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Saugferkelverluste von durchschnittlich 15 Prozent und mehr sind leider immer noch alltäglich. Grund dafür sind häufig Komplikationen während der Geburt. Eine gründliche Geburtsvorbereitung und Geburtsüberwachung sowie Betreuung sorgen für eine rasche und komplikationslose Geburt. Davon profitieren Sau und Ferkel, Tierverluste werden reduziert.
Zu hohe Ferkelverluste sind sowohl im konventionellen als auch im ökologischen System ein Problem. Die meisten Verluste geschehen direkt nach der Geburt, bis zu 80 Prozent der Ferkelverluste innerhalb der ersten Woche. Oft erhöht sich die Anzahl der toten Ferkel mit der Wurfgröße und der Geburtsdauer. Um große Würfe besser managen zu können, empfehlen Berater und Beraterinnen einen festen Absetzrhythmus. So ferkeln mehrere Sauen gleichzeitig ab und Ferkel können falls nötig versetzt werden. Die Grundlage einer reibungslosen Geburt ist allerdings deren sorgfältige Vorbereitung.
Für eine reibungslose Abferkelung ist Hygiene wichtig. Vor dem Einstallen in die zuvor gründlich gereinigte und desinfizierte Abferkelbucht sind die Sauen zu entwurmen und zu waschen. Vor allem um die Geburt herum ist eine optimale Sauberkeit gefordert, denn der Abferkelstall ist die "Entbindungsstation" der Schweine.
Bei der Geburt ist der Gebärmuttermund der Muttersau offen. Somit können vorhandene Krankheitskeime ungehindert in die Gebärmutter eindringen. Auch die Ferkel haben ein empfindliches Immunsystem und sind bei einer hohen Keimbelastung krankheitsanfälliger. Eine gereinigte und desinfizierte Abferkelbucht reduziert das Infektionsrisiko. Das Ferkelnest in der Abferkelbucht sollte gleichmäßig beheizt und groß genug sein. Bewährt hat sich eine Bodenheizung, eine Wärmelampe alleine ist nicht optimal.
Der termingerechte Eintritt der Geburt ist der 114. Trächtigkeitstag plus/minus zwei Tage; eher 115 - 116 Trächtigkeitstage bei modernen hochfruchtbaren Zuchtlinien. Die nahende Geburt kündigt sich durch Öffnung des Gebärmutterhalses (Zervix), Anschwellen der Scham und Scheide und Ausbildung des Gesäuges an. Unmittelbar vor der Geburt wird der Zervixschleim sehr wässrig-klar und die Milch lässt sich im Strahl abmelken. Charakteristische Verhaltensweisen wie Nestbau, Seitenlage der Sau, Anziehen der Hinterbeine, Bauchpressen und Schlagen mit dem Schwanz sind dann ebenfalls zu beobachten.
Geeignetes Nestbaumaterial muss bereitgestellt und von der Sau durch Scharren, Wühlen und Tragen zu bearbeiten sein. In der Austreibungsphase werden die Ferkel durch die Wehentätigkeit und Eigenbewegung aus den Gebärmutterhörnern nach außen gepresst. Die Wehentätigkeit wird unterstützt durch die Oxytocinausschüttung während der Zervixpassage der Ferkel sowie durch die anhaltenden Anrüst- und Saugbemühungen bereits geborener Ferkel.
Nach durchschnittlich 16 Minuten ist ein Ferkel geboren, zu Geburtsbeginn ist die Spanne kürzer, später wird sie länger. Eine normale Geburt sollte spätestens in fünf Stunden abgeschlossen sein. Die Nachgeburt wird direkt nach dem letzten Ferkel oder bis zu etwa einer Stunde danach ausgestoßen, was das Ende der Geburt anzeigt. Auch die Sau zeigt dies an, indem sie aufsteht und Wasser trinkt oder sogar Futter aufnimmt.
Geburtshilfe mit der Hand oder mit der Geburtsschlinge und entsprechenden wehenunterstützenden Präparaten hat schon vielen Ferkeln das Leben gerettet. Dies ist möglich durch die intensive konsequente Betreuung der Sau rund um den Geburtszeitpunkt. Die Videoüberwachung hilft zusätzlich, den Geburtsbeginn zu erkennen. Denn häufig finden die Geburten zu einer Zeit statt, in der im Stall absolute Ruhe herrscht, etwa abends oder nachts.
Die sorgfältige Geburtenüberwachung ermöglicht es, bei Komplikationen reagieren zu können. Diese zeichnen sich ab, wenn Presswehen erfolglos bleiben oder wenn mehr als 60 Minuten nach der Geburt eines Ferkels kein weiteres oder die Nachgeburt kommt. Die Ursachen für das Stocken der Geburt sind vielschichtig. Zum Beispiel können mechanische Hindernisse im Geburtskanal die Austreibung der Ferkel blockieren. Hierzu gehören zu große, missgebildete oder tote Ferkel, aber auch das gleichzeitige Eintreten mehrerer Ferkel ins knöcherne Becken.
Die bei weitem häufigste Ursache der Geburtsstockung ist jedoch die Wehenschwäche. In diesem Fall ist bei der Vaginaluntersuchung kein Ferkel im Bereich des Beckens zu fühlen, obwohl die Geburt noch nicht beendet ist. Das Schwein ist hierzu besonders veranlagt, weil der Geburtsvorgang aufgrund der hohen Anzahl der zu gebärenden Ferkel im Vergleich zu anderen Nutztierarten sehr lange dauert. Bei Altsauen tritt die Wehenschwäche häufiger auf als bei Jungsauen, besonders oft sind fette Sauen betroffen.
Die Wehenschwäche lässt sich nach ihren Ursachen in drei Typen unterteilen:
Während Typ I und III u. a. auch als Folge einer inadäquaten Fütterung oder mangelhaften Futteraufnahme im vorgeburtlichen Zeitraum zu sehen sind, ist der Typ II oftmals bedingt durch eine schlechte Sozialisierung, vor allem der Jungsauen.
Ungewohntes Personal und Lärm durch die nun häufigeren Kontrollgänge im Abferkelstall lösen unnötig Angst und somit Stress bei den Tieren aus. Daher sollte bereits bei der Eingliederung darauf geachtet werden, dass die Jungsauen regelmäßig "freundlichen" Kontakt zum betreuenden Personal bekommen. Ein tagsüber laufendes Radio gewöhnt die Tiere an eine permanente Geräuschkulisse. Laut schließende Türen im Abferkelbereich sollten repariert, Unterhaltungen, sofern überhaupt vonnöten, nur ruhig und leise geführt werden.
Auf einer Sauenkarte sind alle Daten rund um die letzten Geburten der jeweiligen Sau zu notieren. So stehen alle notwendigen Informationen schnell bereit und Sauen mit verzögertem Geburtsablauf, MMA-Problemen und früheren Ferkelverlusten lassen sich frühzeitig erkennen und dann optimal betreuen. Ideal ist auch ein detaillierter Betreuungsplan, sogenannte SOPs (Standard Operating Procedures), für die Sauen, der von allen Mitarbeitern umgesetzt wird.
Letzte Aktualisierung 29.11.2021