Rangordnung gehört zu einer stabilen Ziegenherde, was Auseinandersetzungen innerhalb der Herde unvermeidbar macht. Diese verlaufen aber gefahrloser, wenn bei der Stalleinrichtung die Verhaltensweisen der Ziegen berücksichtigt werden. Es ist notwendig, dass die Tiere genügend Raum haben, um sich gegenseitig ausweichen zu können. Ecken, aus denen es kein Entweichen gibt oder schmale Durchgänge sind potenziell problematische Stellen im Stall. Sie werden zur Falle, wenn einzelne Ziegen anderen zeigen wollen, wer wo in der Hierarchie steht. Ausweichmöglichkeiten ergeben sich für die Tiere auch durch mehrere Ebenen im Stall. Schon über Bretter an den Wänden können sie einander in Ecken ausweichen, um nur ein Beispiel zu nennen
Erhöht angebrachte Bretter oder Podeste bieten neben Ausweich- und Klettermöglichkeiten auch Sichtschutz. Sind Liegeflächen auf verschiedenen Ebenen angeordnet, gibt das den Tieren die Möglichkeit, andere zu ignorieren. Rangniedere Tiere bekommen dadurch die Möglichkeit, sich zurückzuziehen.
Wenn es genügend Tränkemöglichkeiten und Fressplätze gibt, muss kein Tier lange auf Wasser oder Futter warten. Zusätzliche Heuraufen bieten ständig genügend Nahrung. Das mindert den Stress durch Konkurrenz. Wichtig ist außerdem, dass die Tiere ihren Kopf an Fressgittern mühelos hindurch stecken und wieder herausziehen können - auch wenn sie Hörner tragen. So können sie auch schneller den Platz freimachen, wenn eine ranghöhere Ziege ihn einfordert.
Defekte Stalleinrichtung sollte man immer schnell entfernen oder reparieren. Freiliegende Nägel, gesplitterte Bretter oder herausstehende Schraubenköpfe oder gebrochene Metallstangen bergen Verletzungsrisiken für Tier und Mensch.
Eingewöhnung neuer Ziegen in die Herde
Besonders sensibel ist die Eingewöhnungsphase zugekaufter Ziegen. Grundsätzlich sollte die Integration in eine bestehende Herde nie in engen Ställen erfolgen. Der Vorgang selbst dauert unter Umständen mehrere Tage. Das ist abhängig davon, welchen Rang das Tier in seiner Herkunftsgruppe hatte und wie schnell es seinen Platz in der neuen Gruppe findet. Ausweichmöglichkeiten und viel Raum sind wichtig, denn für alle beteiligten Tiere, vor allem die neu hinzu gekommenen, bedeutet die Situation großen Stress. Unter Umständen fressen die Tiere in den ersten Tagen weniger und liegen mehr als üblich.
Auch die Rückkehr einer Ziege in die Gruppe, nachdem sie für eine Weile separiert war, kann Konflikte in der Herde auslösen. Es erleichtert ihnen die Rückkehr in ihr bisheriges Sozialgefüge, wenn sie für die Herde nicht ganz abwesend sind. Es hilft, wenn sich die Herdenmitglieder einander sehen, hören und riechen können, während sie getrennt gehalten werden.
Gefährliche Gatter, Bäume und Zäune
Was für den Stall gilt, hat auch draußen Berechtigung: Auch eine Weide sollte man vorausschauend einrichten. Ziegen sind neugierig, fressen gerne Blätter und klettern gut. Sie hangeln durch Zaungatter nach fressbarem Grün, das außerhalb der Weide ist. Sie steigen unter Umständen über Zäune und sie erklimmen Bäume, zumal sie sehr trittsicher sind. Sie können dabei aber mit den Hörnern in Maschendraht, Weidenetz oder Astgabeln hängen bleiben und sich schwer verletzten. Neben dem sicheren Zaun, der die Weide begrenzt, können Absperrungen gut sein, die Bäume vor Ziegen und Ziegen vor Unfällen schützen.