Wir verwenden Cookies, um Ihnen die optimale Nutzung unserer Webseite zu ermöglichen. Es werden für den Betrieb der Seite nur notwendige Cookies gesetzt. Details in unserer Datenschutzerklärung.
Die Automatisierung des Futteranschiebens in der Rinderhaltung ist vergleichsweise leicht umsetzbar. Bild: Andreas Pelzer
Automatisierung und Digitalisierung bieten Vorteile in der Rindermast. Denn autonome Systeme schaffen Zeit- und Arbeitserleichterung. Einen Überblick über den gegenwärtigen Einsatz und zukünftige Potentiale geben Rinderfachleute in der BZL-Broschüre Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind - Mastrinder. Hier sind Auszüge daraus.
In der Milchviehhaltung hat die Digitalisierung längst Einzug gehalten: Melkroboter, Herdenmanagementsysteme, automatische und tierindividuelle Fütterung von Kraftfutter, automatisches Anschieben von Grundfutter, Brunsterkennung und Geburtsüberwachung sind nur einige Bereiche, in denen sie zum Einsatz kommt. Bei der Rindermast sieht das gegenwärtig noch anders aus. Dabei gibt es einige Potentiale für die Automatisierung und Digitalisierung von Vorgängen auch in der Rindermast.
Digitale und automatisierte, auch autonom genannte, Systeme sind zunächst einmal kapitalintensiv. Investitionen in diesen Bereich schrecken Bullenmastbetriebe darum ab. Dazu kommt, dass die Margen in der Branche häufig gering sind. Doch arbeitswirtschaftlich liegen die Vorteile auf der Hand: mit autonom arbeitenden Systemen lässt sich teure Arbeitszeit einsparen und darüberhinaus die freigewordene Zeit anderweitig nutzen.
Arbeitswirtschaftlich interessant ist auch die Lockerung oder gar der Wegfall von Routinearbeiten zu bestimmten Zeiten. Feste Stallzeiten sind nicht länger vorgegeben, wenn etwa automatisiert gefüttert oder eingestreut wird. Automatische Systeme führen damit zu mehr Flexibilität der Arbeitskräfte, was anderen Bereichen zu Gute kommen kann.
In der Rindermast lässt sich besonders die Fütterungstechnik weiter automatisieren. Roboter können vor allem einfache und täglich wiederkehrende Arbeiten übernehmen. Leicht umsetzbar ist es, dass Futteranschieben zu automatisieren. Das erleichtert nicht nur die Arbeitsabläufte, sondern kommt auch dem Tierwohl zugute. Denn die Futtervorlage kann mit dem Roboter häufiger oder gar kontinuierlich erfolgen. Das kommt dem natürlichen Fressverhalten und damit auch der Tiergesundheit der Bullen näher. Als optimal gelten sechs tägliche Futtervorlagen.
Zum Stand der Technik in Sachen Futtervorlage gehören futterfördernde Schnecken oder selbstfahrende Schilde. Meist sind diese Systeme so programmiert, dass sie in festen Routen mehrmals täglich Futter anschieben.
Unterschieden wird zwischen schienengeführten und selbstfahrenden Fütterungssystemen. Beide sind derzeit nicht flächendeckend verbreitet, bergen aber enormes Potential für die Zukunft.
Diese automatischen Fütterungssysteme übernehmen das Mischen und Verteilen der Rationen komplett. Sie sind auch in der Lage, kleine Portionen anzumischen und so verschiedene Altersgruppen jeweils bedarfsgerecht zu versorgen. Hierdurch lassen sich Futterreste deutlich reduzieren, was ein weiterer Vorteil der Systeme ist.
Ein positiver Nebeneffekt ist, dass im Stall mehr Ruhe einkehrt. Die dauernde Futtervorlage bietet weniger Anlass für Rangkämpfe der Bullen um das Futter. Dies führt zu mehr Zufriedenheit unter den Tieren und damit zusätzlich zu einem höheren Tierwohlniveau.
Eine zentrale Futterküche hat die Aufgabe, das Futter zu bevorraten und zu lagern. Daneben findet in der Futterküche das Zusammenstellen und Anmischen des Futters statt. Bei automatischen Systemen geschieht dies mittels Bunkersystem, Siloblöcken auf dem Boden und mit einem Hallenkran.
Bunkersysteme haben den Vorteil, dass auch sehr kleine Futtermengen angemischt werden können. Ein Hallenkran erlaubt eine flexible Anpassung der Futterkomponenten in Bezug auf die Menge und den Ort. Sowohl bei Bunkersystemen als auch bei Systemen mit Hallenkran können Siloballen verwendet werden und es ist „first-in-first-out“ möglich.
Automatisierte Fütterungssysteme können an Schienen gebunden sein oder selbstfahrend.
Schienengeführte Systeme können Höhenunterschiede problemlos überwinden. Allerdings wird die betriebliche Infrastruktur durch ein Schienensystem verändert und unter Umständen beeinträchtigt. Außerdem kann sich die Integration in Altgebäude schwierig gestalten. Zudem ist eine permanente Stromversorgung notwendig. Bei fehlender Speichermöglichkeit kann somit kein PV-Strom verwendet werden.
Selbstfahrende Systeme sind in ihren Routen flexibel. Bauliche Veränderungen sind nicht oder in nur geringem Umfang erforderlich. Ein Vorteil ist, dass Energiespitzen aus regenerativer Energie, wie PV, Biogas oder Wind, genutzt werden können. In der Futterküche muss jedoch eine Akkuladezeit vorgesehen und vorgehalten werden. Der Akku kann durch Kälte beeinträchtigt werden.
Das zweite große Einsatzgebiet für digitalisierte und automatisierte Systeme in der Mastbullenhaltung ist das vollautomatisierte Einstreuen von Strohställen. Grob lassen sich die Systeme in schienengebundene Systeme und Rohrsysteme einteilen. Neben den Vorteilen wie Flexibilität und Verringerung von körperlicher Arbeit darf allerdings nicht übersehen werden, dass eine hohe Staubbelastung für Mensch und Tier entstehen kann. Inzwischen bieten daher einige Systeme auch eine Strohentstaubung an.
Die fortschreitende Digitalisierung bietet gleich mehrere Vorteile in der Rindermast.
Für die Tiere wirkt sich die häufigere Futtervorlage mehrfach positiv aus. Zum einen kommt sie der natürlichen Nahrungsaufnahme des Rindes näher und damit der Gesundheiterhaltung des Verdauungstraktes. Zum anderen entstehen weniger Rangkämpfe zwischen den Tieren um das Futter und um gute Futterplätze, was Stress und daraus resultierend mögliche Verletzungen reduziert. Einige Systeme lassen außerdem eine alters- und gewichtsabhängige Fütterung kleinerer Gruppen in den einzelnen Mastabschnitten mit Futterchargen in kleinen Mengen zu. Damit kann die Fütterung bedarfsgerechter erfolgen.
Auch Futteraufnahme und Tageszunahmen lassen sich so steigern, wodurch sich letztendlich die Wirtschaftlichkeit verbessert.
Auch die Einsparung fossiler Energie, wie Diesel, wirkt sich auf die Wirtschaftlichkeit aus. Wird die benötige Energie durch Biogas, Photovoltaik oder Wind selber erzeugt, verbessert sich die betriebliche Energiebilanz weiter. Akkubetriebene Systemen ermöglichen außerdem die Speicherung von Energie, so dass Energiespitzen genutzt werden können.
Möglich sind auch der Einsatz von Sensoren zur Gesundheitsüberwachung der Tiere und die Dokumentation der Behandlungen. Auch die Datenerfassung und die Auswertung der Herdenführung, zum Beispiel durch Erfassen von Gewichten durch automatische Wiegevorrichtungen, ist denkbar, was wiederum weitere Arbeitserleichterung verspricht.
Sogar die automatische Übermittlung von Pflichtmeldungen mit Zu- und Abgängen oder der Weitergabe von Daten zum Herkunftssicherungs- und Informationssystem für Tiere könnte künftig aus den digitalen Herdenmanagementsystemen direkt erfolgen.
BLE: Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind - Mastrinder (Broschüre)
Letzte Aktualisierung 31.01.2025