Schwanzbeißen - Erste Hilfe Schwanzbeißen - Erste Hilfe

Akutes Schwanzbeißen im Bestand - was tun?

Bei den ersten Anzeichen eines akuten oder auch bevorstehenden Beißgeschehens in einer Bucht, muss rasch gehandelt werden. Mit "Erste Hilfe-Maßnahmen" kann gegengesteuert werden.

Werden Anzeichen für Schwanzbeißen an kleinen Anzeichen bereits im Vorfeld erkannt, kann Schlimmeres verhindert werden. Daher sollte allen Personen, die Tiere betreuen, ein Notfallplan bekannt und auch griffbereit sein.

Das gelingt allerdings nur, wenn im Arbeitsalltag genügend Zeit für die Tierbeobachtung eingeplant wird und Erfahrung im Erkennen von Auffälligkeiten vorhanden ist. Außerdem müssen stressauslösende Faktoren nicht nur bekannt sein, sondern auch im eigenen Betrieb erkannt werden. Lassen sich kleinere Störungen nicht unmittelbar abstellen, muss noch mehr Augenmerk auf das Erscheinungsbild der Tiere und ihr Verhalten gelegt werden.

Erste Hilfe rasch einleiten

Auch wenn die Umsetzung im Arbeitsalltag zunächst schwierig erscheint: Neben den normalen Routinegängen im Stall lohnt es, eine regelmäßige Tierbonitur nach einer festgelegten Checkliste durchzuführen und die Ergebnisse zu dokumentieren. Diese Checkliste bringt System in die Tierkontrolle und hilft bei der Früherkennung.

Treten die ersten Anzeichen von Schwanzbeißen auf, müssen Tierhaltende sofort gegensteuern. Schnelle Abhilfe kann zum Beispiel ein "Notfallkoffer“ mit neuem, bisher unbekanntem Spielzeug verschaffen und sollte daher immer bereitstehen. So wird auch erst einmal Zeit für eine Ursachenforschung gewonnen oder, um erforderliche Änderungen in der Haltung oder im Management vornehmen zu können.

Täter- oder Opfertiere entfernen?

Es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, ob Täter- oder Opfertiere aus der Gruppe entnommen werden sollen. Wer ausreichend Platz hat, entnimmt am besten beide aus der Gruppe.

Je früher die Intervention erfolgt, umso größer ist die Chance, dass das eine wie das andere Tier wieder erfolgreich zurück in die Gruppe verbracht werden kann. Umgruppierungen erzeugen ihrerseits wieder Stress, den es zu vermeiden gilt.

Verletzte Schwänze müssen rasch mit einem zugelassenen Wundspray versorgt werden. Dieses enthält zusätzlich vergrämende Bitterstoffe, die Nachahmungstäter abhalten. Holzteer ist als Vergrämungsstoff bei lebensmittelliefernden Tieren nicht erlaubt!

Mögliche Ursachen identifizieren

Nicht nur Langeweile und Frust führen zum Schwanzbeißen. Stress entsteht auch, wenn Tiere Durst leiden, weil zum Beispiel nicht alle Tränken einer Bucht funktionieren. Eine der ersten Kontrollmaßnahmen ist daher die Durchflusskontrolle an den Tränken von Buchten mit Beißgeschehen.

Gelegentlich liegen die Ursachen auch im Nährstoff- oder Mineralstoffmangel und an Mängeln in der Futterration insgesamt. Futter und Wühlmöglichkeiten lenken die Tiere vorübergehend ab und verschaffen Landwirtinnen und Landwirten wichtige Zeit, um die Ursachen abzustellen und dafür zu sorgen, dass ein Beißgeschehen nicht weitere Tiere in Mitleidenschaft zieht. Das Ablenkungsfutter muss attraktiv, rohfaser- und nährstoffreich sein. Besser als Stroh eignen sich Gras- und Luzernecobs, mineralische Lecksteine und als Futtermittel deklarierte Gesteinsmehle.

Um das Futtersuch- und Erkundungsverhalten zu befriedigen, können Aufzuchtferkeln Wühlerden und Ferkeltorf angeboten werden. Bei Mastschweinen eignen sich auch Gras- und Maissilage, um die Tiere abzulenken und zusätzlich zu beschäftigen. Toxinbinder oder hygienisch aufbereiteter Torf trägt zur Stabilisierung des Darms bei.

Ist ausreichend Beschäftigung vorhanden?

Auf dem Markt gibt es mittlerweile ein großes Angebot von verformbarem Kauspielzeug aus Holz, Kunststoff und Naturkautschuk. Ebenso groß sind die Möglichkeiten, Spielzeug selbst mit preisgünstigen Materialien des Betriebes zu bauen und in Reserve zu behalten. Neues und unbekanntes Spielzeug regt die Neugier und Erkundungsbereitschaft der Tiere an und lenkt so von den Schwänzen der Artgenossen ab.

Soweit möglich, sollten Tierhaltende bei einem drohenden oder bereits akuten Beißgeschehen auch die Belegungsdichte reduzieren. Grundsätzlich stellt der vorgeschriebene Platzbedarf lediglich die absolute Untergrenze dar.

Werden alle diese Maßnahmen berücksichtigt, bestehen gute Chancen, dass die Schwänze der Buchtenkollegen weniger im Zentrum der Aufmerksamkeit der Schweine stehen und damit auch nicht verletzt werden.


Letzte Aktualisierung 18.08.2023

Tierwohl-Kompetenzzentrum Schaf

Beratung & Wissenstransfer

Netzwerk Fokus Tierwohl

Logo des Netzwerks Fokus Tierwohl

Zu den Veranstaltungen

Entwaldungsfreie Produkte

Abgeholzte Fläche. Klick führt zu Großansicht im neuen Fenster.

EUDR: Infos & Regelungen

Nach oben
Nach oben