Zur Beurteilung des Tierwohls gibt es eine Vielzahl von Indikatoren, aus denen Rindermastbetriebe wählen können.
Zur Durchführung der betrieblichen Eigenkontrolle brauchen Rindermäster Tierwohl-Indikatoren, die sie in der Praxis auf ihren Fresseraufzucht-, Bullen- und Färsenmast-Betrieben mit vertretbarem Arbeitsaufwand erheben können. Viele Erzeugergemeinschaften oder Rinder-Qualitätsfleischprogramme haben bereits Qualitätsmanagement-Systeme und Tierwohl-Anleitungen in ihren Geschäftsbedingungen. Manche sind verpflichtend, manche haben nur Empfehlungscharakter.
Aus der Vielzahl an Bestandsuntersuchungen, Stichprobenerhebungen oder Einzeltierbefunden muss individuell geprüft werden, welche Indikatoren am besten zum Betrieb passen. Auch für den eigenen ökonomischen Erfolg.
Unterschiedliche Indikatoren für unterschiedliche Zwecke
Es gibt tierbezogene Indikatoren, managementbezogene Indikatoren und ressourcenbezogene Indikatoren, die jeweils ihre Stärken und Grenzen haben.
Tierbezogene Indikatoren beziehen sich auf die Gesundheit, das Verhalten und äußere Erscheinungsbild der Tiere. Beim Mastrind sind das, zum Beispiel Nasenausfluss, Körperkondition, Verschmutzung, Lahmheiten oder Schwanznekrosen. Der Vorteil von tierbezogenen Indikatoren ist, dass sie eine gute Auskunft über das Wohlbefinden der Tiere, oft sogar auf jedes einzelne Tier geben. Ihr Nachteil ist, dass ihr Erfassen durch das Beobachten der Tiere und die Beurteilung des äußeren Erscheinungsbilds auf Verletzungen und Schäden oftmals mit höherem Zeitaufwand verbunden ist.
Zu den managementbezogenen Indikatoren zählen Arbeitsabläufe und Praktiken auf dem Betrieb, wie Eingriffe am Tier, das Fütterungsregime in Bezug auf wiederkäuergerechte Fütterung, die Wasserversorgung oder die Reinigung und Desinfektion der Buchten. Sie werden in der Regel schon durch die betriebliche Dokumentation erfasst und lassen sich leicht auswerten. Der Nachteil ist, dass sie keinen direkten Rückschluss auf das Tierwohl des Einzeltieres zulassen.
Ressourcenbezogene Indikatoren sind meist technische Parameter des Stalls und Haltungssystems. Beispiele hierfür sind das Flächenangebot, die Art der Böden und die Ausgestaltung der Liegefläche. Sie sind messbar und geben damit objektive Auskunft. Der "Tierschutz mit dem Meterstab“ bietet aber auch Angriffsfläche: ein großer Nachteil ist, dass Zahlen allein nicht unbedingt und unmittelbar das Wohl der Tiere abbilden. So sagt das reine Platzangebot nichts darüber aus, ob es bauartbedingt Engpässe oder blinde Ecken gibt, in denen rangniedere Tiere von ranghöheren bedrängt werden.
Einzeltier- und Bestandsindikatoren
Einzeltierindikatoren beziehen sich auf das Individuum und werden zum Beispiel durch Tierbeobachtung, wie durch die Beurteilung der Haut des einzelnen Tieres, seiner Klauen und seiner Bewegungsfähigkeit erfasst. Auch die von den Schlachthöfen gemeldeten Schlachtbefunde sind gute Indikatoren und können als Grundlage für Verbesserungen im Betrieb zu Rate gezogen werden.
Bestandsindikatoren geben Auskunft über die Gesamtheit der Mastrinder auf dem Betrieb. Die gebräuchlichsten sind Leistungsdaten wie tägliche Zunahmen, Tierverluste oder das Fütterungsmanagement.
Je mehr einzeltierbezogene Indikatoren erhoben werden, umso mehr kann das Wohlbefinden jedes einzelnen Tieres beurteilt werden.