Kolostrum in den ersten Lebensstunden ist beim Kalb entscheidend für den Aufbau des eigenen Immunstatus. Kälber mit gutem Immunstatus leiden auch später seltener an Durchfall- und Atemwegserkrankungen und zeigen bessere Wachstumsraten.
Kälber kommen ohne Abwehrkräfte auf die Welt. Ihr Immunsystem ist erst mit sieben bis zehn Lebenstagen in der Lage, eigene Antikörper zu produzieren.Ihre Immunisierung erfolgt über die Kolostralmilch (Biestmilch) der Kuh, die alle wichtigen Immunglobuline enthält, die das Kalb für die Etablierung eines eigenen Abwehrsystems braucht. Eine schnelle Versorgung mit Kolostrum ist daher für die Neugeborenen lebensnotwendig.
Das Erstgemelk hat außerdem einen hohen Nährstoffgehalt und enthält eine Vielzahl an bioaktiven Wirkstoffen sowie lebende, maternale Immunzellen. Diese Kombination an Inhaltstoffen fördert zusätzlich die Darmentwicklung, indem beispielsweise das Zottenwachstum im Dünndarm angeregt wird. Und gut ausgebildete Darmzotten sind ein Baustein für ein leistungsfähiges Verdauungssystem.
Doch nicht nur die Menge der verabreichten Biestmilch ist entscheidend, sondern auch der Zeitpunkt der Verabreichung. Denn in den ersten vier Stunden im Leben des jungen Kalbes ist die Darmschranke noch vollständig geöffnet und so stehen die Immunglobuline sofort im Blutkreislauf des Kalbes zur Abwehr bereit. Mit fortschreitender Zeit sinkt die Resorptionsrate für Immunglobuline deutlich. Nach zwölf Stunden ist die Darmschranke für bestimmte Immunglobulinfraktionen bereits geschlossen.