Die verlängerte Aufzucht der Verkaufskälber auf dem Milchviehbetrieb kostet Geld. In einer Praxiserhebung im ersten Halbjahr 2022 im landwirtschaftlichen Bildungszentrum Echem in Niedersachsen wurden zusätzliche Kosten von durchschnittlich 130 Euro je Kalb für einen zwei Wochen längeren Verbleib auf dem Geburtsbetrieb errechnet.
Darin enthalten sind die Kosten für Milchaustauscher (ad libitum bis 21. Tag, danach Begrenzung auf 10 Liter pro Tag und Kalb), die 90 Euro je Kalb ausmachten. Das Enthornen der Tiere und Impfungen schlagen mit etwa 15 Euro zu Buche sowie 20 Euro für Einstreu und Kälber-TMR je Kalb und Arbeitszeit. Einige Kälber erlitten Durchfallerkrankungen oder Atemwegsinfekte, die je nach Schweregrad Kosten zwischen 30 und 60 Euro je Kalb verursachten. Diese Kosten wurden anteilig mit in die Durchschnittskosten eingerechnet.
Diese Kostenaufstellung macht deutlich, wie wichtig eine gute Kälbergesundheit und damit eine intensive Fütterung ist. Sie bilden die Grundlage für hohe Zunahmen und gute Verkaufsgewichte, denn schwere und gut entwickelte Kälber erzielen am Markt deutlich bessere Preise.
Das gilt für schwarzbunte Bullenkälber, aber insbesondere auch für Kreuzungskälber. Deshalb ist die gezielte Anpaarung der Hostein Friesian Kühe, die nicht für die Zucht genutzt werden sollen, mit Fleischrassen sinnvoll.
Kosten sparen durch Gruppenhaltung
Um die Kosten für die Aufzucht der Verkaufskälber so gering wie möglich zu halten, bietet sich die Haltung der Kälber in kleinen Gruppen oder als Pärchen an. Außerdem führt die Haltung in Kleingruppen zu mehr Tierwohl, da sie den Kälbern soziale Kontakte zu ihren Artgenossen erlaubt.
Die Einzelhaltung in Boxen oder Iglus ist arbeitszeitintensiv. Gut geeignet sind Kälberboxen, in denen die Trennwände herausgenommen werden können. Es gibt inzwischen verschiedene Kälberhütten auf dem Markt, mit denen sich eine Gruppenhaltung der Verkaufskälber effektiv umsetzen lässt.
Allerdings sind die Platzvorgaben der Tierschutzhaltungsverordnung für Kälber in Gruppenhaltung ab der dritten Lebenswoche bis acht Wochen einzuhalten. Sie besagen, dass pro Kalb mindestens 1,5 m² Bodenfläche zur Verfügung stehen muss.
Eine weitere Einsparung an Arbeitszeit lässt sich durch den Einsatz von automatisierten Fütterungssystemen erzielen. Diese haben zudem den Vorteil, dass sie den Kälbern die Milch in mehreren Portionen über den Tag verteilt zu sich nehmen können, was ihrer natürlichen Ernährung näher kommt.
Bessere Versorgung, höherer Erlös
Der verlängerte Verbleib der Verkaufskälber auf dem Geburtsbetrieb erhöht die Kosten für die Milchviehbetriebe durch Vorhalten von Stallplätzen, Futter und Arbeit. Am Markt werden allerdings schwere Kälber honoriert, so dass eine gute Versorgung der Kälber angestrebt werden sollte.
Eine frühzeitige und ausreichende Kolostrumversorgung ist der beste Schutz vor Erkrankungen in den ersten Lebenstagen. Die Unterschiede mehr oder weniger gut versorgter Kälber sind nach 28 Tagen sichtbarer als nach 14 Tagen. Insbeonsdere gut entwickelte Kreuzungskälber erzielen deutlich bessere Preise, so dass sich bei den Kühen, die nicht für die Zucht gedacht sind, eine Anpaarung mit Mastrassen lohnen kann.