Einen betriebswirtschaftlichen Gesamtblick auf schafhaltende Betriebe und Schäfereien in Deutschland zu werfen, ist datentechnisch komplex. Hinzu kommt, dass die Betriebssituationen zwischen Bodensee und Nordsee ganz unterschiedlich sind. Eine Studie bietet nun einen ersten ökonomischen Überblick. Sie zeigt auch, dass das eigene Betriebsmanagement essenziell ist.
Die erste bundesweite Studie zur Wirtschaftlichkeit der Schafhaltung trägt spezifische Länderdaten zusammen. Die Krux daran ist, dass diese Daten in den Bundesländern völlig uneinheitlich erhoben werden. Neben Buchführungsdaten unterschiedlicher Herkunft gibt es einige Beratungsinitiativen, die schafhaltende Betriebe betriebswirtschaftlich unterstützen und somit über einen eigenen Datenpool verfügen. Die Studie bündelt diese unterschiedlichen Quellen und versucht, wo es möglich ist, einheitliche Datensätze zu generieren. Aus den Ergebnissen lassen sich grundsätzliche Aussagen ableiten:
Wirtschaftlichkeit in der Schafhaltung
1) Die durchschnittliche Herdengröße beträgt rund 600 Mutterschafe. Im Mittel werden zirka 170 Hektar bewirtschaftet, der mittlere Pachtanteil liegt bei 88 Prozent.
2) Der durchschnittliche Erlös inklusive öffentlicher Zuwendungen beträgt 280 Euro pro Mutterschaf und Jahr, exklusive 106 Euro. Zu den öffentlichen Zuwendungen zählen die Flächen- und Betriebsprämien der ersten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union sowie die Agrarumwelt- und Landschaftspflegeprogramme der zweiten Säule. Sie machen also rund 60 Prozent der Gesamterlöse aus, nur 40 Prozent stammen aus der Schafhaltung selbst. Diese Erlöse wiederum werden zu 90 Prozent aus der Lammvermarktung erzielt.
Aktuelles zur Mutterschafprämie
Die GAP wird derzeit neu ausgestaltet. Ab dem Jahr 2023 wird eine gekoppelte Mutterschafprämie von 30 Euro pro Mutterschaf und Jahr eingeführt. Davon werden auch Schäfereien profitieren, die wenig eigene oder gar keine Flächen besitzen.
3) Ohne die öffentlichen Zuwendungen würde sich die deutsche Schafhaltung nicht lohnen! Im Detail ergibt sich sogar noch ein anderes Bild: Trotz öffentlicher Zuwendungen wird kein Gewinn zur Abdeckung aller Kosten erzielt. Eine Schäferei kompensiert dies betriebswirtschaftlich, indem sie die eigene Arbeitskraft geringer als in der Landwirtschaft üblich ansetzt. Dort wird der Akh-Satz (Arbeitskraft-Einheit in der Stunde) in der Regel mit 17,5 Euro je Akh, für einen Betriebsleiter mit 25 Euro kalkuliert. In der Schafhaltung werden derzeit nur sechs Euro je Akh erzielt. Auch das durchschnittliche Einkommen liegt mit rund 32.000 Euro je Betrieb und Jahr im unteren Drittel der Einkommensskala aller landwirtschaftlichen Betriebe.
4) Die Anzahl der aufgezogenen Lämmer je Mutterschaf und Jahr liegt im Mittel bei 1,1. Der Erlös je Lamm durchschnittlich bei rund 98 Euro.
5) Werden die Spannen zwischen minimalen und maximalen Werten betrachtet, aus denen sich schlussendlich die oben genannten Mittelwerte berechnen, fällt auf, dass sie sehr groß sind. Einerseits ist das normal, weil mehrere Jahre sowie unterschiedliche Preise in die Berechnungen eingeflossen sind. Andererseits sind sie ein Hinweis darauf, dass ausgeprägte Unterschiede zwischen den Bundesländern mit ihren verschiedenen Förderprogrammen, zwischen Regionen und selbst zwischen den betrieblichen Ausrichtungen der Schäfereien bestehen. Beispielsweise variiert die Herdengröße zwischen 408 und 1.060 Mutterschafen. Und die Erträge aus der Schafhaltung liegen zwischen 92 Euro pro Mutterschaf und Jahr in Sachsen-Anhalt und 150 Euro in Schleswig-Holstein. Die Prämien wiederum bewegen sich zwischen 50 Euro je Mutterschaf und Jahr in Schleswig-Holstein und circa 200 Euro in Brandenburg und Hessen. Hohe öffentliche Zuwendungen kommen also bei Betrieben an, die Landschaftspflege intensiv betreiben. Koppelschafhaltende Betriebe hingegen werden in der Regel mehr aufgezogene Lämmer je Mutterschaf verzeichnen und sich auf die Lammmfleischerzeugung konzentrieren.