Ein zukunftsweisendes Konzept für Mastbullenställe Ein zukunftsweisendes Konzept für Mastbullenställe

BZL-Broschüre gibt Impulse für die Haltung von Mastbullen

Im Rahmen des Projektes "Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind – Mastrinder" entwickelten Expertinnen und Experten einen Stall für Mastbullen, der verschiedene Ziele in sich vereint.

Einen Stall zu entwickeln, der sowohl dem Tierwohl der Bullen als auch dem Umweltschutz Rechnung trägt, ein gutes Arbeitsklima für die in ihm arbeitenden Menschen hat und wirtschaftlich ist - dies war das Ziel der Arbeitsgruppe "Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind – Mastrinder“. Denn nur wenn die Rindfleischerzeugung Akzeptanz in der Gesellschaft findet, werden Verbrauchende auch zukünftig und langfristig gezielt zu deutschem Rindfleisch greifen.

Das Konzept, das die Rindermast-Fachleute entwickelt haben, soll innovative Aspekte für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Bullenmast in die landwirtschaftliche Praxis bringen. Die Expertinnen und Experten berücksichtigten dabei neben den klassischen Aspekten der Nachhaltigkeit, Ökonomie, Ökologie und Soziales, insbesondere auch die von ihrem Verhalten abgeleiteten Ansprüche von Mastbullen an ihre Haltungsumwelt.


NEU: Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind – Mastrinder

Die Broschüre "Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind - Mastrinder"geht der Frage nach, wie Haltungssysteme für Mastrinder aussehen können, die den ethologischen Ansprüchen der Tiere genügen und gleichzeitig den Vorgaben einer umweltverträglichen und marktorientierten Erzeugung von Rindfleisch entsprechen.

Dabei gibt die Autorenschaft Impulse, die Mastrinderhaltung weiter zu diskutieren und voranzubringen.

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Der Konzeptentwurf

Es wurde ein Konzept für die Mastbullenhaltung entwickelt, das innovative Ansätze für eine nachhaltige, zukunftsorientierte Rindermast definiert. Dabei wurden neben den klassischen Nachhaltigkeitssäulen – Ökonomie, Ökologie und Soziales – auch die ethologischen Bedürfnisse der Bullen berücksichtigt.

  • Der Stallentwurf sieht Platz für 599 Mastbullen in einem Tretmiststall vor.
  • Das Modell beinhaltet zwei Abteile, eines mit sechs Gruppen für die Jungbullen bis 400 Kilogramm Lebendmasse und eines mit zehn Gruppen für die Endmast.
  • Die Anlage wurde in einer mehrhäusigen Bauweise mit integriertem Auslauf, außenliegenden Futtertischen und einem zentralen Treib-und Servicegang konzipiert.
  • Die Infrastruktur für die Futterlagerung und -zubereitung, eine Biogasanlage und PV-Module auf den Dachflächen wurde in die Planung integriert.

Tretmiststall mit integriertem Laufhof und zentralem Arbeitsbereich

Der Stall ist als Tretmiststall konzipiert und teilt sich in eine eingestreute Strohliegefläche und einen planbefestigten Aktivitäts- und Fressbereich mit anschließendem Futtertisch auf. Er wurde als mehrhäusige Anlage geplant, damit das Stallklima optimal an die Bedürfnisse der Rinder angepasst ist.

Der integrierte Laufhof ermöglicht Wahrnehmung von Außenklimareizen für die Bullen, ohne dass zusätzliche Ausläufe außen angebaut werden müssen. Er wird favorisiert, weil er sowohl ein hohes Tierwohlniveau durch die Förderung von Bewegung und Beschäftigung als auch eine gute Herdenübersicht bei gleichzeitig geringem Emissionspotential bietet. Denn die Emissionsfläche gegenüber ausliegenden Ausläufen ist niedriger.

Zwischen den beiden Stallungen befindet sich eine Halle für die zentrale Futterküche, das Strohlager, Kranken- und Behandlungsboxen und Raum für die Tiersammlung und Verladung. Für Arbeitssicherheit sorgt außerdem ein zentraler Treib- und Servicegang. Er ermöglicht eine schnelle Übersicht und vereinfacht so die Tierbeobachtung für die Arbeitskräfte.

Aus stallbautechnischen Überlegungen wurde ein mehrschichtiger Dachaufbau ausgewählt, weil er die Wärmeeinstrahlung über die Dachflächen minimiert. Der Investitionsbedarf des vorliegenden Konzeptes in mehrhäusiger Bauweise mit einfachen Pultdachkonstruktionen liegt um 20 bis 25 Prozent niedriger gegenüber den sonst üblicherweise im landwirtschaftlichen Bauen eingesetzten Standardhallen.

Großgruppenhaltung bietet viele Vorteile

Der Konzeptentwurf sieht die Haltung der Tiere in Großgruppen mit je 34 Bullen vor. Zwar gibt es solche großen (Jung)bullengruppen in der Natur nicht, jedoch zeigen neuere Untersuchungen, dass die Anzahl von Rangauseinandersetzungen sinkt, wenn größere Gruppen gemeinsam auf größeren Boxenflächen gehalten werden.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führen dies darauf zurück, dass sich die Bullen hier besser aus dem Weg gehen können und auch hinter einem anderen Tier Deckung finden.

Das Stallkonzept sieht vor, dass die Bullen während der Mast einmal umgestallt und in eine größere Bucht verbracht werden, damit die Fläche optimal an Größe und Gewicht der heranwachsenden Tiere angepasst ist.

Automatisierungspotentiale nutzen

Bereits heute können viele Prozesse in der Rinderhaltung automatisiert werden. Das neue Konzept versucht durch die Vollautomatisierung des Fütterns, Einstreuens und Reinigen der Lauf- und Bewegungsbereiche sowohl die Arbeitswirtschaft und Ökonomie als auch die tiergerechte Versorgung der Mastbullen zu optimieren.

Elektrische Antriebe verbessern die Ökologie der Stallanlage, da die hierfür benötigte Energie direkt auf dem Betrieb über die Biogasanlage und Photovoltaik-Module auf dem Dach erzeugt wird.

Zusätzliche Raufen ermöglichen den Bullen eine stressfreie Futteraufnahme

Für die Bullen hat eine automatisierte Futtervorlage den Vorteil, dass sie ihr Futter mehrmals am Tag frisch vorgelegt bekommen. Dies bietet auch rangniedrigeren Tieren die Möglichkeit der ungestörten Futteraufnahme.

Zusätzliche Raufutterraufen auf den Seitenwänden bieten eine weitere Möglichkeit zur Futteraufnahme und Beschäftigung für den Dauerfresser Rind. Diese zusätzlichen Fressplätze und die mehrmals tägliche Futtervorlage vorausgesetzt, könnte das Tier-Fressplatz-Verhältnis von 1:1 unterschritten werden.

In dem vorgestellten Konzept mit einer Buchtenbreite von 15 Metern und einer Fressplatzbreite von 75 Zentimetern beträgt das reduzierte Tier-Fressplatz-Verhältnis 1:0,6. Der Vorteil bei diesem Konzept: Die Buchten können schmaler und tiefer angelegt werden, was eine bessere Strukturierung der Bucht für die Tiere ermöglicht.

Ausüben arttypischer Verhaltensweisen in verschiedenen Funktionsbereichen

Durch die Strukturierung wird die Bucht in Funktionsbereiche eingeteilt. Zwischen den Funktionsbereichen Liegen und Futteraufnahme befindet sich die Aktivitätszone. Hier können die Bullen ihr Komfort- und Sozialverhalten ausleben.

Durch ein großes Gitter zwischen beiden Bereichen können die Bullen separiert werden. Dort sind auch Tränken und Bürsten angebracht. Weil das Gitter rangniederen Bullen auch Schutz vor ranghöheren Bullen bietet, ist dieser Übergangsbereich ein wichtiger Punkt im neu entwickelten Stallkonzept.

Ganzheitliche ökonomische Betrachtung anstreben

Wird bei einer wirtschaftlichen Beurteilung des neuen Stallkonzepts die Kenngröße Stallfläche pro Tier betrachtet, könnte man zu dem Schluss kommen, dass ein solcher Stall nicht wirtschaftlich ist.

Die Entwicklerinnen und Entwickler des Konzepts betonen jedoch die Vielzahl der Vorteile, die ein solcher Bullenmaststall für die Betreiber bringen kann:

Körperlich schwere oder eintönige Routinearbeiten entfallen und die Tierbetreuerinnen und Tierbetreuer können sich mehr auf die Überwachung der Technik und die Tierbeobachtung konzentrieren.

Der Arbeitszeitbedarf insgesamt verringert sich und die Menschen können mit hoher Arbeitssicherheit arbeiten. In der Ganzheitlichkeit des Konzeptes sind der Bau einer Photovoltaikanlage und einer Biogasanlage eingeschlossen, so dass das Konzept über einen Zeitraum von 20 Jahren als wirtschaftlich sehr attraktiv erscheint.


Letzte Aktualisierung 12.11.2024

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