Schafhaltende Betriebe vermarkten ihre Lämmer über Erzeugergemeinschaften an den Lebensmitteleinzelhandel, die Großgastronomie oder an einen Großhändler. Das Thema Regionalität spielt dabei eine wesentliche Rolle. Etablierte Wertschöpfungsketten sind rar. In einigen Regionen Deutschlands werden neue Vermarktungsstrukturen für Lammfleisch aufgebaut.
Die deutsche Produktion von Schaf- und Ziegenfleisch reicht bei weitem nicht aus, um den hiesigen Bedarf zu decken. Der Selbstversorgungsgrad liegt bei 39,7 Prozent. Nach vorläufigen Zahlen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbh kamen 40 Prozent aller deutschen Schaffleisch-Importe 2020 aus Neuseeland.
Gleichzeitig zeichnet sich im heimischen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) seit Jahren ein Trend nach regionalen Produkten ab, der durch die Corona-Pandemie noch zusätzlich befeuert wurde. Aktuelle Zahlen aus dem Ernährungsreport 2021 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft untermauern dies. Demnach legen 82 Prozent der Befragten Wert darauf, dass Lebensmittel aus der Region stammen. Dabei achten sie verstärkt auf Siegel und Kennzeichen, wobei die regionalen Siegel noch vor den Biosiegeln Beachtung erfahren.
Befragt nach einzelnen Produktklassen zeigt sich ein differenzierteres Bild: Besonders bei frischem Gemüse und Obst sowie Eiern ist den Verbraucherinnen und Verbrauchern die regionale Herkunft sehr wichtig (jeweils 86 Prozent). Bei Fleisch und Wurst gilt das für 78 Prozent der Befragten, bei unverarbeiteten Fleisch für 83 Prozent. Als Informationsquelle nutzen 87 Prozent der Befragten den Einkaufsort selbst.
Regionalmarken für Lammfleisch
Ohne Erzeugergemeinschaften funktioniert die Lammfleisch-Vermarktung in Richtung LEH, Großgastronomie sowie Fleischgroßhändlern nicht. Nur so können größere Mengen in gleichbleibender Qualität termingerecht und mit regionalem Bezug angeboten werden.
In Preisverhandlungen mit dem LEH ist ein gemeinsames Sprachrohr als Interessensvertretung notwendig. Es muss viel Vernetzungsarbeit geleistet werden. Die Erzeugergemeinschaften wiederum geben ihren Mitgliedsbetrieben einheitliche Kriterien vor. Die Lammfleischerzeugergemeinschaft Baden-Württemberg e. V. zum Beispiel bündelt das Fleisch und kooperiert mit einem Fleischgroßhändler, der auf Lammfleisch spezialisiert ist, sowie der Edeka Südwest Fleisch GmbH. In den Edeka-Läden wird das Lammfleisch unter der Marke Württemberger Lamm an den Frischtheken verkauft. Wenn eine Schäferei an diesem Markenprogramm teilnehmen will, muss sie neben einer Mitgliedschaft in der Erzeugergemeinschaft folgende Kriterien einhalten:
- Die Mutterschafe werden grundsätzlich in der Landschaftspflege zum Erhalt der Kulturlandschaft und im Naturschutz eingesetzt.
- Vater- und Mutterlinien entstammen der Rasse Merinolandschaf.
- Die Schlachtlämmer sind jünger als 180 Tage.
- Sie haben ein Lebendgewicht zwischen 38 und 45 Kilogramm (Schlachtgewicht zwischen 18 und 23 Kilogramm, Ausschlachtungsgrad 48 Prozent).
- Die Schlachtlämmer haben eine ausgeprägte Bemuskelung bei einer geringen bis mittleren Verfettung.
- Die Fleisch- und Fettfarbe ist hell.
Vergleichbare Markenprogramme sind "Rheinland-Pfälzer Lamm", Grünland Spessart Lamm sowie "Bayerisches Lamm".