Auch in der ökologischen Milcherzeugung sucht man nach Lösungen für eine sinnvolle Verwertung der anfallenden Bullenkälber. Das Institut für Ökologischen Landbau des Thünen-Instituts in Trenthorst hat deshalb ein vier Jahre dauerndes Projekt zur Weidemast von Bullenkälbern gestartet. Die Tiere werden entsprechend der EU-Ökoverordnung drei Monate lang mit Vollmilch aufgezogen und anschließend auf Dauergrünland sechs bis acht Monate gemästet. Ziel des Projekts ist es, die Wirtschaftlichkeit der Weidemast zu untersuchen. Erste Ergebnisse werden ab dem Jahr 2021 erwartet.
Mehr Geld für „Bruderkälber“
Ein weiterer Weg zur Optimierung der Wirtschaftlichkeit in der konventionellen Mast von Bullenkälbern führt über höhere Erzeugerpreise für das Fleisch. Einige direktvermarktende Mastbetriebe haben Kooperationen mit dem regionalen Lebensmitteleinzelhandel gestartet und eine Art „Bruderkalb-Konzept“ entwickelt, wie es dies bereits für männliche Küken aus der Legehennenhaltung gibt. Die Mastbetriebe kommunizieren dabei gemeinsam mit dem Handel aktiv die Problematik rund um die Verwertung von Bullenkälbern an die Verbraucherinnen und Verbraucher und können auf diese Weise höhere Preise für ihre Produkte erzielen.
Teile des Handels zeigen sich sehr interessiert an diesem Konzept, vor allem wenn es sich um Tiere aus der Region handelt. Aus Sicht der Mastbetriebe ist es sinnvoll, für diesen Zweck Erzeugergemeinschaften zu bilden, um den Handel durchgehend beliefern zu können.
Fazit
Für die sinnvolle und tiergerechte Verwertung von Bullenkälbern aus der Milchviehhaltung gibt es nach wie vor keine übergreifende Lösung. Allerdings wurden bereits einige Erfolg versprechende Ansätze entwickelt. Welcher Ansatz für welchen Betrieb sinnvoll ist, hängt aber letztlich von den individuellen Voraussetzungen und der Wirtschaftlichkeit der Maßnahme ab.