Im Rahmen des Verbundprojekts REGROBRA wurde untersucht, welchen Stress das "Austreiben“ bei Rindern verursacht und welchen Effekt ein Training für die Evakuierung im Falle eines Brands im Kuhstall hat. Dabei wurden beispielsweise die Rettungswege an das Sehvermögen der Kühe und Tierverhalten angepasst, indem beispielsweise die Gülleabwurfgitter am Stallausgang mit einer Holzplatte mit Gummibelag versehen wurden.
Diese Art der Abdeckung stellt eine einfach umsetzbare Sofortmaßnahme dar, mit der viele Landwirte unmittelbar und selbstständig die Rettungsmöglichkeiten bei sich im Betrieb verbessern können, so die Projektbetreuer. Es zeigte sich auch, dass eine optimale Gestaltung von Rettungswegen verbunden mit einer adaptierten Einsatztaktik der Feuerwehr erfolgversprechend ist: Die Evakuierung von 23 ungewöhnten Milchkühen gelang in unter einer Minute.
Außerdem wurden die Quer-Laufgänge verschlossen, damit die Rinder in gerader Richtung ausgetrieben werden konnten. Bei einer nächtlichen Evakuierungs-Einsatzübung der örtlichen Feuerwehr wurde zwar die angrenzende Weide ausgeleuchtet, aber darauf geachtet, dass die Kühe beim Austritt nicht direkt geblendet wurden. Die an den Austrieb gewöhnten Kühe verließen den Stall zielgerichteter, zweieinhalb Mal so schnell und blieben besser zusammen.
Darüber hinaus wurde die Gewöhnung an den Austrieb auf Einzeltierebene analysiert. Das Wissen, dass immer dieselben Rinder beim Austrieb vorne laufen, sich bestimmte Tiere leichter austreiben lassen und welche Tiere der Herde das sind, erleichtert im Brandfall ebenfalls die Evakuierung.
Aus den Ergebnissen des REGROBRA-Projektes wurden Empfehlungen für die Gestaltung und Vorbereitung von Rettungswegen sowie von Sammelstellen für die Rinder außerhalb vom Stall in einem Bewertungsbogen zusammengefasst. Zukünftig können Landwirtinnen und Landwirte damit die Situation auf ihrem Milchviehbetrieb im Hinblick auf eine Evakuierung im Brandfall oder anderen Katastrophen analysieren und verbessern, indem sie ihr individuelles Tierrettungskonzept entwickeln.
Im Brandfall Tierverhalten nutzen
Wer seinen Stall "mit den Augen des Tieres“ anschaut und Anpassungen vornimmt, kann das Austreiben der Rinder im Ernstfall beschleunigen und Störfaktoren frühzeitig beseitigen. Ein Training, wie es beispielsweise der tägliche Weideaustrieb sein kann, zahlt sich bei einem Brand aus.
Auch wenn nicht jede Landwirtin und jeder Landwirt eine jährliche Nachtübung mit den Kühen vornehmen kann, so lohnt es sich doch eine Ortsbegehung mit der örtlichen Feuerwehr durchzuführen. Mögliche Triebwege und der Notfallsammelplatz können vorbesprochen werden. Ein Ortsbesuch und eine Vorbesprechung helfen umso mehr, wenn in der Feuerwehr keine Personen sind, die Erfahrung im Umgang mit Rindern haben.