Emissionsminderung im AußenklimastallEmissionsminderung im Außenklimastall

Emissionsminderung im Außenklimastall

Stallum- und Neubauten haben heute das Tierwohl im Fokus. Schweine sollen ein tiergerechtes Haltungsumfeld mit Einstreu und Außenklimareizen in Ausläufen erhalten. Die Emissionsminderung über Abluftreinigungssysteme wie Biowäscher und Biofilter ist in offenen Stallsystemen jedoch nicht möglich, so dass alternative Maßnahmen zur Emissionsminderung erforderlich sind.

Intensive Schweinehaltung auf Voll- und Teilspaltenböden findet immer weniger gesellschaftliche Akzeptanz. Mit Einführung der Haltungsstufenkennzeichnung durch den Handel können sich Verbraucher heute bewusst für Produkte aus tierwohlgerechteren Haltungsformen entscheiden. Die Haltungsstufe 3 umfasst wie die Premiumstufe 4 die Haltung im Außenklimastall. Die Ankündigung verschiedener Handelsunternehmen, in naher Zukunft nur noch Frischfleisch der Haltungsstufen 3 und 4 in ihrem Sortiment zu führen, setzt Tierhaltende unter Anpassungsdruck.

Umbau- und Neubaumaßnahmen müssen neben der tierwohlgerechten Gestaltung jedoch auch die emissionsschutzrechtlichen Anforderungen erfüllen. Abluftreinigungsanlagen können bei Außenklimaställen nicht genutzt werden, da die zentrale Abluftführung entfällt. Hier müssen alternative Maßnahmen zur Emissionsminderung ergriffen werden. Verschiedene Maßnahmen haben sich in der Praxis bereits bewährt, andere sind auf dem Weg zur Zulassungs- und Praxisreife.

Bauliche Maßnahmen

Der Stall mit dem Funktionsbereich Liegen und Schlafen sollte wärmegedämmt und mit Umluftventilatoren versehen sein, um insbesondere bei Sommerhitze seine Funktion aufrecht zu erhalten. Die Lüftung muss eine gute, zugfreie Belüftung der Liegeflächen gewährleisten, sonst tendieren die Tiere dazu, auch diesen Bereich zu verschmutzen und sich in feuchtem Kot und Harn zu kühlen. In Außenklimaställen ohne Auslauf ermöglichen großzügig dimensionierte Buchten mit Strukturelementen getrennte Funktionsbereiche. Funktionieren diese zuverlässig, reduzieren sich die emissionsaktiven Oberflächen.

Im Sommer müssen die Ruheflächen im Stallinneren stets kühler als der Auslauf sein, sonst besteht die Gefahr, dass sich die Funktionsbereiche umkehren.

Einsatz von Urease-Inhibitoren

Noch in der Versuchsphase sind sogenannte Urease-Inhibitoren. Sie hemmen das im Kot enthaltene Enzym Urease, das zur Harnstoffhydrolyse benötigt wird und maßgeblich zur Bildung und Freisetzung von Ammoniak beiträgt. Die Urease-Inhibitoren können mit Rückenspritze oder mit vollautomatisierten Dosier-Mischeinheiten, die Hersteller bereits bereithalten, ausgebracht werden. Die Anwendung muss täglich erfolgen. Bei der Applikation mit der Rückenspritze können die Tiere auf dem Kotbereich bleiben und es besteht keine Gefahr, dass sie in der Zeit der Applikation den Ruhe- und Aktivitätsbereich verschmutzen. Der beste Zeitpunkt zur Ausbringung ist unmittelbar nach dem Entmisten durch einen Schieber.

Praxisversuche im Rinderbereich haben eine Ammoniakminderung bis zu 50 Prozent ergeben. Für die Rinderhaltung steht ab 2023 ein zugelassenes Präparat zur Verfügung. Die Anwendung in der Schweinehaltung befindet sich noch in der Versuchsphase, zeigt aber positive Ergebnisse. Das haben die Messungen im Rahmen der EmiMin-Projekte durch die Uni Kiel ergeben.

Güllekühlung

Die Harnstoffhydrolyse ist wie die Methanbildung ein temperaturabhängiger Prozess. Eine Temperatursenkung auf 15 °C hemmt bereits die mikrobiologischen Prozesse. Die Kühlung der Gülle in den Flüssigmistkanälen trägt daher wirksam zur Emissionsminderung bei. Kühlrippen und Kühlschlangen können in Kanalböden eingebaut werden. Eine Alternative hierzu sind schwimmende Kühlelemente. Die Kühlung erfolgt durch Brunnen- oder aus der Regenwasserzisterne oder durch eine Wärmepumpe. Idealerweise wird die Abwärme in anderen Stallbereichen oder in Wohngebäuden genutzt. Der Minderungseffekt ist abhängig von der Kühlleistung. Zahlen aus Dänemark und den Niederlanden verweisen auf 30 bis 60 Prozent Minderung.

Gülleansäuerung

Die Gülleansäuerung macht sich zunutze, dass Ammoniak bei einem niedrigen pH-Wert (5,5) in der Gülle überwiegend als Ammonium vorliegt. Ammonium gast nicht aus und ist nach dem Eindringen der Gülle in den Boden direkt pflanzenverfügbar.

Mit angesäuerter Gülle aus dem Güllelager können die Güllekanäle im Stall oder Auslauf gespült werden. Nach VERA-Prüfprotokoll (Verification of Environmental Technologies for Agriculatural Production) beträgt die Emissionsminderung des Verfahrens 64 Prozent. Hier sind jedoch JGS-Genehmigungsvoraussetzungen und die höhere Beton- und Metallkorrosion zu berücksichtigen.

Verkleinerung der Güllekanäle und regelmäßige Entleerung

Der rasche Abfluss der Gülle aus dem Tierbereich trägt ebenso wie die unmittelbare Trennung von Kot und Harn zur Emissionsreduktion bei. In diesem Bereich sind die Emissionsminderungspotentiale am größten. Hierfür werden glatte Bleche und Böden mit Neigung in die bestehenden Kanäle eingesetzt. Diese sollten sauber gehalten oder bei Bedarf gespült werden.

Moderne Strukturspaltenböden aus Kunststoff beschleunigen ebenfalls den Abfluss und können die Ammoniakemissionen gegenüber Betonvollspalten um bis zu 37 Prozent reduzieren. Ein Angebot von planbefestigten Liegebereichen und perforierten Aktivitäts- sowie Kotbereichen fördert den Durchtritt des Kots und vermindert die emissionsaktiven Oberflächen. Die Gülle sollte regelmäßig während der Durchgänge in ein abgeschlossenes oder abgedecktes Güllelager außerhalb des Stalles entleert werden.

Kot-Harn-Trennung

Kot und Harn können in einer Unterflurschieberentmistung wirkungsvoll getrennt und der Prozess der Harnstoffhydrolyse unterbunden werden. Der Prozess verschiebt sich mit seinen emissionsaktiven Oberflächen aus dem - zur Umgebung offenen - Stallbereich in den Lagerbereich. In Frankreich sind Unterflurschieber in zwangsbelüfteten Ställen bereits seit 2008 erfolgreich in der Praxis im Einsatz und zeigen ein Emissionsminderungspotential bis zu 50 Prozent.

In jüngeren Untersuchungen lag die Effizienz von Kotförderbänder mit zwischenliegender Harnwanne mit Harnabsonderung im Auslauf im Fokus. Hier wurde in Versuchen alle drei bis vier Stunden das Kotförderband bewegt, um den Kot in den Güllekanal mit Schieber zu verbringen. Die Harnwanne sollte, so die Erkenntnisse, regelmäßig gespült werden. Bei voller Überdachung und nicht allzu hoher Luftfeuchtigkeit ist dieses Verfahren auch bei Frost funktionssicher. Der Einsatz von Kot-Harn-Bändern hat in den Niederlanden zu einer Emissionsminderung von 50 bis 75 Prozent geführt.

Management von Festmist

Je trockener der Mist ist, desto geringer ist die Umsetzung von Harnstoff in Ammoniak. Haltungssysteme, die ausschließlich auf Festmist setzen, sollten regelmäßig entmistet und häufig nachgestreut werden. Tiefstreuställe haben hier den höchsten Bedarf an Einstreumaterial. Auch hier ist es möglich den Harn durch einen schrägen Boden in einen tiefer gelegenen Güllekanal oder eine Harnrinne zügig ablaufen zu lassen und so die Harnstoffhydrolyse zu verlangsamen.

Emissionen durch Fütterung reduzieren

Ein effektiver Hebel zur Senkung des Ammoniakanfalls ist die Fütterung. Denn die Eiweißversorgung der Mastschweine wirkt sich auf die Höhe der Ammoniakemissionen aus. Als Faustregel gilt: Ein Prozentpunkt weniger Rohprotein im Futter kann den Ammoniakausstoß um rund 10 Prozent senken.

Voraussetzung für eine Rohproteinsenkung ist die Fütterung von hochverdaulichen essentiellen Aminosäuren. Die Preiswürdigkeit dieser Maßnahme ist jedoch von der jeweiligen Marktsituation abhängig. Ökobetriebe dürfen solche Aminosäuresupplemente nicht verfüttern und müssen den Bedarf über hohe Rohproteingehalte decken. In der Schweinemast sollte wenigstens eine dreiphasige Fütterung umgesetzt werden, wenn die technischen Voraussetzungen für eine Mehrphasenfütterung gegeben sind.

Bei allen Haltungssystemen hat die Reduzierung von Futterverlusten großes Potential. Die Tiere werfen zur Befriedigung ihres Wühl- und Spielbedürfnisses erhebliche Futtermengen in den Güllekanal.

    Letzte Aktualisierung 28.03.2023

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