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Aus ihrem Verhalten und in ihrem natürlichen Lebensraum lassen sich die Ansprüche von Mastbullen an ihre Haltungsumwelt ableiten.
Die Ansprüche von Rindern an ihre Haltungsumwelt leiten sich aus ihrem natürlichen Verhalten ab, mit dem sie sich über Jahrtausende an ihren Lebensraum angepasst haben. Dazu gehören Ansprüche an die Nahrungsaufnahme, genauso wie an die Gestaltung der Buchten für Mastbullen mit der Wahl der Böden, des Platzangebots und der Strukturierung.
Die BZL-Broschüre "Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind – Mastrinder" im Medienservice der Bundesanstalt für Landwirtschaft, BLE, erhältlich, stellt ein ganzheitliches Haltungskonzept für Mastrinder vor.
Die Broschüre "Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind – Mastrinder" geht der Frage nach, wie Haltungssysteme für Mastrinder aussehen können, die den ethologischen Ansprüchen der Tiere genügen und gleichzeitig den Vorgaben einer umweltverträglichen und marktorientierten Erzeugung von Rindfleisch entsprechen.
Dabei gibt die Autorenschaft Impulse, die Mastrinderhaltung weiter zu diskutieren und voranzubringen.
Die Stallhaltung muss neben der Futter-und Wasseraufnahme ein Mindestmaß an arteigenem Verhalten wie Fortbewegung, Abliegen und Aufstehen, Körperpflege und Sozialverhalten ermöglichen. Rinder zeigen als Herdentiere vor allem beim Fressen und Ruhen ein herdensynchrones Verhalten.
Die thermoneutrale Zone von europäischen Rindern liegt zwischen 2 und 21 Grad Celsius. Ställe sollten so beschaffen sein, dass die Mastbullen sich die meiste Zeit in dieser Temperaturzone befinden. Um Hitzestress zu vermeiden, ist der Zugang zu Wasser und Schattenplätzen sicherzustellen.
Der Stall sollte gut belüftet sein, dabei ist Zugluft zu vermeiden. Bei sehr niedrigen Temperaturen müssen den Bullen wärmegedämmte Liegebereiche zu Verfügung stehen. Im Stall liegt die relative Luftfeuchte vorzugsweise zwischen 60 und 80 Prozent. Der Gehalt an Staub und Schadstoffen wie Ammoniak, Kohlenstoffdioxid, Methan und Schwefelwasserstoff sollte möglichst niedrig sein.
Böden und Liegeflächen müssen trittsicher sein, den Klauenabrieb sicherstellen und dürfen keine Verletzungen, Schürfungen oder Druckstellen hervorrufen. Ein besonderes Augenmerk verdient der Liegebereich, da Rinder in Stallhaltung mehr liegen als bei Weidehaltung. Liegeflächen sollten trittsicher, eben, verformbar und trocken sein.
Eine wiederkäuergerechte Ration mit genügend Strukturfutter ist die Grundlage einer erfolgreichen Bullenmast. Eine zusätzliche Raufe mit Raufutter strukturiert die Bucht und schafft zusätzliche Fressplätze.
Um eine Strukturierung der Bucht in verschiedene Funktionsbereiche vorzunehmen, ist eine Mindestgröße von 20 Quadratmetern erforderlich. Der Zugang zu Außenklimabereichen erhöht den Anreiz zu mehr Bewegung und steigert das Tierwohl. Für das Komfortverhalten bieten sich Scheuermöglichkeiten wie Bürsten, Pfähle, Noppenmatten oder Riffelbleche an.
Auch Mastbullen bevorzugen eine weiche Liegefläche. Vollspaltenbodenställe können mit relativ geringem Aufwand mit einer Gummispaltenmatte nachgerüstet werden. Bullen versuchen gegenüber Artgenossen einen Sicherheitsabstand einzuhalten. Deswegen liegen sie oft entlang der Buchtenwand.
Es muss so viel Liegefläche vorhanden sein, dass die Tiere problemlos die Beine ausstrecken können, die Liegeposition ändern und einen Seitenwechsel durchführen können. Für den Aufstehvorgang muss genügend Raum für den Kopfschwung sein.
Liegende Tiere dürfen nicht durch andere Tiere behindert werden und die Verletzungsmöglichkeiten müssen durch genügend Platzangebot minimiert werden. Das ist bei einer Liegefläche von mindestens 3,5 Quadratmeter pro Bulle bei einem Gewicht über 600 Kilogramm der Fall.
Mastbullen, die in Einflächenbuchten im Stall gehalten werden, liegen mehr als ihre Artgenossen auf der Weide oder in einem Haltungssystem mit Auslauf. Anreiz für mehr Bewegung bietet ein Laufhof, eine Mehrflächenbucht oder auch eine mehrmalige Fütterung am Tag.
Die Bullen müssen genügend Bewegungsflächen für verschiedene Aktivitäten haben, auch Sozial- und Komfortverhalten muss möglich sein. Wenn die Aktivitätsfläche mit der Futteraufnahmefläche zusammengeführt wird, sollte sie mindestens 3,2 Quadratmeter pro Bulle betragen.
Ebenso hat die Gruppengröße einen Einfluss auf die Aktivität: Bei gleicher Besatzdichte erhöht sich die nutzbare Aktivitätsfläche mit zunehmender Gruppengröße, da die freien Flächen größer werden. Mit steigender Gruppengröße steigen die Interaktionen der Bullen, allerdings sinken die agonistischen Interaktionen wie zum Beispiel Rangauseinandersetzungen.
In der Natur grasen Rinder in einem Ausfallschritt, um den Boden zu erreichen. Diesen können sie im Stall nicht machen. Um das Futter gut zu erreichen, sollte deswegen die Höhe des Futtertisches mindestens 15 Zentimeter über dem Buchtenboden sein.
Damit die Bullen möglichst ungestört fressen können, sollte die Fressplatzbreite je nach Lebendgewicht und Alter zwischen 50 bis 80 Zentimeter je Tier liegen. In der Endmast sind 80 Zentimeter Fressplatzbreite und vier Meter Fress- und Aktivitätsgangbreite notwendig.
Wird nur ein- bis zweimal täglich gefüttert, ist pro Tier ein Fressplatz vorzusehen mit Ausnahme bei Fütterung einer Kompakt-TMR (Totale-Misch-Ration), bei der die Futterkomponenten nicht mehr auseinanderselektiert werden können.
Neuere Studien lassen den Schluss zu, dass eine mehrmalige automatische tägliche Futtervorlage und damit eine gleichmäßige Verfügbarkeit des Futters das gleichzeitige Fressen reduziert. Der Anteil an zu gleicher Zeit fressenden Tieren lag in den Untersuchungen zwischen zehn und zwanzig Prozent. Positiv daran ist, dass die Mastbullen auch beim Fressen größere Individualabstände einhalten können. Dann, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, kann das Tier-Fressplatzverhältnis auf 2:1 angehoben werden.
Das wichtigste Futtermittel ist Wasser. Mastbullen müssen jederzeit Zugang zu frischem Wasser haben. Die Tränken müssen so eingestellt sein, dass pro Minute acht bis zwölf Liter Wasser nachfließen. Da Rinder Saugtrinker sind, sollten keine Nippeltränken in der Bullenmast verwendet werden. Für das Tierwohl ist es gut, wenn jede Bucht zwei auseinanderliegende Tränken hat, so dass auch rangniedere Bullen zu jeder Zeit trinken können.
Licht ermöglicht Rindern die Orientierung in ihrer Haltungsumwelt. Es lässt die Mastbullen ihre Artgenossen und die Tierbetreuerinnen und Tierbetreuer erkennen, beeinflusst ihren Tag-Nacht-Rhythmus und ihre Aktivität. Außerdem ist Licht wichtig für die Bildung von Vitaminen wie A und D3.
Nicht zuletzt ist eine gute Stallbeleuchtung auch für die Arbeitsplatzgestaltung und Sicherheit der im Stall arbeitenden Menschen wichtig. Während Menschen sich schnell an wechselnde Lichtverhältnisse anpassen können, benötigen Rinder aufgrund des anderen Augenaufbaus dazu wesentlich länger. Die Übergänge vom Stallinneren auf den Laufhof oder Treibe- und Verladewege sollten daher gut ausgeleuchtet sein.
Letzte Aktualisierung 12.11.2024