Genetische Hornlosigkeit ist auch für viele Ziegenhaltungen ein Thema. Wann kann sie sinnvoll sein und wo sind die Tücken?
Wenn Ziegen Hörner tragen, kann es durch diese zu Verletzungen kommen. Es können betreuende Personen durch Hörner verletzt werden oder Tiere können sich untereinander verletzen - was beides vor allem im Stall vorkommt. Und oftmals sind es die empfindlichen Euter, die dabei in Mitleidenschaft gezogen werden. Ziegen können sich aber auch mit ihren Hörnern verhaken, zum Beispiel an der Stallreinrichtung oder auf der Weide in Ästen oder Zäunen, und sich so selbst Schaden zufügen.
Manche sehen daher in der Hornlosigkeit von Ziegen Vorteile, da hierdurch das Unfallrisiko in Ziegenbeständen reduziert wird.
Das Enthornen ist allerdings nach dem deutschen Tierschutzgesetz bei Ziegen nur im Ausnahmefall erlaubt, da es sich dabei um einen schmerzhaften Eingriff in die Schädeldecke handelt.
Das deutsche Tierschutzgesetz untersagt grunsätzlich alle Formen von nicht tiermedizinisch notwendigen Amputationen bei Wirbeltieren.
Wenn Ziegen von ihrer Genetik her keine Hörner tragen, kann die Verwendung solcher Tiere ein schonenderer Weg sein, Verletzungen im Stall zu reduzieren.
Ziegenrassen mit und ohne Hörner
Ob Ziegen Hörner haben oder nicht, ist auch abhängig von der Rasse. Bei den behornten Rassen tragen teils sowohl weibliche als auch männliche Tiere Hörner.
Hornlosigkeit wird bei Ziegen dominant vererbt. Hat eine Ziege das Gen für Hornlosigkeit, dann entwickelt sie auch keine Hornanlagen. Bei unbehornt geborenen Tieren wachsen auch später keine Hörner. Ob es sich um ein hornloses oder behorntes Tier handelt, zeigt sich bald nach der Geburt.
Was man den hornlosen weiblichen Ziegenkitzen allerdings äußerlich nicht ansieht ist, ob sie das Hornlosigkeitsgen einmal oder zweimal vererbt bekommen haben.
Doch davon kann viel abhängen: Ist das Gen bei weiblichen Tieren homozygot, also doppelt vorhanden, zeigt sich häufig das sogenannte Hornlosigkeits-Zwittrigkeits-Syndrom. Die englische Bezeichnung lautet Polled-Intersex-Syndrom, kurz PIS. Betroffene Tiere sind in der Regel unfruchtbar. Sie bekommen somit keinen Nachwuchs und geben folglich keine Milch.
Gentests ermöglichen Früherkennung von PIS
Früher konnte man den Grund für die Unfruchtbarkeit einer Ziege oft erst bei der Schlachtung feststellen, da sich am äußeren Erscheinungsbild kaum Abweichungen erkennen lassen. Heute lassen sich das genetische Geschlecht und der Hornlosigkeits-Genotyp durch Tests feststellen. Dieses Wissen hilft Tierhalterinnen und Tierhalter bei weiteren Zuchtentscheidungen in ihrem Bestand. Die homozygot hornlosen Ziegen lassen sich schnell ausselektieren.
Außerdem beweist ein Gentest, dass ein Tier tatsächlich genetisch hornlos ist und nicht enthornt wurde und nun nur als hornlos gehandelt wird. Dies kann beim Zukauf aus einem anderen Bestand und vor allem aus Ländern, in denen Enthornung praktiziert wird, interessant sein.