent niedriger als dasjenige der Kontrollgruppe. In Bezug auf die vermarktungsfähigen Eier erzielte die Weißkleegruppe im ersten Durchgang ein besseres Ergebnis als die Kontrollgruppe. Im zweiten Durchgang waren die Anteile vermarktungsfähiger Eier in beiden Gruppen annähernd gleich.

5. Rotkleemischung aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht empfehlenswert

Betrachtet man die reinen Kosten des Futtermittels, ergeben sich nur kleine Unterschiede zwischen den verschiedenen Futtermischungen: Je nach Nährwert und Proteingehalt waren einige Gemische etwas preiswerter, andere etwas teurer. Die betriebswirtschaftliche Rechnung insgesamt, in die neben den Futterkosten auch die Anzahl der Eier und die Erlöse in den verschiedenen Gewichtsklassen einflossen – führte zu folgenden Ergebnissen:

  • Der Erlös für die Eier, die von Hennen stammten, die eine Futtermischung mit Rotklee erhalten hatten, lag stets deutlich unter dem Erlös der Kontrollgruppe (35 Prozent im Durchgang eins, 13 Prozent im Durchgang zwei).
  • Die mit der Weißklee-Mischung gefütterten Hennen erzielten im ersten Durchgang einen um 5 Prozent höheren und im zweiten Durchgang einen um 12 Prozent niedrigeren Erlös als die Kontrollgruppe.

Fazit

Weder aus ökonomischer Sicht noch aus Sicht einer artgerechten Tierernährung kann ein Anteil von 26 Prozent Rotkleegrünmehl in Futtermischungen für Legehennen empfohlen werden. Weißklee hingegen ist als Futterkomponente wesentlich besser geeignet, sowohl im Hinblick auf die erzielbare Legeleistung als auch auf die Eigewichte. Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass beim Einsatz von Weißklee bislang nicht vollständig auf Kartoffeleiweiß verzichtet werden kann, um die Aminosäurenversorgung der Legehennen optimal abdecken zu können. Eine zukünftige Aufgabe besteht deshalb darin, ein Rationsdesign zu finden, in welchem auf diese Komponenten verzichtet werden kann.

Für Peter Probst haben sich die Ergebnisse des EIP-Projektes als nützlich erwiesen: Er wird zukünftig einen Anteil von 5 Prozent Weißklee-Pellets in der Futtermischung seiner Legehennen einsetzen und plant, diesen Prozentsatz schrittweise zu erhöhen.

Letzte Aktualisierung 02.08.2022

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