Der Wollverkauf spielt seit Jahrzehnten keine große Rolle mehr. Seit den 1990er Jahren erfolgte ein regelrechter Preisverfall. Heute geben Betriebe ihre Wolle meist an Wollhändler ab. Davon gibt es nur noch wenige. Sie sind darauf spezialisiert, die Wolle ins Ausland zu verkaufen, vor allem nach China. Ein Wollhändler klappert auf großen Touren viele schafhaltende Betriebe ab und sammelt deren Wolle ein. Je nach Qualität ergibt sich ein Preis pro Kilogramm. Die Wollpreise decken jedoch oftmals nicht mehr die Schurkosten ab.
Derzeit gibt es im Grunde zwei unterschiedliche Wege, dieser negativen Entwicklung entgegen zu wirken: Zum einen werden neuerdings Schafe ohne Wolle gezüchtet, die sogenannten Nolana-Schafe. In der Branche ist das nicht unumstritten, denn für viele Schafhalterinnen und –halter sind Schafe ohne Wolle schlichtweg undenkbar. Zum anderen wird versucht, in vielen innovativen Ansätzen die heimische Wolle in der Region zu halten und ihr wieder einen Wert zu verschaffen. Zum Beispiel wird Rohwolle zu Pellets gepresst und im Gartenbau erfolgreich als Düngemittel eingesetzt.
Vermarktung von Lämmern
Aus ökonomischer Sicht ist die Fleischvermarktung, speziell die Vermarktung von Lämmern, am wichtigsten. Hier entscheidet sich, ob ein Betrieb rentabel wirtschaftet oder nicht. Es gibt Schäfereien, die einen eigenen Schlachtraum besitzen und ihr Schaf- und Lammfleisch direkt vermarkten. Andere nehmen an speziellen Markenprogrammen für Lammfleisch teil, die mit dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) kooperieren. Sowohl in der Direktvermarktung als auch über den LEH ist die Vermarktung von Lammfleisch ein eher saisonales Geschäft mit ausgeprägten Spitzen vor Ostern und Weihnachten.
Bei der Vermarktung ab Hof gibt es noch eine Besonderheit: Das islamische Opferfest "Kurban Bayrami" ist für Schafhalterinnen und –halter oftmals der wichtigste Vermarktungstermin des Jahres.
Schaffleisch in Zahlen
Die Produktion von Schaffleisch spielt in Deutschland im Vergleich zu den anderen Fleischarten eine geringe Bedeutung. Die Schlachtmenge betrug 2020 nach vorläufigen Zahlen rund 33.000 Tonnen, was nur etwa 0,3 Prozent der gesamten Schlachtmenge entspricht. Der Konsum von Schaf- und Ziegenfleisch ist seit Jahren konstant: Im Jahr 2020 lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei einem Kilogramm. Gemessen am Gesamtfleischverbrauch Deutschlands entfiel 2020 nur gut ein Prozent auf Schaf- und Ziegenfleisch.
Der Import von Schaf- und Ziegenfleisch lag 2020 bei 53.200 Tonnen, die Ausfuhr nur bei 5.800. Die heimische Produktion reicht also bei weitem nicht aus, um den hiesigen Bedarf zu decken, was sich auch in einem Selbstversorgungsgrad von 39,7 Prozent widerspiegelt. Nach vorläufigen Zahlen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbh wurden aus Neuseeland 2020 rund 18.800 Tonnen eingeführt, was 40 Prozent aller deutschen Importe von Schaffleisch entspricht. Auf dem zweiten Platz liegt das Vereinigte Königreich mit etwa 14.660 Tonnen. Größter Lieferant innerhalb der europäischen Union ist Irland mit 5.920 Tonnen.
Vorschriften für die Haltung
Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) spart Schafe aus. Es gibt keine speziellen Abschnitte und daraus abgeleitete Verordnungen wie zum Beispiel für Kälber, Legehennen oder Schweine. Trotzdem gelten die allgemeinen Bestimmungen der TierSchNutztV sowie des Tierschutzgesetzes (TierSchG) auch für die Schafhaltung. Weiter geben die Europaratsempfehlungen für die Haltung von Schafen aus dem Jahr 1992 Orientierung. Manche Bundesländer oder Behörden auf regionaler Ebene haben aus diesen Quellen eigene Empfehlungen, Leitlinien oder Merkblätter erarbeitet.
Ökologische Schafhaltung
Rund 14 Prozent der Schafe wurden in Deutschland 2020 in ökologisch wirtschaftenden Betrieben gehalten. Im Vergleich zu den anderen Nutztieren ist das ein hoher Wert. Nur der Anteil der ökologischen Ziegenhaltung toppt das noch mit 34 Prozent. Viele Betriebe, die auf Schaf- und Ziegenmilch spezialisiert sind, stammen aus dem ökologischen Landbau. Zum 1. März 2020 gab es bundesweit 2.744 schafhaltende Betriebe in ökologischer Wirtschaftsweise, die zusammen rund 243.800 Schafe hielten. Bayern weist die meisten Betriebe auf (901), gefolgt von Baden-Württemberg (391).