Leguminosen als ProteinträgerLeguminosen als Proteinträger

Leguminosen als Proteinträger

Soll auf importiertes Soja verzichtet werden, führt kein Weg an Erbse, Bohne und Lupine vorbei. Schweinehalter sollten bei der Fütterung mit Körnerleguminosen jedoch einige Dinge beachten.

Während sich die Fütterung von Soja und Raps als Proteinträger in den letzten Jahren durchgesetzt hat, wurde die Forschung zum Futterwert von Leguminosen und deren optimalen Einsatzmengen in den Futterrationenvernachlässigt. Die Nährstoffgehalte der Feldfrüchte können je nach Standort und Sorte schwanken. Der Proteingehalt ist der wichtigste Futterwertparameter der Körnerleguminosen, wobei sich dieser zwischen den Leguminosearten erheblich unterscheidet.

Bei der Beurteilung des Futterwertes und der Festlegung von maximalen Einsatzgrenzen ist neben dem Nährstoff- und Aminosäuregehalt besonders der Gehalt an spezifischen sekundären Inhaltsstoffen bzw. antinutritiven Substanzen zu beachten. Ihr Vorkommen und deren Menge entscheiden über die Akzeptanz bei der Futteraufnahme, die Nährstoffverdaulichkeit und empfohlene Einsatzgrenzen.

Tabelle 1: Inhaltsstoffe von pflanzlichen Eiweißfuttermitteln im Vergleich (Gehalt/kg/Futtermittel)

 

Ackerbohne

Erbse

Raps­extraktionsschrot

Soja­extraktionsschrot

Sonnenblumen­extraktionsschrot

Süß­lupine

Rohprotein (g)

260

207

344

480

402

331

Energie (MJ ME/kg)

12,48

13,46

10,04

14,12

10,95

14,01

Lysin (g)

16,2

14,5

17,5

29,4

14,1

15,9

Methionin & Cystin (g)

4,9

4,7

14,7

13,4

15,4

7,0

Threonin (g)

8,9

7,8

14,5

18,8

14,6

11,4

Tryptophan (g)

2,2

1,9

4,6

6,5

5,2

2,6

Rohfaser (g)

79

57

118

35

113

120

 

Quelle: Futterberechnung für Schweine 2021, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)

Tabelle 2: Empfehlungen zum Einsatz von Körnerleguminosen in der Schweinefütterung (maximale Mischungsanteile für Alleinfuttermischungen, Angaben in Prozent)

Produktionsbereich

Erbsen weißblühend

Ackerbohne weißblühend

Blaue/Weiße Süßlupine

Sojabohne

Sojakuchen

Ferkel

Bis 20 kg

10

5

5

10

20

 

Ab 20 kg

20551520

Mastschweine

Vormast

20

15

15

152

15

 

Endmast

251

25

20

102

15

Sauen

Tragend3

8

8

8/6

6

5

 

laktierend

15

15

10

20

20

1 Begrenzung für Flüssigfutter wegen Schaumbildung, im Trockenfutter ggf. noch höher (bis 40 Prozent)
2 Erfahrungswerte, noch nicht ausreichend durch Versuche abgesichert

3 in der ökologischen Fütterung sind zur Bedarfsdeckung an essentiellen Aminosäuren höhere Werte (bis 15 Prozent) möglich

Quelle: Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) 2020

Ackerbohnen und Erbsen in der Schweinefütterung

Ackerbohnen und Erbsen enthalten viel Stärke. Beim Rohproteingehalt liegt die Ackerbohne knapp vor den Erbsen. Beide Leguminosen sind reich an der Aminosäure Lysin und werden deshalb gerne zur Schweinefütterung eingesetzt, sie sind aber relativ arm an Methionin und Cystin.

Der begrenzende Faktor für den Einsatz von Ackerbohnen und Erbsen in Rationen für Schweine ist der niedrige Gehalt an Methionin, so dass eine Kombination mit einem methioninreicheren Futtermittel (z.B. mit Rapsprodukten) ideal ist bzw. die Zugabe von synthetischem Methionin. Die Verdaulichkeit der Aminosäuren ist gut. Die Mineralstoffgehalte ähneln dem Getreide. Die Ackerbohnen sind reich an Phosphor, aber arm an Calcium und Natrium. Der Phosphor ist zum Teil an Phytin gebunden, was die Aufnahme ohne Zusatz des Enzymes Phytase verringert.

Die wichtigsten antinutritiven Inhaltsstoffe von Ackerbohne und Erbse sind je nach Sorte Vicin/Convicin und Tannine. Tanninhaltige Sorten sind leicht an der bunten Blüte sowie an einer dunkleren Färbung zu erkennen.

Die Tannine reduzieren durch ihren etwas bitteren Geschmack die Futteraufnahme, außerdem vermindern sie die Rohproteinverdaulichkeit und Bindung von Enzymen – das aber nur bei hohen Einsatzmengen. Genauso verhält es sich mit den Lectinen, Proteaseinhibitoren und Oligosacchariden. Tannine können durch Einweichen teilweise gelöst werden, Hitze macht ihnen nichts aus. Diese kann die Oligosaccharide reduzieren, doch Vorsicht, denn Hitze kann auch die wichtigen Aminosäuren zerstören. Da die Tannine hauptsächlich in der Schale sitzen, vermindert das Schälen den Gehalt deutlich.

EIP-Projekt "Tierwohl – durch innovatives Fütterungskonzept beim Schwein"

Heimische Leguminosen versus GMO- Soja: Führt die Fütterung von heimisch angebauten Leguminosen zu gleichen Mastergebnissen bei Schweinen in der Endmast und zu ähnlichen Wurfgewichten, Wurfzunahmen und Futteraufnahmen bei Sauen? Die Ergebnisse des Projekts Tierwohl – durch innovatives Fütterungskonzept beim Schwein zeigen, dass regional angebaute Leguminosen eine gute alternative Proteinquelle im Austausch gegen GMO- Soja darstellen. Hinsichtlich der Leistungsparameter und Schlachtparameter bei Mittel-Endmastschweinen konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Auch bei den Sauen wurden keine signifikanten Unterschiede bezüglich Wurfgewicht, Wurfzunahme und Futteraufnahmen ermittelt.

Lupinen in der Schweinefütterung

Bei den weiteren Leguminosen sind zunächst die Lupinen zu nennen. Hier wurden bislang zumeist die blauen Lupinen auf leichteren Standorten mit niedrigem pH-Wert angebaut. Zunehmend an Bedeutung gewinnen aber auch die weißen Lupinen. Diese haben etwas höhere Ansprüche an die Bodenqualität und den pH-Wert. Sie sind aber ertragsstärker und weisen höhere Rohprotein- und Energiegehalte auf. In der Fütterung können sie Sojaextraktionsschrot zum Teil ersetzen.

Die Gelbe Lupine spielt im Anbau eine sehr untergeordnete Rolle, da noch keine anthraknosetoleranten Sorten erhältlich sind. Anthraknose ist die weltweit bedeutendste Krankheit dieser Hülsenfrucht, ausgelöst durch den Pilz Colletotricum lupini. Sie hat sich seit 1995 kontinuierlich in Deutschland ausgebreitet und dabei am stärksten die Gelbe und die Weiße Lupine befallen.

Die Nährstoffgehalte der Blauen (schmalblättrigen), Weißen und Gelben Lupinen unterscheiden sich deutlich. Während Blaue Lupinen einen mittleren Gehalt an Rohprotein enthalten, können Weiße und Gelbe Lupinen mehr Rohprotein erreichen. Der Lysingehalt reicht nur bei der Weißen Lupine an den der Erbsen und Ackerbohnen heran, während sie bei den schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystin höher liegt. Dies verbessert die Einsatzmöglichkeiten für Lupinen in den Rationen für Geflügel und Schweine. Durch das Schälen kann der Gehalt an Rohprotein erhöht und der Gehalt an Rohfaser gesenkt werden.

Lupinen enthalten im Gegensatz zu Erbsen und Ackerbohnen kaum Stärke. Dadurch wird kein Getreide aus der Ration verdrängt. Dafür enthalten sie mit 6 Prozent (Blaue) bzw. 8 Prozent (Weiße Lupine) viel Fett und vor allem einen hohen Anteil an PUFA (Polyunsaturated fatty acids = mehrfach ungesättigte Fettsäuren). Dieser Anteil wirkt sich positiv auf den Energiegehalt aus.

 

Einsatz einheimischer Eiweißfuttermittel zur nachhaltigen, umweltgerechten Erzeugung von Schweinefleisch

Die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern und weitere Projektpartner hatten das Ziel, eine Wertschöpfungskette für die Erzeugung von Schweinefleisch auf der Grundlage heimischer Eiweißfuttermittel bei gleichzeitigem Verzicht auf Sojaextraktionsschrot (SES) aufzubauen.

Im Projekt gab es verschiedene Rationen mit einheimischen Eiweißkomponenten, die in der Regel zu keiner Beeinträchtigung der tierischen Leistungen führten. Teilweise waren dabei die Futterkosten gegenüber Rationen mit GVO-SES erhöht, was aber nicht zwangsweise zu erhöhten Erzeugungskosten führen musste. Legt man in den Kontrollrationen Preise für Nicht-GVO-SES zugrunde, haben die sojafreien Versuchsrationen sogar einen Kostenvorteil gegenüber den Kontrollrationen. Die von manchen Vermarktern gewünschte GVO-freie Fütterung ließe sich mit heimischen Eiweißkomponenten somit günstiger als mit Nicht-GVO-SES erreichen.

Bei Erstellung der Rationen mit alternativen Eiweißkomponenten wie Rapsexpeller und Lupine ist vor allem in Markenfleischprogrammen  – zumindest in der Endmast  – verstärkt auf die Begrenzung der PUFA-Gehalte (PUFA: mehrfach ungesättigte Fettsäuren) im Futter zu achten. Zum einen ist die Oxidationsstabilität in PUFA-reichem Fett vermindert, was die Lagerungsdauer der damit hergestellten Produkte verkürzt. Zum anderen ist der Schmelzpunkt des Fettes und somit die Festigkeit der Produkte geringer. Mit dem Projekt konnte ein Grundstein für eine Futtermischung mit einheimischen Körnerleguminosen gelegt werden.

Abschlussbericht des Projekts Erprobung des Einsatzes einheimischer Eiweißfuttermittel in der Schweinefütterung zur nachhaltigen, umweltgerechten Erzeugung von Schweinefleisch in Mecklenburg-Vorpommern

Im Vergleich zu anderen Körnerleguminosen weist die Lupine einen deutlich höheren Gehalt an Rohfaser auf. Die ebenfalls enthaltenden Oligosaccharide gelten als unverdaulich und können lediglich im Dickdarm mikrobiell fermentiert werden. Inzwischen werden hier vor allem die Vorteile für eine gesunde Darmflora gesehen. Aus den Nährstoffgehalten und -verdaulichkeiten resultieren für die Lupine hohen Energiegehalte für Schweine. Die Gehalte an Calcium und Phosphor sind wie bei allen Körnerleguminosen gering, was bei einer P-reduzierten Fütterung von Vorteil ist. Werden Ergänzungsfutter eingesetzt, so sollten diese speziell für die Leguminosenfütterung geeignet sein. Die Mischfutterhersteller bieten hier spezielle Ergänzungsfutter an. Auch deren Menge kann bei Leguminoseneinsatz reduziert werden, die Mineralisierung und Vitaminierung muss aber angepasst sein. 

Die wichtigsten antinutritiven Inhaltsstoffe der Lupine sind die als giftig geltenden Alkaloide. Durch Züchtung ist es gelungen, sie auf <0,05 Prozent zu reduzieren, so entstanden die Süßlupinen. Durch das Einweichen, z.B. mit hydrothermischen Behandlungsmethoden, kann der Gehalt an Alkaloiden gesenkt werden. Unter Einhaltung der Einsatzempfehlungen ist jedoch von keiner beeinträchtigenden Wirkung auszugehen.


Letzte Aktualisierung 10.08.2023

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