Einsparpotentiale von Klimagasen in der SchweinehaltungEinsparpotentiale von Klimagasen in der Schweinehaltung

Wie kann die Schweinemast klimafreundlicher werden?

In der Schweinehaltung sind die Gewinnmargen eng. Dennoch gibt es praktikable Wege, die Mast klimafreundlicher zu gestalten.

Laut Klimaschutzplan der Bundesregierung soll die Menge an Treibhausgasemissionen (THGE) in der Landwirtschaft von 72 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente in 2014 bis zum Jahr 2030 auf 56 Millionen Tonnen gesenkt werden. Knapp 40 Prozent der Klimagase aus dem Sektor Landwirtschaft entstehen im Bereich der Tierhaltung. Deshalb sucht die Forschung nach Wegen, die THGE in diesem Bereich zu senken, ohne die Betriebe dabei zu stark wirtschaftlich zu belasten.

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen setzt dafür ein Berechnungstool ein, das mit elf weiteren Institutionen abgestimmt ist und mit dem auf einzelbetrieblicher Ebene ermittelt werden kann, wie viel THGE sich mit einzelnen Maßnahmen einsparen lassen.

Bei Anwendung des Tools auf zwölf niedersächsischen Schweinemastbetrieben zeigte sich, dass pro erzeugtem Kilogramm Schweinefleisch im Schnitt 3155 Gramm CO2 freiwerden. Durch eine Beratung aller beteiligten Betriebe konnte der CO2-Fußabdruck um 6,2 Prozent reduziert werden.

Gasdichte Güllelagerung ist größter Hebel

Als wichtigster Hebel erwies sich bei der Beratung mithilfe des Berechnungstools der Ansatz, die anfallende Gülle gasdicht zu lagern. Denn durch Umsetzungsprozesse bei der Lagerung werden große Mengen an CO2 und Methan frei. Das ist bei Schweinegülle besonders wichtig. Denn hier entstehen bei der Lagerung rein rechnerisch etwa 3,6 Kubikmeter des besonders klimaschädlichen Methans je Kubikmeter Gülle. Bei Rindergülle ist es nur die Hälfte.

Durch eine komplett gasdichte Lagerung der Gülle mithilfe von Schwimmfolien oder Doppelmembranhauben lässt sich die Menge an THGE um 18 Prozent reduzieren.

Verwertet man Schweinegülle in einer Biogasanlage, verringert sich die Menge an Klimagasen um neun Prozent. Diese Einsparung beruht jedoch ausschließlich auf der gasdichten Lagerung im Biogasbehälter. Die Erzeugung von Strom mit der Anlage hat dagegen keinen Einfluss auf den CO2-Fußabdruck in der Schweinemast.

Beide Lösungen lassen sich in der Praxis allerdings nur mit Einschränkungen umsetzen. So gibt es für die gasdichte Lagerung noch kein komplett ausgereiftes und praktikables System, das sich direkt anwenden lässt. Für die Verwendung als Substrat in Biogasanlagen ist Schweinegülle nur bedingt geeignet, da die Gasausbeute im Vergleich zu anderen Substraten relativ gering ist. Das senkt die Attraktivität für den Bau einer eigenen Anlage, aber auch für den Transport zu Anlagen auf Fremdbetrieben.

Ersatz von Import-Soja verbessert die Klimabilanz

Eine weitere Möglichkeit, um THGE zu reduzieren, ist der Ersatz von importierten Sojabohnen durch heimische Eiweißfuttermittel wie Rapsschrot, Ackerbohnen und Erbsen oder durch zertifiziertes Soja. Denn der weitaus größte Teil des eingesetzten Soja stammt aus Süd- und Nordamerika. Da vor allem der Anbau in Südamerika häufig mit der Zerstörung von Naturräumen verbunden ist, hat Soja als Futtermittel eine ungünstige CO2-Bilanz.

Ersetzt man Importsoja, können immerhin zehn Prozent der THGE eingespart werden. Die Umsetzung in der Praxis gestaltet sich jedoch schwierig. Denn viele Mastbetriebe beziehen fertige Futtermischungen, bei denen der Austausch einzelner Komponenten nur begrenzt möglich ist. Zertifizierte Sojabohnen aus nachhaltigem Anbau sind zudem teurer als die Standardware und bieten derzeit kein Potenzial für Preisaufschläge beim Fleischverkauf.

Bessere Futterverwertung hilft auch dem Klima

Eine weitere Möglichkeit, die THGE in der Schweinemast zu senken, ist eine verbesserte Futterverwertung über eine Reduzierung des Kraftfutters. Der anzustrebende Zielwert liegt in der Mast bei 1:2,5. Gelingt es, diesen Wert ausgehend von einer Futterwertung von 1:2,75 zu erreichen, sinkt die Menge an erzeugten Klimagasen um drei Prozent. Zusätzlich geht die Futtermenge um fünf Prozent zurück. Solange das Optimum bei der Verwertung nicht erreicht ist, lohnt es sich für Betriebe also zweifach, die Fütterung weiter anzupassen.

Überraschend gering sind dagegen die Einsparmöglichkeiten von THGE bei der Strom- und Wärmeerzeugung. Die untersuchten Betriebe lagen bereits auf einem sehr niedrigen Niveau beim berechneten Energieverbrauch pro Schwein. Bei einer weiteren deutlichen Senkung des Strombedarfs von 30 Prozent, etwa durch eine eigene Photovoltaikanlage, gingen die THGE in der Kalkulation um weniger als ein Prozent zurück. Dennoch ist eine solche Maßnahme für Betriebe natürlich vor allem in Bezug auf die Kosteneinsparung interessant.


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