Wenn Mutterkühe und ihre Nachzucht angemessen betreut werden, kann die Weidehaltung eine besonders tiergerechte Haltung sein. Sie ermöglicht Bewegungsfreiheit und die maximale Ausübung natürlicher Verhaltensweisen. Klimareize stärken die Abwehrkräfte und Bewegung wirkt gesundheitsfördernd. Ohne Witterungsschutz, den alle Tiere gleichzeitig nutzen können, geht es jedoch nicht. Geeignet sind natürlicher Baum- und Strauchbewuchs, eine entsprechende Geländegestaltung oder künstliche Schutzeinrichtungen. Zum Schutz vor Nässe und Kälte muss den Tieren ein trockener Liegeplatz zur Verfügung stehen, der ausreichend mit Stroh eingestreut ist.
Durch Weidehygiene Befall mit Parasiten vermindern
Trotz vieler Vorteile birgt die Weidehaltung von Mutterkühen auch gesundheitliche Gefahren – insbesondere durch den Befall mit Ekto- und Endoparasiten wie Magen-Darmwürmer, Lungenwürmer oder Leberegel. Die Parasiten können zu einem schlechten körperlichen Allgemeinzustand, zu Wachstumsdefiziten bishin zu erheblichen Kälberverlusten führen.
Eine entsprechende Weidehygiene ist im Sinne des Tierwohls deshalb unabdingbar. Dazu zählen die Herbstmahd und das Abschleppen von Dunghaufen ebenso wie der Umtrieb der Herde auf eine wenig belastete Weide, am besten Mitte Juli. Vernässte Areale sollten ausgezäunt werden.
Positiv wirkt sich die Mischbeweidung mit Pferden oder Schafen aus. Auch die Ansaat von Pflanzen mit bioaktiven Substanzen wie zum Beispiel der Esparsette kann den Befall mit Parasiten mindern. Dennoch sollten die Rinder mindestens einmal jährlich gegen Parasiten behandelt werden.
Klauenpflege unerlässlich
Ebenso selbstverständlich wie die Parasitenbekämpfung gehört die regelmäßige Klauenbehandlung zur Pflege der Mutterkühe. Sie sollte mindestens einmal, besser zweimal jährlich durchgeführt werden. Für Mutterkühe typische Klauenerkrankungen sind chronische Reheklauen, Ballenhornfäule, Sohlenblutungen, Wanddefekte und Hornspalten. Durch regelmäßige Kontrollen können sie zeitnah erkannt und noch in einem frühen Stadium behandelt werden.
Stress vermeiden
Klauenbehandlungen, Schutzimpfungen, Trächtigkeitsuntersuchungen oder das Überwachen der Kalbungen erfordern den regelmäßigen Umgang der Halterin, des Halters mit den Kühen und ihrer Nachzucht. Umtreiben, Einfangen, Sortieren und Behandlungen sind für die Tiere jedoch häufig Stressfaktoren. Alle Arbeiten am und mit dem Tier sollten daher möglichst ruhig und schonend erfolgen. Landwirte, die zum Beispiel nach der so genannten Low-Stress-Stockmanship-Methode arbeiten, können sich und ihren Tieren viel Stress ersparen. Die Methode fußt auf der genauen Beobachtung der Tiere. Die Landwirtin oder der Landwirt lenkt die Kühe durch eine bestimmte Körpersprache und Bewegungsmuster und kommuniziert über das richtige Maß von Nähe und Distanz zu seinem Tier.
Sicher einzäunen
Auch eine sichere Einzäunung dient dem Wohl der Mutterkühe und ihrer Kälber. Seit der Wolf in Deutschland immer heimischer wird, müssen sich auch Mutterkuhhalter Gedanken um den Schutz ihrer Herde machen. Schafe, Ziegen und Gatterwild sind zwar wesentlich stärker gefährdet als Rinder, jedoch waren auch in der Mutterkuhhaltung schon Wolfsrisse zu verzeichnen. Auch wenn spezielle Maßnahmen wie der Schutz mit Herdenschutzhunden bei Rindern in der Regel nicht ergriffen werden, die sichere Einzäunung der Herde ist unabdingbar. Umfangreiche Informationen hierzu bietet das Bundeszentrum für Weidetiere und Wolf.