Bei ganzjähriger Freilandhaltung kommen in den in den Wintermonaten weitere Aufgaben für die Betriebsleitung dazu, zum Beispiel die regelmäßige Vorlage von Futterkonserven und eine noch intensivere Kontrolle der Tiergesundheit, insbesondere bei länger anhaltenden ungünstigen Wetterbedingungen. Dafür entfallen bei der ganzjährigen Freilandhaltung die Kosten für ein größeres Stallgebäude und der Arbeitsaufwand für die Entmistung. Ob eine ganzjährige Freilandhaltung überhaupt möglich ist, hängt aber entscheidend von den Böden am Betriebsstandort ab. Sie müssen trittfest und grundwasserfern sein. Optimal sind sandig-lehmige Mineralböden mit dichter Grasnarbe. Ist der Standort feucht oder gar moorig mit Staunässe, wird die Grasnarbe in den Wintermonaten komplett durch den Tritt der Rinderherde zerstört.
Ruhiger Umgang zahlt sich aus
Ein möglichst stressfreier Umgang mit Rindern, etwa mit den Ansätzen des Low-Stress-Stockmanship-Konzepts, kann den Zeitaufwand reduzieren. Das Konzept basiert auf Vertrauen und Respekt gegenüber den Tieren und ermöglicht es, Herden oder Einzeltiere auf der Weide und im Stall zu treiben, ohne Druck durch Stöcke oder elektrische Treiber auszuüben. Praktiker berichten, dass sie nur noch halb so viel Zeit für das Treiben der Herde benötigen. Zudem wirke sich der stressfreie Umgang positiv auf die Mastleistung und die Fleischqualität aus.
Grundsätzlich ist es für den wirtschaftlichen Erfolg wichtig, den Fokus auf eine gute Herdenleistung zu legen, statt auf herausragenden Leistungen einzelner Tiere. Betriebe können sich dafür an konkreten Zielwerten orientieren, die mit der Herde angestrebt werden sollten.
Hohe Absetzquote anstreben
Dazu gehört zum Beispiel eine hohe Absetzquote von mindestens 0,95. Das heißt, dass von zehn Mutterkühen im zuchtreifen Alter im langjährigen Durchschnitt 0,95 Kälber abgesetzt werden müssen. Darüber hinaus sind hohe Zunahmen von etwa 1000 Gramm pro Tier und Tag anzustreben. Voraussetzung dafür ist ein entsprechend hohes genetisches Potenzial der Tiere mit optimaler Fruchtbarkeit, hoher Milchleistung und einem problemlosen Abkalbe-Verhalten. Ziel ist eine Trächtigkeitsrate von über 90 Prozent. Auch ein problemloser Geburtsverlauf, der möglichst ohne Hilfe erfolgen kann, ist gerade in der Mutterkuhhaltung ein wichtiger Faktor. Bei den Fleckvieh-Versuchsherden der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft Bayreuth werden zum Beispiel über 95 Prozent der Kälber ohne Hilfe geboren.
Die Körperkondition im Blick behalten
Großen Einfluss auf Fruchtbarkeit und Abkalbeverhalten hat die Fütterung der Tiere und die dadurch bedingte Körperkondition. Mutterkühe sollten ihre Leistung aus betriebseigenen Grobfuttermitteln erbringen. Voraussetzung dafür ist eine ausreichende Futteraufnahme bei hoher Futterqualität, vor allem in Bezug auf Schmackhaftigkeit und Energiegehalt (> 5,2 NEL/kg TM, LfL Bayern). Während optional konditionierte Kühe bis kurz vor dem Abkalben noch viel Grobfutter aufnehmen, geht die Aufnahme bei verfetteten Kühen bereits zwei Wochen vor der Geburt zurück. Bei nicht ausreichender Energiezufuhr beginnen diese Kühe bereits vor der Kalbung mit dem Abbau von Körperfett, was zu Leberbelastungen und Ketosen führen kann und in der Folge auch zu Fruchtbarkeitsproblemen.