Die Frage der Nutzungsdauer wird in der Gesellschaft, aber auch bei Landwirten und in der Tierärzteschaft häufig diskutiert. Für eine längere Nutzungsdauer der Kühe sprechen neben den ethischen Fragen auch die betriebswirtschaftlichen Zahlen. Die Aufzucht der Jungtiere kostet Geld und amortisiert sich erst nach mindestens einer Laktation. Zudem erreichen Kühe ihre höchsten Milchleistungen erst frühestens in der dritten Laktation. Es spricht also viel dafür, das Augenmerk in der Zucht noch mehr auf Langlebigkeit, Robustheit und Gesundheit zu richten. Damit findet auch die Lebensleistung einer Kuh stärkere Beachtung, die sich aus der Milchleistung je Laktation und der Nutzungsdauer zusammensetzt.
Viele Kühe verlassen dennoch zu früh den Stall. Die Abgangsgründe sind vielfältig, am häufigsten werden in den Auswertungen Eutererkrankungen und Fruchtbarkeitsprobleme sowie Klauen- und Stoffwechselerkrankungen genannt.
In der gesellschaftlichen Diskussion wird häufig eine Verbindung zwischen den hohen Milchleistungen der Kühe, Krankheiten und einer kurzen Nutzungsdauer hergestellt.
Auch die Bundestierärztekammer nimmt in ihrer Arbeitsgruppe "Tierschutz in der Nutztierhaltung“ zum Thema "Leistungen der Milchkühe und deren Gesundheitsrisiken“ Stellung und spricht von einer Leistungsüberforderung von Milchkühen. Durch die hohe Milchleistung vor allem zu Beginn der Laktation, die nicht durch eine entsprechende Futteraufnahme gedeckt werden kann, kommt es zu einer negativen Energiebilanz in der Frühlaktation. Diese belastet den Stoffwechsel massiv. Ketose, Mastitis, Metritis oder Klauenerkrankungen sind mögliche Folgen. Die Bundestierärztekammer sieht hier einen deutlichen genetischen Zusammenhang durch die über Jahre einseitige Zucht auf Milchleistung.