Mehr Tierwohl durch Bundesförderung Mehr Tierwohl durch Bundesförderung

Mehr Tierwohl durch Bundesförderung

Auf Hof Sandbek in Schleswig-Holstein wurde 2024 ein Mastschweinestall mit Hilfe von Fördermitteln aus dem Bundesprogramm zum Umbau der Tierhaltung (BUT) umgebaut. Landwirt Dirk Hopmann erläutert im Gespräch mit nutztierhaltung.de, welche Veränderungen erfolgt sind und welche Erfahrungen er gemacht hat.

Herr Hopmann, was zeichnet Ihren Betrieb aus? 

Unser Hof steht in Sandbek bei Kappeln an der Schlei in Schleswig-Holstein. Meine Frau Bente und ich führen Hof Sandbek in der sechsten Generation. Zur Tierhaltung auf unserem Hof gehören 1.500 Mastschweine und 9.600 Masthähnchen. Die Mastschweine stehen in zwei Ställen, die beide einen Auslauf haben und Außenklimareize bieten. Beide Schweineställe sind Umbauten aus der konventionellen Schweinemast. Der jüngere der beiden Ställe wurde 2024 mit Mitteln aus dem Bundesprogramm zum Umbau der Tierhaltung, kurz BUT, gefördert. 

Im Ackerbau bewirtschaften wir 150 Hektar mit vielfältigen Kulturen. Vor ein paar Jahren haben wir auf ökologische Wirtschaftsweise umgestellt und sind dem Bioland-Verband beigetreten. Wir betreiben außerdem Windenergie- und Photovoltaikanlagen und zusammen mit zwei Geschäftspartnern die Gärtnerei Schlei-Beete als GbR, in der das erzeugte Gemüse direkt vermarktet wird. 

Woher kommt die Entscheidung für tiergerechtere Ställe mit mehr Platz und Auslauf?

Wir waren immer offen für Veränderungen der Landwirtschaft. Aus wirtschaftlichen Gründen haben wir unseren Hof nach der Übernahme 2013 zunächst konventionell mit Schwerpunkt auf intensiver Schweinemast weitergeführt. Diskussionen mit Verwandten und Freunden und nicht zuletzt unsere drei kleinen Kinder haben uns dann dazu gebracht, Veränderungen anzugehen. 

Nachdem wir mit dem ersten Stallumbau in der Schweinehaltung vor ein paar Jahren gute Erfahrungen gemacht haben, haben wir uns 2024 dazu entschieden, bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung Fördermittel aus dem Bundesprogramm zum Umbau der Tierhaltung für Veränderungen an dem anderen Stall zu beantragen.

Was haben Sie an dem Schweinemaststall alles verändert?

Im Stallinneren gibt es nun einen Schlaf- und Liegebereich mit eingestreuter Liegefläche. Der Fütterungsbereich mit Futterautomaten ist separat. Weiterhin wurde in weniger genutzten Stallbereichen Beschäftigungsmaterial installiert. So entstanden verschiedene Funktionsbereiche. 

Die Spaltenböden sind nun mit Gummimatten teilabgedeckt. Im Einstreubereich wird über die Einstreuanlage regelmäßig Stroh eingestreut, so dass die Schweine stets eine weiche Liegefläche haben. 

Uns war außerdem wichtig, dass die Schweine Außenklima- und Wetterreize haben. Deswegen wurde außen ein teilüberdachter Auslauf an den Stall angebaut. Die angebrachten Schwingtüren können die Schweine jederzeit selbst öffnen und so ihren bevorzugten Aufenthaltsbereich wählen. 

Der Auslauf ist zudem mit einer Raufe versehen, die mit Saft- und Raufutter wie frisch gemähtem Kleegras im Sommer und Kleegrassilage im Winter gefüllt wird. So haben unsere Tiere zwar keinen Weidegang, aber wir bringen die Weide zu den Tieren. Zusätzlich streuen wir einen Teil der Ausläufe mit Stroh ein. 

Wer hat Sie beim Umbau beraten?

Bei den Planungen der Stallumbauten hat uns der Berufsverband Ökologischer Landbau im Norden e. V. unterstützt, der uns auch schon bei anderen Entscheidungen geholfen hat. Nachdem wir wie gesagt mit dem kleineren Stall mit 400 Plätzen schon erste Erfahrungen gesammelt hatten, haben wir den großen Maststall mit Hilfe der Förderung des Bundesprogrammes Umbau der Tierhaltung verändert. 

Welche Umbaumaßnahmen hat das Bundesprogramm Umbau der Tierhaltung konkret gefördert?

Ein großer Teil der investiven Förderung des BUT floss in die teilüberdachten Ausläufe als neuen Anbau des vorhandenen Stallgebäudes. 

Aber wir haben auch einige kleinere Umbaumaßnahmen realisiert. Dazu zählen zusätzliche Fenster, durch die jetzt mehr natürliches Licht in den Stall gelangt. 

Die Anzahl der Tiere im Stall hat sich durch die Maßnahmen reduziert. Hatten wir zuvor im konventionellen Stall Platz für 1.900 Mastschweine, haben wir jetzt 1.100 Mastschweine in Bioland-Haltung. 

Durch die angebauten Ausläufe und die Mistflächen in den Buchten hat sich die Gesamtgrundfläche des Stalls in etwa verdoppelt. Jedem Tier steht nun in etwa die vierfache Fläche im Vergleich zur vorherigen konventionellen Haltung zur Verfügung. 

Insgesamt haben wir gut 700.000 Euro in den neuen Stall investiert, wovon 315.000 Euro Eigenmittel waren. 

Über das Bundesprogramm zum Umbau der Tierhaltung wurde beispielsweise auch die für die Haltungsumstellung notwendige Anschaffung eines Teleskopladers mit 85.000 Euro und die Einrichtung des Strohlagers gefördert. 

Auf den Stall entfallen etwa 610.000 Euro an Kosten, wovon 550.000 Euro für den Umbau inklusive Mistlager und 60.000 Euro für die Stroh-Einstreuanlage ausgegeben wurden. Das entspricht einer Investition von rund 500 Euro pro Mastplatz. 

Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Stallumbau?

Da wir ein paar Jahre zuvor bereits einen kleineren Schweinestall umgebaut hatten, waren wir recht gut auf den größeren Umbau 2024 vorbereitet und haben nur kleinere Anpassungen vorgenommen. 

Sehr angenehm ist meiner Meinung nach die automatische Stroh-Einstreumaschine für den Innenbereich. Der Umbau lief weitgehend planmäßig: Er hat zwar zwei Wochen länger gedauert, war aber etwas günstiger als kalkuliert.

In Bezug auf Förderprogramme hatten wir im Vorfeld nur wenig Erfahrung. Berufskollegen, die das Agrarinvestitionsförderprogramm, kurz AFP-Förderung, früher genutzt hatten, warnten uns vor überzogener Bürokratie. Unsere Erfahrung mit dem Bundesprogamm Umbau der Tierhaltung bestätigt dies ausdrücklich nicht. 

Die Antragsstellung ist mit einem gewissen Aufwand verbunden und erfordert externe Unterstützung durch eine sachverständige Person, aber alle Regeln sind gut verständlich formuliert und übersichtlich dargestellt. Der Kontakt zur Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, über die die Anträge gestellt werden, verlief sehr angenehm. 

Der Fördersatz von rund 50 Prozent und je nach Investitionsvolumen bis zu 60 Prozent - die Förderquote ist gestaffelt - ist den Aufwand auf jeden Fall wert. Wenn die Mittel bewilligt sind, können sie recht unbürokratisch entsprechend des Baufortschritts abgerufen werden, so ist unsere Erfahrung.

Und wie vermarkten Sie Ihre Schweine?

Wir vermarkten unsere Schweine über Friland. Das ist ein Tochterunternehmen von Danish Crown. Der Verkauf findet dann bundesweit im Lebensmitteleinzelhandel sowohl in Supermärkten als auch in Discountern statt. Die Direktvermarktung von Fleisch haben wir ausprobiert, momentan aber wieder eingestellt. Die Verarbeitungskosten waren recht hoch und der Umsatz für uns zu gering. Als nächsten Schritt in die Zukunft planen wir als Ergänzung zur Schweinehaltung eine kleine Biogasanlage, die mit Mist gefüttert wird. 

Herr Hopmann, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

 


Letzte Aktualisierung 08.09.2025

Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz

Zu den MuD Tierschutz

Tierwohl-Kompetenzzentrum Schaf

Beratung & Wissenstransfer

Netzwerk Fokus Tierwohl

Logo des Netzwerks Fokus Tierwohl

Zu den Veranstaltungen

Entwaldungsfreie Produkte

Abgeholzte Fläche. Klick führt zu Großansicht im neuen Fenster.

EUDR: Infos & Regelungen

Nach oben
Nach oben