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Tageslicht ist auch eine kostengünstige Beleuchtung im Milchviehstall. Bild: Landpixel
Kühe und Menschen brauchen angenehmes Licht in Stall und Melkstand, das wirtschaftlich und energiesparend ist. Tageslicht und LED- Leuchten sind gut für das Tier, die Arbeitsqualität und den Geldbeutel.
Licht beeinflusst das Sehen, Wachstum sowie Leistungen und wirkt sich insgesamt auf das Wohlbefinden von Lebewesen aus.
Tierwohl im Stall bedeutet daher auch, das Sehvermögen von Kühen zu kennen und den Stall und seine Beleuchtung daran auszurichten. Wer weiß wie Kühe sehen, kann durch eine durchdachte Beleuchtung und gegebenenfalls mit Lichtprogrammen das Wohlbefinden der Herde steigern und nicht zuletzt auch ihre Leistung.
Eine passende Beleuchtung sollte deshalb schon beim Neubau eines Stalles in die Bauplanung miteinbezogen werden. In Altbauten führen ein Licht-Check und teilweise schon kleine Veränderungen zu mehr Tierwohl und mehr Arbeitssicherheit und weniger Energieverbrauch.
Licht erleichtert Kühen die Orientierung in ihrer Haltungsumwelt. Eine für die Tiere angenehme Beleuchtung, die gleichzeitig eine gute Arbeitsqualität für die im Kuhstall arbeitenden Menschen bietet und die dazu noch wirtschaftlich und energiesparend ist, ist das Ziel in der Kuhstallbeleuchtung.
Licht spielt bei Rindern wie bei allen Lebewesen eine große Rolle. Es wirkt auf biologische Prozesse wie den Tag-Nacht-Rhythmus, beeinflusst den Hormonhaushalt und damit auch Wachstum und Fruchtbarkeit sowie das Verhalten der Tiere.
Im Milchviehbetrieb lässt sich der Eintritt der Geschlechtsreife bei Färsen mit langen Lichttagen im Vergleich zu Kurztagbedingungen von 8 Stunden Licht vorziehen. Dieser Effekt reicht bis zu einem stärkeren Euterwachstum, das mit höherer Milchleistung in der anschließenden ersten Laktation einhergeht. Auch bei bereits laktierenden Kühen hat die Lichttaglänge einen positiven Einfluss auf die Milchleistung.
Licht ist außerdem wichtig für die Bildung von Vitaminen wie A und seine Vorstufe Beta-Carotin oder Vitamin D3. Beleuchtungsintensität und -dauer sind somit auch hier entscheidend für die Tiergesundheit.
Schon früh wurde bei Kühen der Einfluss des Lichts auf das Hormon Melatonin untersucht, das den Tag-Nacht-Rhythmus, den Schlaf sowie die Fruchtbarkeit und das Immunsystem beeinflusst. Es zeigte sich, dass bei einer Beleuchtungsintensität ab 150 Lux der Gehalt an Melatonin niedriger ist als bei einer Beleuchtungsintensität von weniger als 150 Lux.
Zu wenig Melatonin führt folglich zu einem gestörten Tag-Nacht-Rhythmus und Schlafproblemen. Bei einer hellen Nachtbeleuchtung kommt es daher zu Schlafstörungen bei den Kühen. Mehr als 10 Lux sollte die Beleuchtung nachts nicht betragen. Durch die lichtreflektierende Schicht im Auge, dem Tapetum lucidum, sehen Rinder auch nachts sehr gut. Sie finden sich in einem - für das menschliche Auge dunklen Stall - gut zurecht.
Im Winter lässt sich die Milchleistung durch zusätzliche Beleuchtung steigern. Häufig sind Ställe im Winter 16 Stunden mit mindestens 100 Lux und 8 Stunden mit weniger als 10 Lux beleuchtet. Ein Sensor misst das Licht im Stall und schaltet ab einer bestimmten der Grenze die künstliche Lichtquelle ein.
Lichtprogramme müssen aber an die verschiedenen Lebensabschnitte der Tiere angepasst werden. Trockenstehende Kühe sollten eher nur 8 Stunden Zugang zu einer künstlichen, intensiven Lichtquelle haben, um dem Organismus eine längere Erholungsphase zu verschaffen.
Menschen können sich innerhalb von drei bis vier Sekunden an grelles Licht oder eine dunklere Umgebung anpassen. Rinder brauchen dazu wesentlich länger. Für die Milchviehhaltung bedeutet dies, dass die Übergänge von heller auf dunkle Umgebung und umgekehrt abgemildert werden sollten.
Beim Treiben ist den Kühen darum so viel Zeit zu lassen, wie sie für die Gewöhnung an die neue Lichtsituation brauchen. Dunkle Bereiche oder Schatten insbesondere in den Bereichen, in denen die Tiere zum Melken oder zum Fressen gehen, sollten vermieden werden.
In den Funktionsbereichen Fressen, Liegen, Laufen sowie im Bereich der Aufzucht richtet sich die Beleuchtung an den Anforderungen der Tiere aus. Im Liegebereich kann beispielsweise der Anteil an blauem Licht erhöht werden. Dies wirkt sich positiv auf die Kühe aus, denn Rinder sehen vor allem im blau-grünen Lichtbereich.
In Bereichen, in denen Menschen arbeiten, wie zum Beispiel beim Melken muss auch die Arbeitsplatzqualität und die Sicherheit für die Menschen berücksichtigt werden.
Rinder sehen mehr Bilder pro Sekunde als Menschen. Flackern und Flimmern, wie zum Beispiel durch gepulst gedimmte Leuchten, die nimmt das Rinderauge daher schon früher wahr als das menschliche Auge. Die Wirkung auf Kühe kann vergleichbar mit einem Blick in ein Stroboskop sein, während das menschliche Auge noch gleichmäßiges Licht wahrnimmt. Flackernde Nachtlampen und ungleichmäßige Starter nehmen Kühe deshalb als extrem störend wahr und verursachen Stress.
Abhilfe schafft die Messung. Das Flackern kann im „Flackerindex“ einer Lampe gemessen werden. Beim Kauf der Beleuchtung gilt es, diesen zu beachten.
Praxis-Tipp: Hinweise auf Flackern einer Leuchtquelle gibt ein einfacher Test mit der Handykamera. Die Leuchte wird hierbei durch die Kamera des Smartphones angeschaut. Diese nimmt rund 60 Bilder pro Sekunde auf und hat damit eine ähnliche Verarbeitungskapazität wie eine Kuh. Wenn das Licht auf der Videoaufnahme nicht flackert, handelt es sich um eine gute Qualität. Flackert es dagegen im Film, dann flackert das Licht auch für die Kühe.
Während die Verwendung von thermischen Strahlungsquellen, zu denen die Glühbirnen und auch die Halogenlampen zählen, und Leuchtstoffröhren in Kuhställen vor allem im Zuge der Energieeinsparung abnimmt, gewinnt die Verwendung von LED-Leuchtquellen, die es als Röhren und als Strahler gibt, an Bedeutung. Nicht nur die Energieersparnis und andere Umweltaspekte, wie eine leichtere Entsorgung, sprechen für die LED-Technik. Sie kommt auch den Bedürfnissen der Rinder besser entgegen und wird ebenso von Menschen als angenehm empfunden. Das belegen auch Forschungsergebnisse wie unter anderem der Bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft im Projekt I-LED Milchvieh.
LED-Technik ermöglicht eine gleichmäßige Beleuchtung, also gleichmäßige Lichtquantität, und bietet ein tiergerechtes Lichtspektrum, als eine bessere Lichtqualität. Somit wird erstmals die Stallbeleuchtung nicht nur an den Menschen angepasst, sondern auch an die besonderen Bedürfnisse des Tieres. Es konnte ein positiver Einfluss der LED-Beleuchtung nachgewiesen werden. So zeigte sich, dass die Kühe länger ruhten und häufiger den Melkroboter aufsuchten. Insbesondere die längeren Ruhephasen sind ein Zeichen eines höheren Wohlbefindens der Tiere.
Die im Projekt I-LED Milchvieh einbezogenen Landwirten wiesen auf die verbesserten Arbeitsbedingungen mit den neuen LED-Leuchten hin. Denn zusätzlich zur Optimierung für die Kühe konnten besondere Funktionen und die Bedürfnisse der Landwirte berücksichtigt werden: Tägliche Stallarbeit und Tierkontrolle fielen bei angenehmer Beleuchtung leichter. Und Arbeitsunfälle lassen sich so reduzieren.
LED-Leuchtquellen sind gut in ihrer Lichtausbeute und in der Farbwiedergabe. Sie bieten teilweise die Möglichkeit zum Dimmen, zur Einstellung der Farbtemperatur und die Wahl unterschiedlicher Farben. Auch zeichnen sich LED-Leuchten durch eine lange Lebensdauer aus. Zusätzlich entsteht weniger gesundheitsbelastender Elektrosmog als bei Leuchtstoffröhren, starten sie schneller und sind zudem gleichzeitig unempfindlicher bei häufigem Ein- und Ausschalten der Beleuchtung.
Bei jeglicher Beleuchtung im Stall sollten die Leuchten unempfindlich gegenüber Staub, Feuchtigkeit und Ammoniak sein.
Von Retrofit-Produkten (Lampen, bei denen die Leuchtstoffröhre durch eine LED-Leuchte ersetzt wurde) ohne Kühlung raten Fachleute dagegen eher ab. Ihre Fassung wurde ursprünglich für eine andere Technik produziert, weshalb sie daher leicht erhitzen kann und sich so die Brandgefahr erhöht.
Letzte Aktualisierung 17.04.2025