Nein. Die Milcherzeugung kann zumindest teilweise aus gutem Grund weiterhin auf Ackerbaustandorten laufen. Dann nämlich, wenn durch die Futterbaukomponenten das Ackerbausystem verbessert wird.
Das gelingt beispielsweise mit zweijährigem Kleegrasanbau. Idealerweise würde dieser Ansatz zunächst mit Anreizen durch den Staat gefördert. Das ginge zum Beispiel als neue Ökoregel, weil mit Kleegras durch Kohlenstoffanreicherung im Boden effizientes "Carbon farming“ betrieben wird.
Damit geht praktischer Wasserschutz einher, denn die N-Auswaschungsverluste gehen gegen Null. Außerdem wird eine biologische Unkrautbekämpfung mitgeliefert und ein höchster Vorfruchtwert für zwei Folgefrüchte. All das ist in bisherigen Berechnungen zum ökonomischen Wert des Kleegrasanbaus nicht enthalten - obwohl wir zeigen können, dass auf dieser Basis erzeugte Milch Umweltkosten vermeidet. Und zwar in Höhe von bis zu 30 Eurocent je kg ECM im Vergleich zu aktuellen Intensiv-Stallhaltungssystemen.
Sehen Sie weitere mögliche Lösungen?
Lösungen sind für mich definierte und zertifizierfähige Mischformen aus ökologischer und konventioneller Wirtschaftsweise - sozusagen "Das Beste aus zwei Welten“. Ein Hybridsystem aus konventioneller Bewirtschaftung mit Elementen des Ökolandbaus. So schaffen wir es, Landnutzung in Einklang mit dem Ressourcenschutz zu bringen.
Wir haben an der Universität Kiel Berechnungen angestellt, nach denen ein Milchviehbetrieb mit Weidegang, Verzicht auf mineralischen Stickstoffdünger und Zukauf von maximal 25 Prozent der Energie heute schon wettbewerbsfähig ist, obwohl die Milchleistung der Kühe geringer ist.
Am Versuchsgut Lindhof beträgt die direktkostenfreie Leistung 33 Cent im Gegensatz zu 9 Cent bei vergleichbaren konventionellen Milchviehbetrieben in Schleswig-Holstein.
Wenn ein konventioneller Milchviehbetrieb 50 Prozent der Fruchtfolge nach Ökostandards ausrichtet und insbesondere zweijähriges Kleegras anbaut und auch die dann folgende Sommerung ohne mineralischen Dünger und ohne chemischen Pflanzenschutz bewirtschaftet, bevor zum Beispiel in einer sechsgliedrigen Fruchtfolge drei konventionell angebaute Kulturen wie Weizen und Raps folgen, dann wäre die Farm-to-Fork-Strategie ohne deutliche Ertragsverluste elegant umgesetzt!
Wir sollten also wesentlich mehr als bisher testen, was geht und weniger darüber klagen, was nicht geht. Und wir sollten weniger in den "reinen Lehren“ verharren.
Herr Professor Taube, vielen Dank für das Gespräch!