Schadnager bekämpfen Schadnager bekämpfen

Schadnager gezielt und umsichtig bekämpfen

Gesunde Tiere, die auch ihre entsprechende Leistung erbringen, können nur in einer gesunden Umgebung gedeihen. Dazu gehören regelmäßige Reinigungen und Desinfektion. Doch was nützt dies wenn Keime wie zum Beispiel Salmonellose, Leptospirose, Coli-Infektionen, Kokzidien, Rotlauf, Clostridien, Streptokokken, Schweinepest, Brucellose durch Schadnager in den Stall gebracht werden? Hier muss die Ursache bekämpft werden.  

Die Liste der Krankheiten, die von Schadnagern auf Schweine, Rinder oder Geflügel und auch Menschen übertragen wird, ist lang. Darum sind tierhaltende Betriebe auch gesetzlich verpflichtet, Schadnager zu bekämpfen. 

Die Übertragung der Erreger geschieht häufig über ihren Kot, aber auch über Pfoten und Fell, an denen die Erreger haften. Neben der Übertragung von Erregern können Schadnager diese bis zu einem halben Jahr beherbergen, vermehren und immer wieder Ansteckungsherde bilden, die zum Krankheitsausbruch im Bestand führen können. Dies ist zum Beispiel im Fall der Dysenterie so, einer Durchfallerkrankung des Schweines. 

Die Bekämpfung von Schadnagern in Betrieben mit Tierhaltung ist zudem Bestandteil vieler Qualitätssysteme. Doch diese ist nicht einfach, denn vor allem Ratten sind intelligent und fast überall vorhanden. 

Das Julius Kühn-Institut (JKI) hat im Rahmen des Projekts „Management von (resistenten) Wanderratten“ einen Praxisleitfaden erarbeitet:

Praxisleitfaden zum Projekt Management von (resistenten) Wanderratten auf landwirtschaftlichen Betrieben (ResRaMa) 

 JKI: Praxisleitfaden Management von resistenten Wanderratten auf landwirtschaftlichen Betrieben (PDF)


Bekämpfung der Ratten in fünf Schritten  

Ratten sind auf landwirtschaftlichen Betrieben häufige, aber ungebetene Gäste. Die Bekämpfungsmaßnahmen von Ratten und Mäusen sollten in zwei Richtungen gehen: 

  • eine Reduzierung des Befalls und
  • die Verhinderung des Neubefalls. 

 

1. Befallsanalyse erstellen

Am Anfang steht die Befallsanalyse: Wie viele Ratten sind vorhanden und wo halten sie sich auf dem Betrieb auf? Da Ratten erst aktiv werden, wenn Ruhe auf den Betrieben einzieht, kann auch ohne eine sichtbare Ratte ein Rattenbefall vorhanden sein. Rattenkot auf Laufwegen oder in Ecken kann ein erster Hinweis sein. 

Um für die Bekämpfung wichtige Fragen zu klären, sollten Köderboxen aufgestellt werden. Diese Köderboxen enthalten ein ungiftiges Substrat, welches von den Ratten gefressen wird. Anhand der Fraßmenge lässt sich der Befall abschätzen. Auch Hunde, die Ratten erschnüffeln können, und Wildkameras oder Stallbegehungen zu unüblichen Zeiten können Klarheit bringen.

2. Futterquellen beseitigen

Futterreste ziehen Ratten an, deshalb sollten diese schnell beseitigt und alle Futterquellen rattensicher verschlossen werden. Außerdem erhöht sich die Akzeptanz der Giftköder, wenn die Ratten hungrig sind. 

3. Einsatz von Giftködern

Giftköderboxen dort auslegen, wo sich die Ratten aufhalten. Passende Giftköder auswählen je nachdem, ob resistente Rattenpopulationen in der Umgebung heimisch sind oder nicht. Wichtig dabei ist, die Köderboxen und deren Inhalt so zu sichern, dass kein anderes Tier außer den Ratten an das Gift kommt, denn die Wirkstoffe sind auch für andere Tiere wie Hunde und Katzen giftig. 

Die Köderstellen sollten feste Plätze bekommen, am besten fixiert werden und alle Bereiche des Betriebs abdecken. Die Köderplätze sollten auf einem Lageplan dokumentiert, während der Bekämpfung regelmäßig überprüft und so gesichert werden, dass Kinder vor ihnen geschützt sind.

4. Hof rattensicher machen

Wenn der Rattenbefall reduziert wurde, dann sollte der gesamte Hof hinsichtlich Befalls- und Eintrittsmöglichkeiten geprüft werden. Vorher macht es keinen Sinn, da Ratten Veränderungen nicht mögen und dann die Köder nicht annehmen. Um Ratten aus den Stallungen und Vorratslagern fernzuhalten, sind zuerst einmal Netze oder Gitter über jeglichen Lüftungslöchern anzubringen. Kabelkanäle und Gülleschieber sollten abgedichtet werden. 

Im Außenbereich um die Stallanlagen ist auf freie und aufgeräumte Flächen zu achten, um den Schadnagern keine Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten zu bieten. Schrotthaufen ziehen sie an, ein Streifen mit Schotter rund um den Stall dagegen bietet keine Rückzugsmöglichkeiten und erleichtert das Aufstellen von Köderboxen. Mehr Hygiene führt zu weniger Ratten und die Wiederansiedelung wird verzögert.

5. Weiter dran bleiben

Regelmäßige Kontrollen helfen, einen Wiederbefall rechtzeitig zu erkennen. Die Köderboxen sollten an ihrem Platz stehen bleiben, aber geleert werden. Zur Kontrolle kann dann in regelmäßigen Abständen eine erneute Befallsanalyse mit ungiftigen Fraßködern durchgeführt werden. 

Eine auf Rattenbefall ausgelegte Betriebshygiene hat eine sehr gute vorbeugende Wirkung. Sollten immer wieder Ratten auftauchen, sollte an einen Köderwechsel gedacht sowie die Betriebshygiene intensiviert werden.


Bei Giftködern Vorsicht walten lassen 

Die Giftköder für Ratten, sogenannte Rodentizide, enthalten zumeist blutgerinnungshemmende (antikoagulante) Wirkstoffe mit verzögerter Wirkung nach Aufnahme. Die Ratten verbluten innerlich zeitversetzt nach Aufnahme. Die zeitliche Versetzung der Wirkung ist wichtig, da Ratten mit ihrer Intelligenz körperliches Unwohlsein mit kürzlich aufgenommenem Futter in Verbindung bringen und in der Folge den Köder meiden. Sie entwickeln eine sogenannte Köderscheue. 

Ein Vergiftungsrisiko besteht bei auch bei direkter Köderaufnahme auch für andere Tiere und den Menschen. Insbesondere Kinder sind gefährdet, deswegen ist die Platzierung sorgfältig vorzunehmen. Ebenso ist die Aufnahme vergifteter Tiere für Beutegreifer schädlich. Diverse Studien zeigen Rückstände in diesen Nichtzielarten und eine Akkumulation in der Umwelt, da sich die Wirkstoffe nicht abbauen. Das Ziel sollte deshalb eine möglichst geringe Anwendung der Rodentizide sein.

Ratten entwickeln Resistenz

Bereits in den 1960er Jahren haben Ratten in bestimmten Gebieten Resistenzen gegen einige Wirkstoffe entwickelt. Solche Ratten fressen den Köder zwar, aber verenden daran nicht. Die Resistenz ist durch eine Mutation genetisch festgelegt und kann somit weitervererbt werden. Das Julius Kühn-Institut hat hierzu umfangreiche Untersuchungen durchgeführt. 

Wie erfolgt die Köderauslegung? 

Je nachdem, wie attraktiv die Umgebung für die Ratten ist, können unterschiedliche Köderformen genutzt werden. Getreideköder sind sehr beliebt bei den Ratten und werden auch dort angenommen, wo es weitere Futterquellen gibt. 

Andere Köderarten wie Pellets, Pasten, Blöcke oder auch Gel und Schaum sind nicht so attraktiv für Ratten, wie die Getreidekörner. Ihr Vorteil liegt in der Haltbarkeit. Damit für jede Befallssituation und für jeden Betrieb der passende Köder eingesetzt werden kann, sollten keine großen Mengen auf Vorrat gekauft werden. Es empfiehlt sich, zunächst zu testen, welcher Köder bei den Ratten gut ankommt. 

Idealerweise führt eine zur Schädlingsbekämpfung ausgebildete Person die Bekämpfung durch, denn diese hat die nötige Sachkunde rund um die Köderwirkung und das Verhalten von Ratten. 

Ganz wichtig: Alle Maßnahmen rund um die Schadnagerbekämpfung sind sorgfältig zu dokumentieren, um jederzeit einen Nachweis über die getroffenen Maßnahmen zu haben.


Letzte Aktualisierung 01.07.2025

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