Es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, ob Täter- oder Opfertiere aus der Gruppe entnommen werden sollen. Wer ausreichend Platz hat, entnimmt am besten beide aus der Gruppe.
Je früher die Intervention erfolgt, umso größer ist die Chance, dass das eine wie das andere Tier wieder erfolgreich zurück in die Gruppe verbracht werden kann. Umgruppierungen erzeugen ihrerseits wieder Stress, den es zu vermeiden gilt.
Verletzte Schwänze müssen rasch mit einem zugelassenen Wundspray versorgt werden. Dieses enthält zusätzlich vergrämende Bitterstoffe, die Nachahmungstäter abhalten. Holzteer ist als Vergrämungsstoff bei lebensmittelliefernden Tieren nicht erlaubt!
Mögliche Ursachen identifizieren
Nicht nur Langeweile und Frust führen zum Schwanzbeißen. Stress entsteht auch, wenn Tiere Durst leiden, weil zum Beispiel nicht alle Tränken einer Bucht funktionieren. Eine der ersten Kontrollmaßnahmen ist daher die Durchflusskontrolle an den Tränken von Buchten mit Beißgeschehen.
Gelegentlich liegen die Ursachen auch im Nährstoff- oder Mineralstoffmangel und an Mängeln in der Futterration insgesamt. Futter und Wühlmöglichkeiten lenken die Tiere vorübergehend ab und verschaffen Landwirtinnen und Landwirten wichtige Zeit, um die Ursachen abzustellen und dafür zu sorgen, dass ein Beißgeschehen nicht weitere Tiere in Mitleidenschaft zieht. Das Ablenkungsfutter muss attraktiv, rohfaser- und nährstoffreich sein. Besser als Stroh eignen sich Gras- und Luzernecobs, mineralische Lecksteine und als Futtermittel deklarierte Gesteinsmehle.
Um das Futtersuch- und Erkundungsverhalten zu befriedigen, können Aufzuchtferkeln Wühlerden und Ferkeltorf angeboten werden. Bei Mastschweinen eignen sich auch Gras- und Maissilage, um die Tiere abzulenken und zusätzlich zu beschäftigen. Toxinbinder oder hygienisch aufbereiteter Torf trägt zur Stabilisierung des Darms bei.
Ist ausreichend Beschäftigung vorhanden?
Auf dem Markt gibt es mittlerweile ein großes Angebot von verformbarem Kauspielzeug aus Holz, Kunststoff und Naturkautschuk. Ebenso groß sind die Möglichkeiten, Spielzeug selbst mit preisgünstigen Materialien des Betriebes zu bauen und in Reserve zu behalten. Neues und unbekanntes Spielzeug regt die Neugier und Erkundungsbereitschaft der Tiere an und lenkt so von den Schwänzen der Artgenossen ab.
Soweit möglich, sollten Tierhaltende bei einem drohenden oder bereits akuten Beißgeschehen auch die Belegungsdichte reduzieren. Grundsätzlich stellt der vorgeschriebene Platzbedarf lediglich die absolute Untergrenze dar.
Werden alle diese Maßnahmen berücksichtigt, bestehen gute Chancen, dass die Schwänze der Buchtenkollegen weniger im Zentrum der Aufmerksamkeit der Schweine stehen und damit auch nicht verletzt werden.