Was mit einigen, vorwiegend kleineren Betriebe begann, stößt sowohl bei Milcherzeugern wie auch in der Gesellschaft auf viel Resonanz. Wer sich nun überlegt, in die mutter- oder kuhgebundene Aufzucht einzusteigen, sollte sich allerdings über die eigenen Beweggründe im Klaren sein. Denn wer diesen Schritt geht, ohne richtig dahinterzustehen, wird die neue Herausforderung nur schwer stemmen können.
Das Aufzuchtverfahren an der Kuh hat direkten Einfluss auf den täglichen Arbeitsablauf. Das Schleppen und Waschen von vielen Eimern und Behältern fällt weg, was zu Arbeitseinsparung führt. Dafür nimmt der Zeitaufwand für die Tierbetreuung deutlich zu. Es müssen Gruppen zusammengestellt und gut beobachtet werden und das Einzeltier muss man auch in der Gruppe genau im Blick haben und Kontakt zu ihm aufbauen. Auf der anderen Seite wirkt sich die Umstellung aber in Studien und Praxis positiv auf die Gesundheit und Entwicklung der Tiere aus - bei den Kälbern und den Kühen. Ein weiterer Nebeneffekt ist, dass die Kälber von den Kühen den Alltag in Herde und Betrieb lernen, was sich später positiv im Betriebsablauf bemerkbar machen kann.
Erfolg haben wird, wer überzeugt von dieser Aufzuchtmethode ist, neue Wege ausprobieren kann und möchte und durch geschickte Vermarktung idealerweise höhere Erlöse erzielen kann. Auf jeden Fall ist es ratsam, sich zuvor mit den verschiedenen Formen der muttergebundenen Aufzucht zu befassen und entsprechende Betriebe zu besuchen, um die beste Form für den eigenen Betrieb zu entwickeln.
Verschiedene Systeme mit fließendem Übergang
Welches System im eigenen Betrieb durchgeführt werden kann, hängt unter anderem von den stallbaulichen Gegebenheiten ab, ob Umbauten durchgeführt werden müssen und was diese kosten. Außerdem müssen alle tierbetreuenden Personen bereit sein, sich auf die andere Haltungsform mit anderen Arbeitsschwerpunkten einzulassen.
Grob teilen Fachleute die kuhgebundene Aufzucht in System Dauerkontakt, System Halbtagskontakt und System Kurzzeitkontakt als reine muttergebundene Systeme ein. Daneben gibt es das System Amme und ein Mix aus Mutter und Amme.
- Beim System Dauerkontakt sind die Kühe und Kälber den ganzen Tag zusammen, die Kälber können sich aber in einen Kälberschlupf zurückziehen.
- Beim System Halbtagskontakt haben Kühe und Kälber zwischen zwei Melkzeiten entweder tagsüber oder nachts Kontakt.
- Beim System Kurzzeitkontakt hat das Kalb nur zweimal täglich für etwa eine Stunde Kontakt zur Mutter in einem Begegnungsraum.
Alle Systeme haben unterschiedliche Anforderungen an Management, Betreuung und betriebliche Voraussetzungen, so dass genau geprüft werden sollten, welches System das passende für den eigenen Betrieb ist.