Das Verhalten unserer Nutztiere ist instinktiv geprägt. Schon kurzes Erschrecken, hektische Berührungen oder Rangauseinandersetzungen können zu heftigen Flucht- und Abwehrreaktionen führen. Der sichere Umgang mit Kühen bedeutet daher unter anderem, das Verhalten und die Bedürfnisse von Rindern zu kennen, um so Gefahren rechtzeitig wahrzunehmen und Unfälle zu vermeiden.
Die betreuenden Personen sollten immer einen ruhigen Umgang mit Rindern pflegen. Hektik beim Treiben ist unbedingt zu vermeiden, damit erst gar kein Stress entsteht. Denn gestresste Kühe sind nicht mehr gut lenkbar. Dazu gehört es auch, laute Geräusche zu vermeiden.
Beim Treiben sollte außerdem der "Drehpunkt Schulter“ und der hieraus resultierende Platzbedarf des Tieres beachtet werden.
Nie sollte man mit dem Rücken zur Wand oder ohne Fluchtweg treiben! Bauliche Details im Stall, wie Fluchtmöglichkeiten für die betreuenden Personen, können im Ernstfall lebensrettend sein.
Auch vermeintliche Kleinigkeiten sollten beachtet werden. Senken Rinder beispielsweise beim Treiben den Kopf, kann es auch bedeuten, dass sie den Boden oder eine Pfütze zu untersuchen wollen, bevor sie darüber gehen. Schon kleine Schwellen sind für sie oft ein Hemmnis. Hier hilft es schon, ihnen ein wenig Zeit zu geben.
Schnell zu Stress führt bei den Herdentieren soziale Isolation, was wiederum abrupte Reaktionen hervorrufen kann. Dies ist beispielsweise bei der Klauenpflege zu berücksichtigen. Gelindert werden kann der Stress, indem der Klauenpflegestand in der Nähe der Herde aufgestellt wird.
Grundsätzlich gilt: Wenn gefährliche Situationen erst gar nicht entstehen, ist das die beste Unfallverhütung. Mit diesen Kenntnissen lässt sich im täglichen Alltag im Milchviehstall Stress und Schlimmeres für Betreuer und Kühe vermeiden. Das heißt auch, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Umgang mit den Tieren geschult werden müssen.